Nach zahlreichen Kreuzbandverletzungen in den vergangenen Jahren reagiert der Weltskiverband (FIS). Getunte Schuhkeile und Anzüge sollen zukünftig verboten sein. Am kommenden Montag sollen die modifizierten Regeln im Materialbereich der Skispringer beschlossen werden.

Nach einer Reihe von schweren Stürzen bei der Landung kam es zu mehreren schweren Knieverletzungen, auch in der vergangenen Saison. Bereits in der ersten Saisonhälfte stürzte der 19-jährige Norweger Thomas Aasen Markeng in Klingenthal. Zum Saisonende während der diesjährigen Raw Air kam es gleich zu drei Kreuzband-Verletzungen. Im norwegischen Lillehammer traf es bereits die beiden Damen Jacqueline Seifriedsberger aus Österreich und die Ungarin Virag Vörös. Im darauffolgenden Trondheim kam auch der Willinger Stephan Leyhe unglücklich zu Fall und musste die Saison mit einem Kreuzbandriss beenden.

Symmetrische Schuhkeile

Sepp Gratzer, FIS-Equipment-Chef, hatte den Nationen einen Vorschlag unterbreitet, zukünftig nur noch symmetrische Schuhkeile zuzulassen. Bisher wurden Keile verwendet, die aus Kork und hartem Schaumstoff bestehen. Sie umschließen das Fußgelenk teilweise rundum und sind an der Außenseite dicker gefertigt als innen. Um das Verkanten des Skis in der Luft so gering wie möglich zu halten, wurden außerdem entsprechende Erhöhungen der Sohle in den Sprungschuhen angebracht. Dies erhöht den tragenden Effekt. 

„Unsere Bundestrainer im Skispringen und in der Kombination sind mit der vorgeschlagenen Regel zufrieden. Die FIS wollte in das sichere Flugsystem nicht eingreifen, deshalb wurde an der Bindung nichts verändert“, so Horst Hüttel – Teammanager im Deutschen Skiverband (DSV) – gegenüber der Tageszeitung Freie Presse.

Veränderung der Keildicke

Neben der Symmetrie sollen die Keile außerdem eine Maximaldicke zwischen 4,5 und 5,5 Zentimeter aufweisen dürfen. Vorgaben gibt es auch für den Winkel des Schuhschafts, sodass Beschränkungen in der Keildicke nicht im Schuhbau ausgeglichen werden können. „Ich denke, dass ein guter Kompromiss gefunden wurde und der Springer beim Telemark das Knie nicht mehr so sehr verdrehen muss“, so der Skisprung-Experte Gerd Siegmund.

Inwieweit alle Änderungen den gewünschten Effekt erzielen, bleibt abzuwarten. Siegmund glaubt jedoch nicht daran, dass sich das Klassement durcheinanderwirbeln wird: „Der eine braucht etwas länger mit der Umstellung, der andere schafft es schneller. Es ist ja im Sommer Zeit, sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen.“

Bereits in der Vergangenheit wurde die Einhaltung des Schuh-Fuß-Größenverhältnisses durch ein Messgerät überprüft. Die Dicke der Schuhaußenwand kann laut Sepp Gratzer auch mit bloßem Auge geprüft werden. Für die Kontrolle der Schuhkeile wurde eine Pass-Schablone entwickelt. 

Naht im Schrittbereich zukünftig verboten

Auch im Bereich der Anzüge soll es neue Vorschriften geben. Der Österreicher Gratzer erklärt: „Wir wollen dem Tuning Einhalt gebieten. Deshalb wird eine Naht im Schrittbereich verboten.“ Die Vorgaben zu den Anzügen werden bereits seit Jahren streng kontrolliert. Nicht zuletzt kam es im finnischen Ruka zu zahlreichen Disqualifikationen. Die Möglichkeiten im Materialbereich werden oft bis an die Grenze und manchmal auch darüber hinaus ausgereizt. Kontrolliert werden daher die Anzugspassform, der Abstand zum Körper, sowie die Luftdurchlässigkeit des Stoffes.

Dass die geplanten Änderungen von der FIS am Montag abgesegnet werden, gilt nur noch als Formsache.

Quelle: Freie Presse

Werbung