Er gehört zu den großen des deutschen Skispringens – Severin Freund. Beim Weltcup-Finale in Planica (SLO) ist nun für den 33-Jährigen Schluss.

Wie bereits vor dem abschließenden Skiflug-Wettkampf in Planica durchsickerte, wird Severin Freund seine aktive Springer-Karriere mit dem Saisonabschluss beenden. Für den 33-Jährigen ist nun nach einer kräftezehrenden Saison der richtige Zeitpunkt, um Servus zu sagen. „Ich bin zu 100 Prozent mit mir im Reinen. Als ich angefangen habe, da beginnt man von manchen Dingen zu träumen. Dass aber so viel Schönes passiert, konnte ich mir nicht erträumen“, sagte Freund im Anschluss an seinen letzten Wettkampf.

Anfänge und Aufstieg eines Skisprung-Stars ohne Allüren

Der Mann von WSV-DJK Rastbüchl fing 1993 mit der Nordischen Kombination an, ehe er 1995 zum Spezialspringen wechselte. Am 22. Dezember 2007 feierte Severin Freund sein Weltcup-Debüt in Engelberg (SUI) – und wurde im ersten Springen 50. Doch in den Jahren der 2010er sollte kein Weg am Bayerwald-Adler vorbeiführen. 2011 gewann Freund seinen ersten Weltcup im japanischen Sapporo und beendete damit eine vierjährige Durststrecke der deutschen Adler. Bis auf 22 Weltcup-Tagessiege schraubte der 33-Jährige sein Konto hoch – dazu noch sechs weitere Team-Siege im Weltcup. Unvergessen bleibt der Weltcup-Gesamtsieg 2014/2015, den er sich in einem packenden Saisonfinale punktgleich vor Peter Prevc (SLO) – aber mit mehr Saisonsiegen – sicherte.

Über Jahre ein Garant für Medaillen

Severin Freund hat sich aber auch bei den Großereignissen einen Namen gemacht. So zum Beispiel bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotchi (RUS), wo der Wahl-Münchner als Schluss-Springer die Gold-Medaille im Team absicherte. Es war der Startschuss der großen Medaillensammlung von Severin Freund. 2014 sicherte sich der DSV-Adler in Harrachov (CZE) den Skiflug-Weltmeistertitel. 2015 gab es bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Falun (SWE) Gold auf der Großschanze sowie im Mixed-Team. Insgesamt sieben WM-Medaillen konnte Freund in seiner aktiven Karriere gewinnen.

Verletzungen verhindern weitere Erfolge

Dass Freund nicht noch mehr Erfolge in seiner Vita stehen hat, verhinderte vor allem sein Körper. Schlüsselmoment und Beginn der körperlichen Pech-Serie war der Sturz in der Probe bei der Vierschanzentournee 2015/2016 in Innsbruck. Nach Saisonende musste sich der Bayer einer Hüft-OP unterziehen. In den Folgejahren folgten zwei Kreuzbandrisse, Meniskus- und Rückenprobleme. Severin Freund verlor den Anschluss in Richtung Weltcup. Andere Springer wie Richard Freitag, Markus Eisenbichler und Karl Geiger sprangen in der zweiten Hälfte der 2010er in den Fokus.

Comeback und versöhnlicher Abschluss

Doch Severin Freund kämpfte sich ab 2020 nochmal zurück in den Weltcup, schaffte auch wieder den Sprung in die Top 30 und lieferte bei der Heim-WM in Oberstdorf (2021) einen wichtigen Beitrag zum überraschenden Team-Titel. In der Saison 2021/2022 musste der 33-Jährige im Continentalcup starten, ersprang sich aber den Quotenplatz und kehrte zur Vierschanzentournee wieder zurück. Für die Olympischen Winterspiele in Peking in diesem Jahr reichte es knapp nicht. Dafür holte sich Freund mit der Mannschaft beim Skifliegen in Vikersund (NOR) im März 2022 die Silbermedaille – eine von insgesamt vier Skiflug-WM-Medaillen.

Team-Kollegen sichtlich berührt

Dass Severin Freund auch seine Mannschaftskollegen bewegt hat, zeigte sich bereits in den ersten Statements während des letzten Skiflug-Wettkampfes in Planica. „Es wird auf alle Fälle eine große Lücke gerissen – menschlich wie sportlich. Wir werden ihn vermissen“, sagte Constantin Schmid nach seinem Versuch im Ersten. Andreas Wellinger fügte hinzu: „Es ist extrem schade. Wir haben gemeinsam viel erlebt. Ich kann aber auch verstehen, dass er sagt, dass es reicht.“ Und für Karl Geiger hat Severin Freund einen ganz besonderen Stellenwert: „Er war für mich viele Jahre ein Vorbild. Ich konnte über die Jahre von ihm viel lernen. Chapeau – unglaublich, was er geleistet hat. Ich wünsche ihm für die Zukunft alles Gute.“

Neuer Lebensabschnitt beginnt

Für Severin Freund beginnt nun ein neuer Lebensweg, den er erst einmal genießen will. Er wird in den nächsten Wochen durchatmen, viel Zeit mit seiner Familie verbringen und danach klären, wie seine Zukunft aussieht. Der 33-Jährige hat in seiner aktiven Zeit bereits ein Bachelor-Studium im Bereich Internationales Management abgeschlossen. Zudem ist Severin Freund seit 2015 Teil des Zoll-Ski-Teams. Auch der Deutsche Skiverband möchte seinen ehemaligen Top-Springer gerne in den Verband integrieren. Wo der neue Weg von Severin Freund hinführen wird, zeigt sich also in den nächsten Monaten.

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