Daniel Tschofenig hat sich in Engelberg den zweiten Weltcupsieg seiner Karriere gesichert und damit eine perfekte Generalprobe für die bevorstehende Vierschanzentournee abgeliefert. Der 22-Jährige trotzte dem dichten Schneetreiben und setzte sich am Ende vor seinen beiden Teamkollegen Jan Hörl und Stefan Kraft durch, die den Dreifachsieg für die österreichische Mannschaft perfekt machten. Als bester Deutscher belegte Karl Geiger den neunten Platz.
„Die Österreicher machen einen unheimlich starken und geschlossenen Eindruck gerade, aber man sollte es jetzt auch nicht überbewerten. Es sind immer Momentaufnahmen, in Oberstdorf kann die Welt wieder ganz anders ausschauen“, sagte Geiger nach dem Wettkampf am ARD-Mikrofon. Zu seinem persönlichen Ergebnis führt er aus: „Es war mein bisher bestes Wochenende in diesem Weltcupwinter. Meine heutigen beiden Sprünge waren auf einem guten Niveau, aber auch noch mit Potential nach oben. Es waren noch keine Oberraketen, aber ich bin gut ins Gleiten gekommen“, so der Oberstdorfer nach seinen Flügen auf 133,5 Meter und 132,5 Meter.
Die Machtdemonstration der Österreicher begann schon im ersten Durchgang. Mit einem Sprung auf 135 Meter führte Tschofenig das Feld an vor Stefan Kraft, der die gleiche Weite erzielte. Nur dem Schweizer Gregor Deschwanden gelang es zur Halbzeit das bärenstarke österreichische Trio an der Spitze zu sprengen. Jan Hörl sortierte sich dahinter auf der vierten Position ein, der jedoch mit einem Fabelsprung auf 138,5 Meter im zweiten Durchgang noch einmal kontern konnte. Zwar fehlten ihm in der Endabrechnung 5,1 Punkte auf Tschofenig, allerdings gelang es ihm sich mit diesem Satz noch auf den zweiten Platz nach vorne zu schieben. Tschofenig wiederum ließ im Finale nichts mehr anbrennen und feierte nach 137,5 Metern seinen zweiten Weltcupsieg.
„Es ist schon ziemlich genial. Bei diesem Wetter mit dem leichten Schneefall und uns Dreien auf den Plätzen 1-3 ist es fast schon ein wenig kitschig. Viel besser kann man es fast nicht haben. Wir gehen nun sehr zufrieden in die Weihnachtspause“, freute sich Tschofenig. Sein Teamkollege Hörl fasste das Geschehen wie folgt zusammen: „Es war ein cooles Wochenende für mich, nicht nur durch den gestrigen Sieg, sondern auch mit dem heutigen Dreifacherfolg. Jetzt können wir mit einem guten Gefühl in die kurze Pause gehen und dann in Oberstdorf wieder angreifen.“
Auch Stefan Kraft war mit seinem dritten Rang am Ende mehr als zufrieden: „Wir haben uns nach der gestrigen Weihnachtsfeier heute ein kleines Weihnachtsgeschenk gemacht. Ich bin mega happy mit dem dritten Platz. Die Sprünge waren sehr gut, obwohl ich am Schanzentisch zweimal ein bisschen zu spät dran war. Aber ich konnte viel aussortieren und habe viel richtig gemacht.“
ÖSV-Shootingstar Maximilian Ortner trumpft weiterhin auf
Für großes Aufsehen sorgte einmal mehr auch Maximilian Ortner, der zunächst die auf den frühen Vormittag vorgezogene Qualifikation gewann. Im Wettkampf stellte er mit zwei Sprüngen auf jeweils 134 Meter dann noch einmal seine Klasse unter Beweis und wurde Sechster. „Mit dem Qualisieg habe ich mir heute schon ein kleines Weihnachtsgeschenk gemacht. Meine Sprünge sind eigentlich von Tag zu Tag besser geworden, daher bin ich sehr zufrieden mit dem Wochenende. Jetzt genieße ich ein paar ruhige Tage mit der Familie und dann geht’s mit voller Energie nach Oberstdorf.“
Norweger mit deutlichem Aufwärtstrend
Doch nicht nur die Österreicher schossen sich in Engelberg auf die Tournee ein, auch die Norweger machten einen großen Schritt nach vorne. Vor allem Johann Andre Forfang, der einen starken Wettkampf zeigte und sich im Finale noch an Deschwanden (am Ende Platz 5) vorbeikämpfte. Als bester „Nicht-Österreicher“ belegte er in der Endabrechnung den vierten Rang. Und auch Kristoffer Eriksen Sundal (Platz 7) und Benjamin Oestvold (Platz 8) schafften den Sprung in die Top-10, was den Norwegern entsprechend Auftrieb geben sollte.
Rückschlag für Pius Paschke – nur drei Deutsche im Finale
Für die deutsche Mannschaft lief die Generalprobe hingegen nicht wie erhofft. Neben Karl Geiger waren lediglich Andreas Wellinger (Platz 15) und Pius Paschke (Platz 18) noch im zweiten Durchgang vertreten. Stephan Leyhe (Platz 32), Adrian Tittel (Platz 41), Philipp Raimund (Platz 45) und Markus Eisenbichler (Platz 47) mussten allesamt im Finaldurchgang zuschauen.
„Heute war es mannschaftlich wirklich nicht so gut. Es war zu wenig Dynamik am Schanzentisch. Zudem haben wir den Schwerpunkt nicht optimal gefunden und auch die Flugperformance war nicht optimal. Immerhin hat sich Karl noch ganz gut rausgearbeitet, was positiv zu bewerten ist“, bilanziert Cheftrainer Stefan Horngacher am ARD-Mikrofon. Zu Pius Paschke, der in dieser Saison bereits fünf Weltcupsiege erzielt hat, heute jedoch nicht über Platz 18 hinauskam, führt er aus: „Pius war leicht krank und ist körperlich nicht ganz fit nach Engelberg angereist. Die Position und der Absprung hat bei ihm an diesem Wochenende nicht zu 100% gepasst und dann fällt man in diesem engen Feld leider schnell weit zurück.“
Entscheidung um die deutschen Tourneeplätze fällt am morgigen Montag
Wie Stefan Horngacher weiter bekannt gab, wird die deutsche Tourneemannschaft am morgigen Montag endgültig festgelegt. Während Pius Paschke, Andreas Wellinger, Karl Geiger und Adrian Tittel schon vor dem Engelberg-Wochenende als gesetzt galten, konnten Stephan Leyhe, Markus Eisenbichler und Philipp Raimund noch ihre Empfehlung für die verbleibenden beiden Tickets abgeben. Alle Drei blieben jedoch an beiden Wettkampftagen weit hinter ihren eigenen Möglichkeiten zurück, weshalb es keinen klaren Favoriten gibt und eine enge Entscheidung werden wird.