Ein Jahr ist seit seinem Kreuzbandriss im Juni 2019 vergangen. In einem Interview mit chiemgau24.de sprach Wellinger über seinen langen Weg und die turbulenten letzten Monate.
Wie schon im April bekannt wurde, zog sich Wellinger während seines Aufenthaltes in Australien, als er seine Schwester besuchte, eine Verletzung am Schlüsselbein zu und musste daraufhin erneut pausieren. Zum ersten Mal klärt er auf, wie genau es zu dem Unfall kam: „Wir sind dann surfen gegangen, dabei hat sich mein Bord im Sand verhakt und ich bin mit der Schulter voraus im Flachwasser auf den Sand gestürzt.“ In Deutschland nahm die Corona-Welle währenddessen schon ihren Lauf und die Lage spitzte sich immer mehr zu. Auch in Australien wurde bereits empfohlen, zu Hause zu bleiben. Daraufhin hat sich der DSV-Adler in Absprache mit dem Ärzteteam des Deutschen Skiverbandes noch vor Ort in Australien operieren lassen, um bereits am nächsten Tag die Heimreise anzutreten.
„Die Vorfreude auf diesen Tag war riesig“
Doch nur wenige Wochen später, am 14. Mai, war es soweit: „Fast ein Jahr den Sport, den ich so liebe und in den ich sehr viel investiere, nicht ausüben zu können, war nicht einfach für mich“, so der 24-Jährige. Etwas Nervosität spielt nach so einer langen Zeit aber dann doch immer eine Rolle: „Ich war entsprechend angespannt vor dem ersten Sprung. Dann aber umso erleichterter, als alles gut ging und ich gemerkt habe, dass ich körperlich wieder in der Lage bin, von der Schanze zu springen.“
Auch die neuen Trainingsbedingungen unter diversen Hygiene-Auflagen bringen den Olympiasieger von Pyeongchang 2018 nicht aus der Ruhe: „Wir trainieren in kleineren Gruppen und halten uns an die Abstandsregeln. Als Freiluftsportart ist das für uns gut umsetzbar und auf der Schanze gibt es mit dem Abstand ohnehin keine Probleme. Zweikämpfe auf der Schanze gibt es im Skispringen ja eher weniger.“
„Ich will wieder ganz vorne angreifen“
Nachdem Andreas Wellinger die vergangene Saison nur vor dem Fernseher, beziehungsweise als Co-Kommentator bei der Vierschanzentournee verfolgen konnte, hat er sich für den kommenden Winter viel vorgenommen. Die Leistungsdichte im DSV-Team ist jedoch groß, was die vergangenen Erfolge zeigen. Dessen ist sich auch der 24-Jährige bewusst: „Perspektivisch will ich wieder ganz vorne angreifen, das wird aber ein langer und schwieriger Weg.“ Auch die Stimmung im Team ist top. Das Training läuft, die Voraussetzungen, das Umfeld aus allen Verantwortlichen und die gegebenen Trainingsmöglichkeiten spielen perfekt zusammen. „Durch das hohe Leistungsniveau pushen wir uns im Training gegenseitig und schaffen so einen gesunden, fairen und produktiven Konkurrenzkampf. Dabei arbeiten wir als echte Einheit zusammen und gönnen uns gegenseitig auch die Erfolge“, so Wellinger weiter.
In der nächsten Saison stehen mit der Skiflug-WM, der Vierschanzentournee, der nordischen Ski-WM und der RAW AIR gleich mehrere Großereignisse auf dem Programm. Andreas Wellinger ist bereits motiviert und freut sich sehr auf eine ereignisreiche Saison: „Das wird eine richtig geile Saison. Großereignisse sind für uns Athleten immer etwas ganz Besonderes, die Vorfreude ist riesig. Der Terminkalender ist straff, entsprechend gut muss man sich die Kräfte einteilen.“
Wettkämpfe ohne Zuschauer wären für den Bayer ein großer Verlust, vor allem bei Veranstaltungen wie der Vierschanzentournee. „Wenn es die Umstände nicht zulassen, müssten wir das so hinnehmen. Wie sich das dann auf den Sport und die Leistungen auswirken würde, ist in der Theorie schwer zu prognostizieren.“ Eins steht aber dennoch fest, ein Wettkampf wie in Oberstdorf mit normalerweise 25.000 Zuschauern, wäre ohne Zuschauer doch recht trostlos.
Quelle: chiemgau24.de