Für Luca Roth ist die Vorbereitung alles andere als glücklich verlaufen. Ohne DSV-Kaderstatus in den Sommer gegangen, hat sich der 22-Jährige auch noch schwer verletzt. Doch seit dem Herbst geht es für den Adler vom SV Meßstetten wieder voran. Skispringen-news.de-Redakteur Lars-Henrik Wacker hat mit Luca Roth über die aktuelle Situation gesprochen – und einen gereiften Skispringer beim Continentalcup in Klingenthal vorgefunden.

Skispringen-news.de: In dieser Sommer-Vorbereitung haben wir dich erst in Rasnov (Mitte September) beim Sommer-Grand-Prix in einem Wettkampf gesehen. Davor war es relativ ruhig um dich. Was war los?

Luca Roth: Viele wissen es nicht, weil es etwas unterm Radar lief. Ich habe mir das Kreuzband angerissen und war dann genau neun Wochen raus. Ich bin erst seit Kurzem wieder auf der Schanze. In Rasnov lief es gleich ganz gut, mit Platz 15 im Einzel und ich konnte mich auch in Klingenthal gut einfinden. Ich bin echt zufrieden und glaube, dass mein Schlüssel darin liegt, dass ich mit null Erwartungen an die Wettkämpfe herangehe, weil ich nichts zu verlieren habe. Ich kann nur gewinnen, egal was passiert.

Skispringen-news.de: Hat sich das mit den Kreuzband-Anriss bereits zum Saisonende angedeutet? Du bist ja nach Brotterode (Februar) aus der Saison ausgestiegen.

Luca Roth: Nein, das hat damit nichts zu tun. In Brotterode habe ich mich verletzt. Da habe ich mir den Zeh gebrochen bei einer Vorbelastung, die wir am Tag vor dem Wettkampf gemacht haben. Wir haben es versucht, mit Tape und Schmerzmitteln, damit es irgendwie in den Wettkampf geht. Aber im Probedurchgang hat es schon nicht funktioniert und deshalb bin ich dann frühzeitig abgereist, weil es einfach nicht ging. Und überhaupt: Ich war einfach in der Saison nicht fit. Ich wollte zu viel und wollte unbedingt an die B-Kader-Jungs anknüpfen, die zu dem Zeitpunkt noch einen Schritt weiter waren. Das hat mir so ein bisschen den Kopf gekostet. Deshalb habe ich mir vorgenommen, in diesem Jahr vom Kopf anders an die Saison heranzugehen. Ich schaue jetzt nach mir und nicht nach den anderen.

Skispringen-news.de: Bist du aktuell aber körperlich okay?

Luca Roth: Natürlich merke ich es manchmal. So ein Kreuzband-Anriss, der geht nicht von heute auf morgen weg. Ab und zu merke ich einfach, dass es etwas weh tut im Training. Dann hören wir einfach mit dem Training auf, weil die Gesundheit wichtiger ist. Aber sonst mache ich jetzt ganz normales Sprung-Training wie davor auch.

Skispringen-news.de: Ein wichtiger Eckpunkt in diesem Sommer ist deine Polizei-Ausbildung. Du hast deine Abschluss-Prüfung in Bad Endorf bestanden. Jetzt bist du ein echter Polizist. Wie fühlt sich das an?

Luca Roth: (lacht) Ich fühle mich jetzt nicht anders. Es ist aber sehr cool, dass ich es geschafft habe und im Lebensabschnitt eine neue Stufe erreicht habe, mit der abgeschlossenen Ausbildung. Ich bin echt dankbar, wie gut alles mit der Ausbildung und dem Training zusammen funktioniert hat. Und ich bin echt happy, dass ich das mit einem guten Abschluss beenden konnte.

Skispringen-news.de: Ein anderer Ankerpunkt findet sich in deinem Privatleben. Du bist mit Skeleton-Olympiasiegerin Hannah Neise zusammen, die in diesem Jahr bundesweit auf sich aufmerksam gemacht hat. Jetzt haben wir dich über die Jahre auch als Person kennengelernt, die ebenfalls gerne im Mittelpunkt steht. Wie ist das aber für dich, wenn sich nun alle Blicke nur auf Hannah richten?

Luca Roth: Es ist schon eine sehr besondere Situation, die ziemlich überraschend kam. Für meine Person habe ich dadurch aber keine Nachteile, eher Vorteile. Und das ist auch der Schlüssel, von dem ich vorher gesprochen habe. Es gucken eben nicht mehr so viele nach mir, was ja eigentlich nichts mit dem Skispringen zu tun hat. Aber das Gute ist, dass wir privat über nichts Sportliches reden. Wenn wir Zuhause sind, sind wir Zuhause – und wenn wir im Kraftraum sind, sind wir im Kraftraum. Jeder freut sich für den anderen.

Skispringen-news.de: Kommen wir aber nochmal zum Sportlichen. Was sind deine Ziele für die neue Wintersaison 2022/23?

Luca Roth: Ich habe immer was gesagt. Aber dieses Mal bleibe ich mir treu. Ich werde da keine Prognose abgeben. Erstens mal weiß ich es auch nicht, weil ich noch nicht weiß, in welches Wettkampfsystem ich reinkomme. Aus diesem Grund ist mein Ziel, einfach erstmal gut zu trainieren. Alles was im Wettkampf passiert oder wo ich hin darf, das entscheiden die Trainer. Natürlich sind meine Leistungen ausschlaggebend. Ich versuche mich nun bestmöglich auf die Deutsche Meisterschaft vorzubereiten. Hinterzarten war ja jahrelang meine Heimschanze und die wurde umgebaut. Ich freue mich also, mal wieder dort zu springen. Aber wo es im Winter für mich hingeht, das kann jetzt noch keiner sagen.

Skispringen-news.de: Die Skisprung-Familie ist natürlich gespannt, wie es für dich weitergeht und wünscht dir vor allem, dass du gesund bleibst. Vielen Dank für das Interview und auf ein Wiedersehen bei der DM in Hinterzarten.


Zur Person:

Luca Roth (*14. April 2000) ist im baden-württembergischen Meßstetten aufgewachsen und startet auch für den dortigen SV Meßstetten. Über Jahre zählte der heute 22-Jährige zu den besten DSV-Junioren. Besonders die Junioren-WM 2019 in Lahti (FIN) sollte für Roth ein absolutes Highlight werden: Gold im Jungen-Team, Vize-Weltmeister im Einzel und dazu noch Bronze im Mixed-Wettkampf. Auch Weltcup-Einsätze und Punkte stehen in der Vita von Luca Roth. Verletzungen haben den DSV-Adler in der Vergangenheit aber auch zurückgeworfen, weshalb der ehemalige Schüler von Skiinternat Furtwangen wieder um den Anschluss im DSV-Team kämpfen muss.

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