Nika Prevc ist ihrer Favoritenstellung gerecht geworden und hat sich bei der ersten Einzel-Entscheidung in Trondheim die Goldmedaille gesichert. Die 19-jährige Slowenin setzte sich mit 259,2 Punkten auf der Normalschanze vor Selina Freitag (250,8 Punkte) und der Norwegerin Anna Odine Ström (246,6 Punkte) durch, die sich nach einer engen Medaillenentscheidung über Silber bzw. Bronze freuen durften.
„Ich war ziemlich nervös im ersten Durchgang, konnte mich nicht wirklich entspannen. Dann habe ich mich aber zusammenreißen können und es ging im zweiten Durchgang ganz gut“, schilderte Prevc nach dem Gewinn des WM-Titels gegenüber dem TV-Sender Eurosport.
Bereits in der gestrigen Qualifikation sowie im Probedurchgang verwies sie ihre Konkurrentinnen auf die Verfolgerplätze. Im Wettkampf hielt die Weltcupführende dann ebenfalls dem Druck stand. Bereits nach dem ersten Durchgang führte sie trotz eines zu frühen Absprungs mit einem Sprung auf 98 Meter. Im zweiten Durchgang parierte Prevc dann den Angriff von Selina Freitag und sicherte sich mit einer Weite von 100m aus Startluke 16 den Sieg. 8,4 Punkte dahinter reihte sich Selina Freitag ein, die mit einem starken Sprung auf 103,5m (Startluke 17) im zweiten Durchgang noch die Norwegerin Anna Odine Ström abfangen und die Kanadierin Alexandria Loutitt auf Distanz halten konnte. Loutitt hatte punktgleich mit Freitag nach dem ersten Durchgang auf Rang drei gelegen, hinter Prevc und Ström.
„Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen. Ich bin gerade einfach mega happy, dass ich solche Sprünge jetzt im Wettkampf zeigen konnte. Das ist einfach unglaublich. Es zahlt sich gerade so viel harte Arbeit aus, es ist einfach nur schön“, strahlte Freitag nach ihrer ersten WM-Einzelmedaille unter Freudentränen am Mikrofon des ZDF. Im Auslauf wurde sie von ihren Teamkolleginnen gebührend in Empfang genommen. Titelverteidigerin Katharina Schmid, die sich im heutigen Einzelwettkampf mit dem 19. Platz begnügen musste, fiel ihr um den Hals und freute sich mit. „Die Seli ist so cool geblieben und hat es absolut verdient – einfach richtig cool“, so die Oberstdorferin.
Anna Odine Ström sicherte sich dahinter den dritten Platz und damit erneut wie in Planica 2023 auf der Normalschanze die Bronzemedaille. „Heute war sehr viel Adrenalin dabei. Ich habe alles gegeben, was ich konnte. Technisch war es nicht so großartig, aber es war der reine Wille, der mich angetrieben hat“, so Ström anschließend bei Eurosport. Ihre Teamkollegin Eirin Maria Kvandal (242,9 Punkte) verpasste die Medaillenränge knapp und wurde Vierte.
Sieben Athletinnen nach dem ersten Durchgang innerhalb von 3,6 Punkten
Die erste WM-Entscheidung in Trondheim war von enormer Spannung geprägt. Mit Nika Prevc (1.), Anna Odine Ström (2.), Alexandria Loutitt (3.), Selina Freitag (ebenfalls 3.), Abigail Strate (5.), Eirin Maria Kvandal (6.) und Eva Pinkelnig (7.) lagen sage und schreibe noch sieben Athletinnen innerhalb von 3,6 Punkten. Erst zu Yuki Ito (8.) klaffte eine kleine Lücke. Die Japanerin trennten 12,2 Punkte von der Spitze.
Auch nach dem Finaldurchgang hatten diese sieben Damen die Nase vorne, jedoch in leicht veränderter Reihenfolge. Neben Freitag, die sich mit ihrem Sprung auf 103,5m noch den zweiten Platz sichern konnte, zählte auch Kvandal mit ihrem Satz auf 101,5m zu den Gewinnern des zweiten Umlaufes. Für sie ging es noch von Platz sechs auf Rang vier nach vorne.
„Verliererin“ des zweiten Durchgangs war die Kanadierin Alexandria Loutitt, die mit 95,5 Metern noch aus den Medaillenrängen rausfiel und sich letztlich als Fünfte hinter Kvandal einreihte. Punktgleich im übrigen mit ihrer Teamkollegin Abigail Strate, die ebenfalls einen starken Wettkampf zeigte. Auf Rang sieben reihte sich die Silbermedaillengewinnerin von Planica 2023, Eva Pinkelnig ein. Sie wurde überraschenderweise beste Österreicherin, da sich ihre beiden Landsfrauen Jaqueline Seifriedsberger und Lisa Eder am Ende mit den Positionen acht und elf begnügen mussten. Beide blieben an diesem Tag hinter ihren eigenen Erwartungen zurück.
Yuki Ito (9.) und die zweitbeste Deutsche, Agnes Reisch (10.), komplettierten die Top-10. Katharina Schmid (19.) und Juliane Seyfarth (27.) rundeten dahinter das DSV-Ergebnis ab.
Bei Luisa Görlich steht erneut ein Kreuzbandriss im Raum
Zum Gesundheitszustand von Luisa Görlich gab Mannschaftsarzt Florian Porzig im Rahmen des Wettbewerbs am ZDF-Mikrofon folgendes Update: „Momentan geht’s ihr gut. Sie hat keine Schmerzen. Das Knie ist recht dick und ich glaube leider, dass sie eine schwere Knieverletzung im rechten Kniegelenk erlitten hat. Ein Kreuzbandriss steht leider im Raum.“ Genaueren Aufschluss hierüber werden dann die Untersuchungen in den nächsten Tagen ergeben.
Auf die Frage, ob der Zeitpunkt ihres Comebacks vielleicht etwas zu früh gewesen sei, führt Porzig aus: „Ich würde es nicht so sehen, daher ein klares „Nein“! Wir haben uns dem Rehaprozess wirklich sehr intensiv angenommen und sie hat eine extrem professionelle Reha hingelegt, so wie ich es selten zuvor erlebt habe. Sie war körperlich und von den Werten her fit und vor allen Dingen, was sehr wichtig ist, auch mental voll da! Sie wollte es auch und wir haben das „go“ gegeben- umso bitterer.“
Görlich hatte in der gestrigen Qualifikation Probleme bei der Landung und musste danach lange im Auslaufbereich behandelt werden. Anschließend wurde sie von einem Betreuer aus dem Schanzenbereich getragen. An dieser Stelle wünschen wir Ihr gute Besserung!
Morgen geht es erneut um Gold
Schon am morgigen Samstag steht für die Skispringerinnen mit dem Teamwettbewerb die nächste WM-Entscheidung auf dem Programm. Die deutsche Mannschaft tritt als Titelverteidiger an und zählt nach den bisherigen Eindrücken neben den Österreicherinnen und Norwegerinnen zu den großen Favoriten. Aufgrund der Verletzung von Luisa Görlich stellt sich das DSV-Team dabei quasi von selbst auf. Neben Einzelmedaillengewinnerin Selina Freitag zählen Agnes Reisch, Katharina Schmid und Juliane Seyfarth zum morgigen Aufgebot. Während Freitag und Reisch ihre gute Form in Trondheim schon unterstreichen konnten, erhoffen sich Schmid und Seyfarth im Teamwettkampf noch eine Steigerung.