Die Sportler aus den USA und Kanada werden sicherlich wieder ganz vorne mit dabei sein, wenn es im Februar in Peking um olympische Medaillen geht. Während Ski-Alpin, sämtliche Freestyle-Disziplinen und natürlich allem voran Eishockey in Nordamerika große Nummern sind, treibt das Skispringen weiterhin ein Schattendasein. Nur ein paar wenigen Sportlern gelang es in den letzten Jahren, mit der Weltspitze einigermaßen Schritt zu halten.

Die Hoffnungen beruhen auf Mackenzie Boys-Clowes

Der mit Abstand aussichtsreichste Springer ist Mackenzie Boyd-Clowes. Der 30-Jährige ist seit zehn Jahren im Weltcup vertreten und schaffte es immerhin punktuell, die großen Nationen zu ärgern. Gerade zu Beginn des letzten Winters dürften sich einige verwundert die Augen gerieben haben. Dem 30-Jährigen gelang ein hervorragender neunter Platz beim Weltcup-Auftakt in Wisla. Kurz vor Weihnachten toppte er das Ergebnis von Wisla sogar noch mit einem sechsten Platz in Engelberg. Wenngleich dem Kanadier im Verlaufe der Saison ein wenig die Luft ausging, kann sich ein 32. Platz in der Gesamtwertung durchaus sehen lassen. Besser war der Springer vom Altius Nordic Ski Club in seiner Karriere noch nie.


Der Sommer des kanadischen Vorzeigespringers verlief allerdings überhaupt nicht rund. Bei den Continental-Cup-Springen in Bischofshofen belegte er nur die Plätze 43 und 55. In Klingenthal lief es mit Rang 54 zunächst ähnlich mies, ehe er mit dem 17. Platz beim zweiten Springen doch bewies, dass er das Skispringen noch beherrscht. Trotzdem zeigten die Ergebnisse, das bis zum Saison-Auftakt noch einiges an harte Arbeit wartet. Zuletzt bereitete sich Boyd-Clowes in Planica vor, wie es für Springer aus Nordamerika üblich ist.

Hoffen wir mal, dass der Routinier an den richtigen Schrauben drehen konnte. Mit einem ähnlich raketenartigen Start wie im Vorjahr ist aber eher nicht zu rechnen.

Kann Soukup nach ordentlichen Sommer-Leistungen auch im Winter punkten?

Neben Boyd-Clowes gibt es in Kanada nur noch einen aktiven Springer, der bereits im Weltcup punkten konnte. Die Rede ist von Matthew Soukup. Der 24-Jährige durfte in Engelberg als 30. seinen ersten Weltcup-Zähler feiern. Kurz zuvor erreichte er bei der Skiflug-WM in Planica einen beachtenswerten 27. Platz. Im Sommer zeigte sich die Nummer zwei im kanadischen Team immerhin recht stabil. Nach den Rängen 18 und 26 beim COC in Frenstat, sicherte er sich auch bei seinen SGP-Starts in Schuchinsk und Chaikovsky als 21., 25. und 27. Punkte. Allerdings waren die Springen auch zugegebenermaßen nicht gut besetzt. Trotzdem kann man Soukup bescheinigen, dass er sich eine stabile Grundlage erarbeitet hat. Vereinzelt dürften also auch in der kommenden Saison Punkte möglich sein. Doch auch jede erfolgreich bestrittene Qualifikation würde dem 24-Jährigen weiterhelfen.


Mit Nigel Lauchlan, Joshua Maurer und Stephane Tremblay stehen noch drei weitere Springer zur Verfügung, die aber kein Weltcup-Niveau besitzen. Hier werden Punkte beim COC das Höchste der Gefühle sein.

US-Amerikaner Hoffen auf Rückkehrer Kevin Bickner

Die US-Amerikaner konnten sich im vergangenen Winter lediglich drei Weltcup-Zähler ergattern. Diese gingen auf das Konto von Casey Larson, der in Ruka Rang 28 erreichte. Der 22-Jährige schaffte zudem die Qualifikation bei der Skiflug-WM, schied jedoch als 39. aus. Im Sommer war der 22. Platz von Chaikovsky sein bestes Ergebnis.

Schon deutlich größere Erfolge hat der amerikanische Rekordhalter Kevin Bickner (244,5 Meter) vorzuweisen. Der 25-Jährige konnte in seiner Karriere schon 18-mal Weltcup-Zähler sammeln und bei den Olympischen Spielen 2018 die Plätze 18 und 20 belegen. Im letzten Winter pausierte der US-Amerikaner aber. Seine Vorstellungen im Sommer waren leider wenig vielversprechend. Bickner blieb beim COC in Bischofshofen mit den Rängen 37 und 53 ohne Punkte und kam auch beim Sommer-GP von Hinzenbach nicht über Platz 47 heraus.

Immerhin zeigte er sich im Interview mit skijumping.pl top motiviert.
„Ich will immer noch springen, es ist definitiv noch nicht die Zeit, meine Karriere zu beenden. Nur für den Moment dachte ich, die Pause wäre das Beste, was ich für mich und die Qualität meiner Sprünge tun kann. Ich bin fest entschlossen, jetzt hart zu arbeiten und wieder auf das Niveau der letzten Saisons zu kommen oder es noch weiter zu steigern. Natürlich ist eine solche Trainingspause eine Hürde, die ich überwinden muss, aber ich werde diese Herausforderung meistern. Ich habe mich nicht auf den Bauch gelegt, ich war damals sehr aktiv, daher ist der Allgemeinzustand meines Körpers zufriedenstellend, erklärte er zu Beginn des Sommers.

Decker Dean und Andrew Urlaub auf der Suche nach Stabilität

Für Bickner dürfte es dennoch ein hartes Unterfangen werden, im kommenden Winter wirklich unter den besten 30 der Welt mitzumischen. Allerdings bleiben dem US-Team noch zwei Athleten, die sich ebenfalls im Weltcup etablieren könnten.

Einer von ihnen ist der 21-jährige Decker Dean. Mit Rang zwei beim COC in Willingen gelang dem jungen Springer im letzten Winter ein echter Überraschungscoup. Allerdings fehlt es Dean noch an der nötigen Konstanz. Nach einem soliden 33. Platz bei der WM in Oberstdorf startete er im COC mit zwei Plätzen jenseits der Top-50 denkbar schlecht in die Sommersaison. Beim spärlich besetzten SGP in Chaikovsky verfehlte er als einer der wenigen die Punkteränge. Nach diesen eher dürftigen Auftritten kann man die Ränge 43 und 45 bei den Grand-Prix-Springen von Hinzenbach und Klingenthal schon als Steigerung werten. Demnach fiebert der Springer nun auch schon dem Auftakt in Russland entgegen, wie aus seinem Instagram-Profil zu entnehmen ist.

https://www.instagram.com/p/CVp6rRLqnyY/


Der vielleicht größte Hoffnungsträger des US-Teams ist aber vermutlich Andrew Urlaub. Der 20-Jährige konnte im Winter 2020/21 zwar kaum für Aufsehen sorgen, sprang jedoch eine bessere Sommer-Saison als seine Kollegen. Mit den Rängen 5, 15, 11 und 3 überzeugte die Nachwuchs-Hoffnung bei den COC-Springen von Frenstat und Rasnov.

Allerdings konnte Urlaub diese Form nicht halten und belegte bei den letzten COC-Springen in Bischofshofen zweimal die Plätze 49. Allerdings haben auch wesentlich routiniertere Springer im Sommer mit Höhen und Tiefen zu kämpfen. Ähnlich wie Decker Dean hat auch Andrew Urlaub gezeigt, dass grundsätzlich das Potenzial für den Weltcup vorhanden wäre. Allerdings mangelt es den beiden Springern noch ordentlich an Stabilität.

Nach Van und Hendrickson: USA und Kanada auf der Suche nach neuen Hoffnungsträgerinnen

Gespannt darf man darauf sein, ob sich die nordamerikanischen Damen im kommenden Winter wieder besser präsentieren. Vor wenigen Jahren gehörten mit Lindsey Van und Sarah Hendrickson immerhin zwei US-Damen zur absoluten Weltspitze. Im letzten Winter ging lediglich ein Weltcup-Punkt nach Nordamerika. Diesen sicherte sich Abigail Strate beim Weltcup-Finale in Nizhny-Tagil. Im Sommer zeigte die 20-Jährige allerdings, dass dies keinesfalls eine Ausnahme bleiben muss. Beim Sommer-Grand-Prix in Frenstat sorgte sie mit Platz 13 für einen Hoffnungsschimmer. Zudem gelangen der Springerin noch bei vier weiteren Grand-Prix-Springen Ränge zwischen 20 und 30.

Abigail Strate ist jedoch nicht die einzige Kanadierin, die sich im kommenden Winter Hoffnungen auf Punkte machen kann. Die erst 17-jährige Alexandria Loutitt konnte sich mit Rang 19 beim SGP in Klingenthal erstmals ins Rampenlicht springen. Mit Natalie Eilers, Nicole Maurer und Natasha Bodnarchuk kämpfen noch drei weitere Springerinnen um den Anschluss. Allerdings konnte keine der drei im vergangenen Winter oder Sommer Punkte in einem Weltcup- oder SGP-Springen holen.

Immerhin: Mit der Sommervorbereitung sind die kanadischen Springerinnen zufrieden. „Wir hatten einen tollen Sommer und danken allen, die dazu beigetragen haben, dass er so gut war! Jetzt sind wir bereit für die letzte SGP, bevor wir uns auf die Wintersaison vorbereiten“, ist auf Instagram zu lesen.

Bei den US-Damen ist die Situation eher noch ein wenig schwieriger. Lediglich Nina Lussi konnte im Weltcup bereits ein paar Punkte holen. Allerdings stammt der letzte Zähler aus dem Januar 2019. Immerhin glückte ihr jedoch im Sommer ein 23. Platz beim SGP in Frenstat, was beweist, dass Punkte im Winter nicht ausgeschlossen wären. Darüber hinaus konnten sich keine US-Damen Punkte im Sommer Grand Prix oder Weltcup sichern. Im COC konnten sich Anna Hoffmann und Anika Belshaw immerhin mehrere Plätze zwischen 15 und 20 sichern. Dies ist jedoch wenig aussagekräftig, da die Wettbewerbe oft nur spärlich besetzt waren.

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