Selbstbewusst, zielstrebig und sehr herzlich – so lässt sich DSV-Adler Simon Spiewok (21) passend umschreiben. Der junge Adler, der für den TuS Neuenrade an den Start geht, hat aber auch auf den Schanzen der Welt viel drauf – und möchte künftig regelmäßig im Weltcup mitmischen. Skispringen-news.de-Redakteur Lars-Henrik Wacker hat sich mit Simon ausgetauscht – unter anderem über die aktuelle Wintersaison, das Erwachsenwerden und seinen Namensgeber Simon Ammann.

Skispringen-news.de: Simon, rund die Hälfte der Wintersaison 2022/2023 ist schon um. Wie bewertest du bis dato deinen Winter?

Simon Spiewok: Bisher war es auf jeden Fall eine harte Saison, mit vielen Höhen und Tiefen. Ich merke aber, dass ich mich im Vergleich zu den letzten Jahren gut steigern konnte. Ich merke auch, dass es von Saison zu Saison immer härter wird, in die Weltspitze reinzukommen. Aber ich bin auf einem relativ guten Weg. Mir fehlt da nicht mehr ganz so viel. Ich muss aber weiterhin konsequent bleiben und dann denke ich, kann ich die nächste Halbzeit vom Winter auch gut meistern.

Skispringen-news.de: In dieser Saison im Continentalcup hast du mit Platz 16 in Ruka und Platz 13 in Engelberg zweimal deine COC-Bestleistung übertroffen. Zwischendrin gab es dann aber auch mehrere Springen, in denen es nicht für den zweiten Durchgang gereicht hat. Wie erklärst du dir die Schwankungen?

Simon Spiewok: Das kann natürlich ganz schnell gehen. Die Leistungsdichte im COC ist natürlich auch ziemlich hoch. Wenn ich mal einen guten Sprung erwische, dann kann ich mich um die Top 15 einreihen. Aber wenn mal ein Sprung daneben geht, sehe ich noch nicht mal den zweiten Durchgang. Da muss also jeder Sprung sitzen, sonst passiert das mal. Aber das passiert jedem. Das passiert auch im Weltcup. Und deshalb heißt es, in jedem Sprung bestmöglich zu performen, sonst sieht es im zweiten Durchgang schlecht aus.

Skispringen-news.de: Eine besondere Situation hast du in diesem Winter in Garmisch-Partenkirchen erlebt. Du warst zum ersten Mal als Teil der nationalen Gruppe bei der Vierschanzentournee dabei. Mit etwas Abstand: Wie blickst du auf das zurück, was da alles passiert ist?

Simon Spiewok: Es war auf jeden Fall eine schöne Erfahrung bei der Vierschanzentournee. Ich konnte viele Eindrücke sammeln. Die Kulisse war eine ganz andere, dann ist das Fernsehen mit dabei, Zuschauer, Fans und alles. Da ist dann auch die Nervosität ein bisschen größer. Dass ich disqualifiziert wurde, ist natürlich blöd. Aber das weiß ich nun für das nächste Jahr und dann hoffe ich, dass ich beim nächsten Mal bei der Vierschanzentournee besser angreifen und performen kann.

Skispringen-news.de: Die Entwicklung von jungen Skispringern über einen längeren Zeitraum zu beobachten, ist immer sehr spannend. Du bist mir das erste Mal bei der Deutschen Meisterschaft in Oberwiesenthal, im Oktober 2017, aufgefallen – damals ist noch der jugendliche Simon Spiewok die Schanze runter gehüpft. Heute steht ein junger Mann vor mir. Du wirkst sehr reif und erwachsen. Inwiefern haben dich gerade die letzten Monate in deiner Persönlichkeitsentwicklung voran gebracht?

Simon Spiewok: Ich selbst merke das natürlich gar nicht. Das kann man von Außen wahrscheinlich am besten betrachten. Aber man wächst mit seinen Herausforderungen. Man lernt seine Schwächen kennen – und natürlich auch seine Stärken. Da versucht man eben beides bestmöglich zu verbessern. Der Weg geht dann weiter, man wird älter und sammelt Erfahrungen. Ich denke, dass ist bei jedem Menschen so.

Skispringen-news.de: In deinem Leben spielt auch eine Skisprung-Legende eine ganz besondere Rolle, nämlich Simon Ammann. Deine Eltern haben sich vom Schweizer inspirieren lassen – und so heißt du nun auch Simon. Seither hast du diesen ganz besonderen Blick auf die Karriere von Simon Amman. Diesen Winter seid ihr sogar im Continentalcup zusammen gesprungen. Wie war es für dich, gegen deinen Namensgeber zu springen? Und: Kennt Ammann eigentlich deine Geschichte mit dem Namen?

Simon Spiewok: Ne, dazu kam es leider noch nicht. Ich hoffe, dass passiert noch in der nächsten Zeit. Ich hoffe, dass Simon Ammann bis dahin noch nicht aufhört. Aber ich denke, er wird sich darüber sehr freuen. Es ist ziemlich cool. Als ich noch ein kleines Kind war, habe ich ihn ziemlich bewundert, wie er Ski springt. Und jetzt bin ich mit ihm im COC dabei, kann mit ihm springen. Auf jeden Fall ist das noch eine Aufgabe, die ich erledigen muss (lacht).

Skispringen-news.de: Dann halte uns gerne mal auf dem Laufenden, wie Simon Ammann deine ganz persönliche Geschichte abfeiert. Aber so wie wir dich kennen, wirst du die nächste Zeit auch noch anders nutzen. An was möchtest du in den nächsten Wochen arbeiten?

Simon Spiewok: Rein skispringerisch gibt es noch sehr viel, an dem ich arbeiten kann. Da hilft mir die kleine Pause vom COC ganz gut. Da sammel ich so viele Sprünge wie möglich und versuche in eine noch bessere Form reinzukommen, wie Anfang des Winters, damit ich den Rest des Winters noch sehr gut abschneiden kann. Das ist natürlich ziemlich schwer. Aber wenn ich hart genug trainiere, dann klappt das schon.

Skispringen-news.de: Dann wünschen wir dir natürlich frohes Schaffen, eine gute zweite Hälfte und vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.


Zur Person:

Simon Spiewok ist am 12. Januar 2002 in Lüdenscheid zur Welt gekommen und in Meinerzhagen aufgewachsen. Den Weg zum Skispringen hat Simon eher zufällig gefunden: In der ersten Klasse wollte er eigentlich nur seinen besten Freund beim Training an der Schanze in Meinerzhagen besuchen. Der dortige Trainer drückte ihm Schuhe und Skier in die Hand – und schon war es um ihn geschehen. Für den jungen Adler aus Nordrhein-Westfalen ging die Reise weiter. 2015 wechselte Simon Spiewok an das Skiinternat in Willingen, wo er auch sein Abitur abgelegt hat. Bei seinem ersten Start im Alpencup 2017 in Hinterzarten konnte Simon Spiewok als 13. direkt Punkte sammeln. Zu seinen Erfolgen zählen Team-Silber bei den OPA Games in Planica (2018) und Team-Bronze bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2022 in Zakopane. Der DSV-Adler ist seit der Saison 2022/23 Teil des B-Kaders und meistens im Continentalcup unterwegs. Bei seinem Vierschanzentournee-Debüt in Garmisch-Partenkirchen ist der 21-Jährige aufgrund eines nicht regelkonformen Anzuges in der Qualifikation disqualifiziert worden. Simon Spiewok ist Teil des Zoll Ski Teams. Außerdem belegt der Wahl-Schwarzwälder (Trainingsstützpunkt in Furtwangen) den Studiengang Fashion Management. In seiner Freizeit widmet sich Simon auch anderen Sportarten wie Fußball und Basketball. Zudem hat der 21-Jährige ein Interesse für Mode und Animes.

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