Neben dem klassischen Vorbereitungsprogramm für die neue Saison stand für das deutsche Skisprungdamenteam kürzlich Skydiving in der Jochen Schweizer Arena auf dem Programm. Skispringen-News.de hat sich mit Cheftrainer Heinz Kuttin über die Hintergründe hierzu unterhalten und Stimmen bei den einzelnen Athletinnen gesammelt.
Kraft-, Sprung und Schnellkrafttraining stehen derzeit bei den DSV Damen zur Vorbereitung auf die neue Wintersaison standardmäßig auf der Tagesordnung. Doch wie passt hier eigentlich Skydiving hinein? Heinz Kuttin, der in sein zweites Jahr als Cheftrainer hineingeht, führt dazu aus: „Wir haben letzte Saison gesehen, dass wir speziell, was das Skifliegen betrifft, noch sehr viel Potenzial haben. Nika Prevc, die eine Top-Saison gesprungen ist, war hinten heraus einfach unschlagbar. Sie ist uns und dem gesamten Weltcup einfach weggeflogen! Da wollen wir den Hebel ansetzen.“
Aus diesem Grunde beschäftigt sich das Damenteam noch mehr mit den Luftkräften, die auf sie während eines Fluges einwirken. „Diese Windkanal-Geschichten oder hier das Bodyflying von Jochen Schweizer sind genau die Reize, die wir neben dem Basistraining setzen wollen. Einfach neue Techniken erlernen, um mit den Luftkräften umzugehen.“ Dabei soll allerdings auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen, wie Kuttin betont. „Wichtig ist, dass die Mädels dabei im Team Spaß haben, weil es etwas komplett anderes ist und mit dem Skispringen direkt nichts zu tun hat.“
Dieses Ziel scheint mit dem Skydiving in Taufkirchen auf jeden Fall erreicht worden zu sein, wie die einzelnen Athletinnen gegenüber Skispringen-News.de allesamt bestätigten. Katharina Schmid führte mit breitem Grinsen aus: „Es macht unglaublich viel Spaß, egal wie in der Luft zu sein.“ Ob man nach den gesammelten Erfahrungen beim Bodyflying viel fürs Skispringen mitnehmen kann, beantwortet die Oberstdorferin wie folgt: „Ich glaube persönlich recht wenig, weil die Flugposition doch eine andere ist. Aber man merkt schon, was Kleinigkeiten an Bewegung ausmachen, egal ob mit dem Kopf oder den Armen und in Sachen Balance – das kann man vielleicht ein bisschen auf das Springen übertragen, aber der Rest fühlt sich dann doch anders an.“
Selina Freitag äußert sich wie folgt: „Es hat schon ziemlich viel Spaß gemacht, bis es dann irgendwann anstrengend für die Arme wurde, weil die nicht so krass trainiert sind“, schmunzelt sie.
Die DSV-Athletinnen gingen vor Ort im Übrigen nicht nur mit den dort vorgehaltenen Skydiving-Anzügen in die Luftkammer, sondern auch mit ihren Skisprunganzügen, um einen direkten Vergleich zu erhalten. „Tatsächlich war es mit unseren Anzügen etwas schwieriger, weil die etwas mehr Luft durchlassen als die normalen Skydiving-Anzüge. Aber man kann sich vieles mit rausnehmen. Je nachdem wie die Luftkräfte wirken, ist es nicht so verkehrt, sich ein Gefühl dafür aufzubauen, vor allem, wenn es mal windet“, so Freitag.
„Ich habe es tatsächlich zum ersten Mal gemacht, aber es ist extrem cool mit den Luftkräften zu spielen und zu merken, wo welches Körperteil ist und je nachdem, was ich anspanne, ob ich dann hoch oder runter fliege“, schildert uns Agnes Reisch und ergänzt: „Man muss das Skispringen schon separat sehen, aber gerade mit dem Element Luft zu spielen ist als koordinative Einheit sehr gut.“
Ihre Teamkollegin Anna Hollandt, die schon über Vorerfahrung beim Skydiving verfügte, sagt: „Klar, die Luft strömt hier ein bisschen schneller als auf der Schanze und ein bisschen anders – aber hier geht es darum, einfach mal ein bisschen mit der Luft zu spielen und zu spüren was passiert, wenn man den Kopf, die Arme oder den Rumpf bewegt. In der Kammer bekommt man auf jeden Fall direkt die Auswirkung aufgezeigt – entweder geht’s nach oben, unten oder nach links bzw. rechts. Ich denke, da können wir ein bisschen Feingefühl für die Luft mitnehmen.“
“Es war mal eine ganz neue Erfahrung, weil man doch ganz anders fliegt als beim Skispringen. Wir fliegen eher rund, dass uns die Luft trägt und hier macht man eigentlich das komplette Gegenteil, mit dem Kopf in den Nacken und dem Anwinkeln der Beine – also hat es mit dem Fliegen auf der Schanze eher weniger zu tun“, analysiert Juliane Seyfarth.
Auch die beiden DSV-Nachwuchstalente Alvine Holz und Emely Torazza sammelten zusammen mit den arrivierten Damen ihre Erfahrungswerte. „Es hat sehr viel Spaß gemacht, aber es war für eine Skispringerin auch anstrengend die Arme so lange hochzuhalten“, lacht Holz. „Wir waren schon in vielen verschiedenen Windkanälen, aber das hier ist doch nochmal was ganz anderes. Es war aber eine schöne neue Erfahrung“, äußert sich Torazza.