Foto: OC Planica / Bobo

Spätestens seit dem vergangenen Winter 2020/21 gehört Karl Geiger zu den Größen des deutschen Wintersports. Bei allen Großereignissen der Skispringer war er so präsent und erfolgreich wie kein anderer der internationalen Konkurrenz. Doch wer und was genau steckt eigentlich hinter dem Namen Karl Geiger?

Den meisten bekannt sein dürfte, dass der 28-Jährige aus Oberstdorf stammt. Seine Herkunft hat für den DSV-Adler eine ganz besondere Bedeutung. Für Karl Geiger heißt Heimat, nicht nur nach jedem Wochenende heimzukehren. Das Allgäu und die Berge sind für den Oberstdorfer ein Ort der Ruhe, des Krafttankens und mittlerweile auch des Erfolges. In seinen bisher 177 Starts im Weltcup gehen insgesamt 22 Podiumsplätze und 9 Siege auf das Konto von Geiger.

Das Sprichwort „In der Ruhe liegt die Kraft“ dürfte dabei ganz besonders auf den Oberstdorfer zutreffen. Gelassenheit, Nervenstärke und harte Arbeit zeichnen ihn aus. Eigenschaften, die maßgeblich zu seinen Erfolgen aus den vergangen zwei Jahren beitrugen. Denn zum Ausgleich der sportlichen Höhepunkte und des Trubels genießt Geiger in seiner Heimat unter anderem das Gleitschirmfliegen über den Allgäuer Alpen, Baden im Freibergsee mit Zeit in der Hütte seiner Eltern oder Fahrradtouren in den Bergen. Ab diesem Winter kommt natürlich ganz besonders die Zeit mit seiner Familie hinzu. 

Turbulente erste Saison-Hälfte

Ausgerechnet in der ohnehin schon schwierigen ersten Corona-Saison 2020/21 gab es für Karl Geiger noch zusätzlich Aufregung im privaten Bereich, die ihm besonders am Anfang des Winters anzumerken war. „Zu Beginn der Saison lief es sportlich schon ganz gut, doch der Kopf war oft daheim, da auch dort große Dinge auf dem Weg waren.“ Und das hatte auch einen Grund: Nur wenige Stunden nachdem der letzte Sprung bei der Skiflug-WM in Planica (SLO) absolviert wurde, war Geiger bereits auf den Heimweg, um bei der Geburt seiner Tochter Luisa dabei zu sein. 

„Mit dem Sieg dort wurde ein Kindheitstraum wahr“

Nur kurze Zeit später erhielt der frisch gebackene Skiflug-Weltmeister einen positiven Corona-Test und musste sich vor Beginn der Vierschanzentournee für zehn Tage in häusliche Quarantäne begeben. Auch wenn Geiger keine Symptome zeigte, so war der Start bei der Tournee dennoch ungewiss. Glücklicherweise für Karl Geiger, konnte er am Ende nicht nur an den Start gehen, sondern gewann zudem auch das Auftaktspringen in seiner Heimat Oberstdorf. Zuletzt gewann Severin Freund als letzter DSV-Adler in Oberstdorf bei der Vierschanzentournee 2015/16.

Betrachtet man Geigers Saisonverlauf, so fällt auf, dass es für den 28-Jährigen nicht nur Glücksmomente gab. Damit ist nicht nur die Zwangspause aufgrund der Quarantäne gemeint, sondern vor allem die Phase zwischen der Vierschanzentournee und dem Saison-Höhepunkt, der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Oberstdorf. Nach einem Formtief, bei dem Geiger sogar den Einzug in die Finaldurchgänge verpasste, herrschte Unsicherheit über die bevorstehende WM. Mit gleich vier Medaillen hat nach den Ergebnissen aus Willingen (GER), Klingenthal (GER) und Zakopane (POL) daher niemand gerechnet – ihm eingeschlossen. „Es ist ein unglaubliches Gefühl als Sportler bei einer WM im Heimatort antreten zu dürfen und wenn sie dann noch so erfolgreich verläuft, mit 4 Medaillen aus 4 Wettkämpfen, dann ist das einfach nur ein Traum“, so Geiger via Instagram in seinem Saison-Resümee.

Geigers Notizbuch – ein ganz eigenes Geheimrezept?

Doch wie hat er es geschafft, seine Formkurve in so kurzer Zeit derartig zu drehen und auf den Tag X seine Top-Form abzurufen? Diese Frage haben nicht nur wir uns gestellt. Wie Geiger in der TV-Dokumentation „Höhenrausch“ von Inken Pallas (ARD/SWR) verriet, notiert der Oberstdorfer täglich seine Sprünge, von allen Schanzen wohlbemerkt, in einem Notizbuch. Er schreibt damit all seine Problempunkte während der Sprünge nieder, ebenso wie seine gefundenen oder noch nicht gefundenen Lösungen. Somit kann er bei Rückkehr auf eine Chance prüfen, wo bereits Probleme lagen und diese so leichter beheben. 

Ein Saison-Finale, wie es besser nicht hätte sein können

Auch nach dem Saison-Highlight und einer zweiwöchigen Pause präsentierte sich Karl Geiger noch einmal in Top-Form. Zum Schluss holte er sich gleich zwei weitere Siege beim Skifliegen, die für ihn den Sieg der Planica-7-Wertung sowie die kleine Kristallkugel bedeuteten. Nach seinen Erfolgen bei der Skiflug-WM in Planica und der Ski-WM in Oberstdorf, das Tüpfelchen auf dem „i“. 

Während bei der Konkurrenz die Müdigkeit teilweise deutlich zu spüren war, zeigte der Skiflug-Weltmeister einmal mehr Nervenstärke und Top-Form, auch beim Saison-Finale. Und wer weiß, vielleicht hat er ja in seinem Notizbuch geblättert und die richtigen Schalter von der Skiflug-WM im Dezember 2020 wiedergefunden. 

https://www.instagram.com/p/CNSuk4vHOIq/

Quelle: Instagram/karl.geiger

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Von Konstanze Schneider

Aufgewachsen in einer Wintersportregion ist Konstanze seit ihrer Kindheit begeisterter Wintersport- und vor allem Skisprung-Fan. Anzutreffen ist sie meist im Weltcup der Skispringer, wo sie nicht nur für Skispringen-news.de, sondern auch als Fotografin international unterwegs ist. Zusätzlich arbeitet sie als Pressesprecherin bei den Weltcup-Veranstaltungen in Klingenthal und übernimmt die Pressearbeit für den Verein VSC Klingenthal e.V. und für die Sparkasse Vogtland Arena in Klingenthal.

Ein Gedanke zu „Vom „Kleinschanzen-Karl“ zum erfolgreichsten Skispringer bei Großereignissen des Winters 2020/21“

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