Foto: Konstanze Schneider

Die Nordische Ski-Weltmeisterschaft im norwegischen Trondheim wurde gestern Abend feierlich eröffnet. Trotz der turbulenten Saison und der zuletzt schwachen Weltcup-Ergebnisse machen sich die deutschen Skispringer um Pius Paschke Hoffnungen auf Medaillen in den kommenden Tagen. Im Wintersport Podcast der ARD Sportschau sprach Pius über die WM und die bisherige Saison.

Bei der Nordischen Ski-WM gibt es für die Herren wie Damen jeweils zwei Einzelentscheidungen – eine auf der Normalschanze sowie eine auf der Großschanze des Granåsen Skisenter. Für beide Geschlechter gibt es außerdem einen Team- und einen gemeinsamen Mixed-Teamwettbewerb.

Nachdem bei der Raw Air 2024 bereits zum ersten Mal ein Weltcup auf der neu umgebauten Schanzenanlage stattfand, absolvierte die deutsche Mannschaft um Bundestrainer Stefan Horngacher im vergangenen Sommer einen Lehrgang in Trondheim, um die Schanze optimal kennenzulernen. Pius Paschke zeigte sich gegenüber der Podcast-Hosterin Julia Kleine im Wintersport Podcast der Sportschau angetan von der WM-Anlage: „Es ist eine moderne Schanze, aber cool vom Profil her. Die Flugkurve ist etwas flacher und man kommt wirklich schön ins Fliegen. […] Ich würde schon sagen, dass sie [die Schanze] meinem Sprungstil entgegenkommt.“

Pius Paschke legte mit insgesamt sechs Einzelsiegen und zwei weiteren Podestplätzen einen phänomenalen Start in die Wintersaison hin und führte bis zur Vierschanzentournee den Gesamtweltcup der Herren an. „Dass ich so starte, hätte ich mir nicht gedacht. Das hätte ich mir erträumt, aber dass es dann so aufgeht, hätte ich nicht gedacht“, so der 34-Jährige über seinen Saison-Auftakt. Bereits bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg (Schweiz) machte sich jedoch eine leichte Formschwäche bemerkbar. Im Laufe der Tournee nahmen die Zweifel dann zu und es folgte ein regelrechter Formabfall – und das nicht nur bei Pius Paschke, sondern im gesamten DSV-Team.

„Als große Favoriten fahren wir nicht hin“

Die Probleme in der deutschen Mannschaft zogen sich seit der Vierschanzentournee durch die letzten Wochen. Beim Weltcup in Sapporo erreichte man das schlechteste Ergebnis im Weltcup seit Februar 2011 – kein DSV-Adler in den Top 20. Pius Paschke belegte dort als bester Deutscher nur Platz 23 und schaffte es an Tag zwei als 31. nicht einmal ins Finale. Zuvor gönnte sich der Kiefersfeldener eine kurze Pause vom Weltcupgeschehen und ließ das Wochenende im amerikanischen Lake Placid aus.

Demzufolge steht auch für Paschke eins fest: „Als große Favoriten fahren wir nicht hin. Das ist klar. […] Es geht am Schluss um eine Medaille. Von daher können wir relativ frei drauf losspringen, wenn man jetzt nicht gerade Medaillen-Favorit ist.” In wie weit die deutschen Skispringer „das Feld von hinten aufrollen“ und einen Weg aus ihrem Formtief finden können, bleibt abzuwarten. „Die Aufgabe ist immer, dass man da wieder rauskommt und nicht hofft, dass der eine Moment kommt, wo es dann Klick macht. Das ist so ein bisschen Wunschdenken. […] Es ist ein stetiges Arbeiten. Es ist mühsam, es ist anstrengend, sich wieder nach oben zu arbeiten. Den Fokus richtig zu legen, das ist meine Challenge. Für die WM habe ich da einen klaren Plan. Ob das gelingt, wird man sehen“, erklärt der aktuell Fünftplatzierte des Gesamtweltcups.

Sein aktuell größtes Problem sei nach eigenen Angaben die Anlauf-Hocke. Aus diesem Problem entwickelten sich laut Paschke dann weitere kleinere Probleme, die immer größer wurden. Nun ginge es für ihn darum, „den Fokus wie Anfang des Winters wieder richtig zu legen“. Bleibt zu hoffen, dass dies auf der für ihn ansprechenden Schanze bestmöglich gelingt. Bisher konnte Pius Paschke einmal Gold mit dem Team bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf 2021 gewinnen. Silber und Bronze holte er außerdem mit dem Team bei den Skiflug-Weltmeisterschaften in Planica 2020 und Bad Mitterndorf 2024. Eine Einzelmedaille steht für den Ältesten im DSV-Team noch aus.

Zur Trainerdiskussion um Horngacher: „Aktuell stellt sich für uns die Frage nicht“

Zuletzt wurden zudem immer wieder Stimmen laut, ob nicht ein Trainerwechsel im Deutschen Skiverband angebracht wäre. Nach den schwachen Ergebnissen wurde Bundestrainer Stefan Horngacher vor allem bei den deutschen Fans immer wieder kritisiert. Die Athleten wie auch DSV-Sportdirektor Horst Hüttel stehen aktuell aber weiter hinter Horngacher, der das Team bereits seit April 2019 anführt.

Zur aktuellen Krise sagte Paschke: „Uns fehlen im Team immer noch ein paar Sachen, damit wir den Winter komplett durchziehen. Da muss man sich schon hinsetzen und genau analysieren, woran es liegt. Da müssen sich die Sportler, einschließlich mir, an die eigene Nase packen und erstmal schauen: Was kann ich wirklich besser machen? Erst dann kann man irgendwie eine andere Diskussion führen. Aber wie gesagt, aktuell stellt sich für uns die Frage nicht. Wir sind mitten im Winter und wir wollen jetzt einen erfolgreichen Winterschluss hinlegen.“

Von Konstanze Schneider

Aufgewachsen in einer Wintersportregion ist Konstanze seit ihrer Kindheit begeisterter Wintersport- und vor allem Skisprung-Fan. Anzutreffen ist sie meist im Weltcup der Skispringer, wo sie nicht nur für Skispringen-news.de, sondern auch als Fotografin international unterwegs ist. Zusätzlich hat sie mehrere Jahre als Pressesprecherin bei den Weltcup-Veranstaltungen in Klingenthal gearbeitet und die Pressearbeit für den Verein VSC Klingenthal e.V. und für die Sparkasse Vogtland Arena in Klingenthal übernommen.

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