Bei den Skispringerinnen herrschte bis zum Schluss Hochspannung: Takanashi, Kriznar, Kramer – alle hatten vor dem heutigen Wettkampf noch Chancen auf den Gesamtweltcupsieg. Da Sara Takanashi zum Abschluss nur den siebten Platz erreichte, wurde sie von Nika Kriznar, die heute Dritte wurde, überholt. Marita Kramer holte sich souverän den Tagessieg, der Finaldurchgang wurde abgesagt.
Für das letzte Springen der Saison wechselten die Damen heute von der Normal- auf die Großschanze. Nach nur einem Trainingssprung ging es dann um alles: Dass es beim Finale noch einen Dreikampf um den Titel gibt, das hat wahrlich Seltenheitswert. Und auch der Wind sorgte wieder einmal für zusätzliche Dramatik. Lief der erste Durchgang noch relativ problemlos ab, frischte er anschließend deutlich auf und machte eine Pause notwendig. Drei Springerinnen konnten dann einen zweiten Sprung absolvieren, ehe der Wettkampf wieder unterbrochen werden musste. Nach einer Stunde war klar: Heute geht nichts mehr, das Ergebnis des ersten Durchgangs geht in die Wertung.
Kramer nicht zu schlagen
In diesem unterstrich wieder einmal Marita Kramer (Österreich) eindrucksvoll ihre Form. Mit 146,5 Meter (136,1 Punkte) flog sie weit über Hillsize, stellte einen neuen Schanzenrekord auf und gewann mit stolzen 16 Punkten Vorsprung vor der Norwegerin Silje Opseth (134 m / 120,1 P.). Weiter ist eine Springerin bei einem Wettkampf auf einer Großschanze noch nie gesprungen. „Das war heute einfach ein perfektes Ende der Tournee und der Saison. Ich bin super zufrieden“, so Kramer, die damit nach ihren Siegen in allen vier Springen in Nizhny Tagil und Chaikovsky auch die Blue-Bird-Tournee gewinnt. Dritte wurde am heutigen Tag Nika Kriznar aus Slowenien, die 131,5 Meter sprang (115,4 P.) und sich damit knapp – 0,2 Punkte – vor Daniela Iraschko-Stolz den Podestplatz sicherte.
Nika Kriznar holt sich Weltcup-Trophäe mit hauchdünnem Vorsprung
Und diese 0,2 Punkte waren entscheidend für den Weltcupsieg! Da Sara Takanashi sich heute mit Rang 7 zufriedengeben musste, begab sich Kriznar auf die Überholspur und liegt im Gesamtklassement nun letztlich 9 Punkte vor Takanashi. Wäre Kriznar heute Vierte geworden, wäre sie in der Gesamtwertung um einen Punkt Sara Takanashi unterlegen gewesen – das zeigt, wie eng es im Weltcup zuging. Nur zwei Punkte hinter Takanashi platziert sich Marita Kramer auf Rang 3 der Gesamtwertung.
„Ich habe keine Worte“, so Nika Kriznar nach dem Wettkampf. „Ich kann es gar nicht begreifen, was ich gerade geschafft habe. Der Sieg im Weltcup war ein Traum von mir, und jetzt ist dieser Traum wahr geworden“, zog sie überwältigt Bilanz.
Letzter Wettkampf für DSV-Bundestrainer
Für die DSV-Springerinnen gab es zum Ende der Saison kein Spitzenergebnis zu feiern. Katharina Althaus landete auf Platz 10, Anna Rupprecht wurde Zwölfte. Juliane Seyfarth und Luisa Görlich landeten auf den Plätzen 17 und 20. Althaus beendet die Weltcupsaison damit als beste Deutsche auf Rang 10. Die Blue-Bird-Tournee war auch die Abschiedstournee für den scheidenden Bundestrainer Andreas Bauer, der sich nach der Saison und zehn Jahren Verantwortung als Cheftrainer nun privaten Aufgaben widmen möchte. In der Nationenwertung mussten sich die deutschen Athletinnen mit Rang 5 zufriedengeben – diese konnte Österreich vor Slowenien, Norwegen und Japan für sich entscheiden.