Seit langem wird in der Skisprungwelt darüber diskutiert, auch Frauen von den Skiflugschanzen springen zu lassen.
Der Norwegische Skiverband hatte sich darum beworben, dass die Frauen nächste Saison zum Weltcupfinale auf der Skiflugschanze in Vikersund springen dürfen. Doch daraus wird wohl nichts werden. Der endgültige Kalender wird zwar erst am 15. Mai beschlossen, doch eine Änderung ist nicht zu erwarten. Die Frauen werden am erhofften Wochenende (19.-21.3.2021) wahrscheinlich in Russland springen, während die Männer in Vikersund um den Sieg der Raw Air kämpfen.
Clas Brede Bråthen, der Leiter der Skisprungabteilung im norwegischen Skiverband und Mitinitiator des Frauen-Springen in Vikersund, hörte bei der Telefonkonferenz der FIS am vergangen Freitag, wo über das Skifliegen der Frauen gesprochen wurde, „peinliche“ Argumente, welche gegen ein Springen der Frauen in Vikersund vorgebracht wurden. Weiter sprach er von „Ansichten aus der Steinzeit“. Es hieß wohl, die Frauen seien noch nicht bereit, für so weite Sprünge und das Risiko, dass sie sich verletzen, sei zu groß. Vor allem die Weltcupgesamtsiegerin der letzten drei Jahre, Maren Lundby aus Norwegen, empfindet dieses Argument als „diskriminierend“: „Im Vergleich zu Springern, die in den 80er und 90er Jahren auf den Skiflugschanzen geflogen sind, sind wir besser ausgerüstet“. Weiter sagte sie in einem Interview mit der norwegischen Zeitung Dagbladet: „Es ist nicht gut, aber ich bin nicht überrascht. Offensichtlich sitzen einige Leute da und entscheiden – und sie haben keine Ahnung. Sie sind bei unseren Springen kaum anwesend und haben nicht das geringste Fachwissen auf diesem Gebiet“.
Lundby’s persönlicher Weitenrekord liegt zurzeit bei 141,5 Metern. Ihr Traum jedoch ist es, einmal über 250 Meter zu springen, sowie ihr männliches Pendant und Weltrekordhalter Stefan Kraft aus Österreich, dessen Rekord bei 253,5 Metern liegt. Aufgestellt hat er den Rekord in Vikersund, welches nicht nur die größte Skiflugschanze der Welt ist, sondern auch die sicherste der vier großen Skiflugschanzen. Aus diesem Grund hatte man sich in Norwegen für diese Schanze entschieden.
Maren Lundby und andere Skispringerinnen hatten gehofft, dass es in Vikersund ein Superfinale mit den besten 15-30 des Gesamtweltcups gibt. DSV Sportdirektor Horst Hüttel unterstützt diesen Vorschlag, mahnt aber auch in einem Interview mit SID, dass es für ein komplettes Feld aus 40 Springerinnen noch zu früh sei. Wichtig sei außerdem, dass der Anteil der Großschanzen im Weltcup der Frauen auf mindestens zwei Drittel erhöht wird, damit Sprünge über 120 Meter alltäglicher werden.
Unterstützt werden die Springerinnen um Lundby auch vom norwegischen Gleichstellungsminister Abid Raja. Er twitterte: „Springe weiter weit, überspringe unsichtbare Barrieren und ebne deinen Weg durch das, was du tust“.
Es bleibt also abzuwarten, ob die Frauen vielleicht 2022 endlich vom „Monsterbakken“ in Vikersund springen dürfen.
Quellen: dagbladet.no, vg.no
Sehr informativer Artikel, vielen Dank!