Im April diesen Jahres hat der Deutsche Skiverband bekannt gegeben, dass Heinz Kuttin neuer Bundestrainer der Skisprung-Damen wird und damit das Erbe von Maximilian Mechler antreten wird. Dieser hatte den Posten im November 2023 kurz vor Beginn der Weltcupsaison überraschend niedergelegt. Skispringen-News.de hat im Rahmen des Sommer Grand Prix in Klingenthal mit dem erfahrenen Österreicher, der das Zepter nun von Interimstrainer Thomas Juffinger übernommen hat, gesprochen und zugleich auch eine Einschätzung von Selina Freitag zu ihrem neuen Coach eingeholt.
„Mit Heinz kehrt so ein bisschen die „alte Schule“ zurück. Man merkt einfach, wieviel Erfahrung er hat und mitbringt. Die Vorbereitung mit ihm im Sommer verlief richtig gut. Wir haben viel getüftelt und ein bisschen was am Material umgestellt. Dabei hat sich das Knowhow direkt bemerkbar gemacht, was er mitbringt“, berichtet Selina Freitag voller Respekt über ihren neuen Cheftrainer Kuttin. Auf Nachfrage von Skispringen-News.de, wie wichtig dieses Mal die frühzeitige Bekanntgabe des neuen Bundestrainers für die Damen zur Schaffung von Klarheit war, sagt sie in Bezug auf den plötzlichen Wechsel im November 2023: „Mit Max war es damals natürlich sehr kurzfristig und alles ein bisschen durcheinander, was sich dann auch irgendwo auswirkt. So wie wir es jetzt angehen konnten und einfach Klarheit haben, können wir unser Ding machen und uns auf die Arbeit konzentrieren.“
Im Anschluss zu diesem Interview mit Selina Freitag haben wir mit dem neuen Bundestrainier Heinz Kuttin über seine ersten Monate im neuen Amt, seine Zielsetzung und die Sommervorbereitung gesprochen.
Heinz, wie fällt Dein Fazit nach dem Sommer Grand Prix in Klingenthal aus, was gleichzeitig auch das letzte internationale Kräftemessen für die Damen vor der neuen Saison war?
„Für uns war es ein wichtiges Wochenende. Ursprünglich hatten wir die Teilnahme an zwei Sommer Grand Prix Veranstaltungen geplant, aber Wisla ist leider abgesagt worden. So wussten wir nicht wirklich, wo wir stehen, wenn die ganze Weltelite, mit Ausnahme von Eva Pinkelnig, am Start ist. Aber es war in Summe sehr gut. Wir haben gesehen, wenn Katharina (Schmid) ihre guten Sprünge zeigt, was sie im Stande ist zu leisten. Sie hat im Mixed-Wettbewerb einen kleinen Fehler eingebaut, auch im Einzelwettkampf war der erste Durchgang nicht optimal, aber trotzdem kann sie voll mithalten und das ist sehr gut.
Selina (Freitag) hat uns in Klingenthal positiv überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass sie aktuell schon so weit ist und so sicher in den Top-10 liegt. Das ist natürlich sehr positiv für die ganze Mannschaft.“
Was sagst Du zu den weiteren Athletinnen im Team? Es waren hier ja auch viele junge Nachwuchstalente dabei?
„Das ist das Ziel, was wir uns vorgenommen haben. Wir wollen über die breite Basis in Deutschland schauen, welche Mädels es gibt, die das Potential für spätere Einsätze im Weltcup mitbringen. In den letzten Wochen und Monaten haben wir sehr viel mit ihnen gearbeitet und haben junge, talentierte Mädchen nach Klingenthal mitgenommen. In der Qualifikation hat es dann nicht ganz gereicht. Sie waren mit der Großschanze und den dort herrschenden, wirklich schwierigen Windverhältnissen noch etwas überfordert. Aber sie haben auch Mut bewiesen und gut gekämpft. Dass ist das, was wir sehen wollen. Wir wissen, dass es sicherlich noch zwei bis drei Jahre dauert, bis sie wirklich anschließen können. Aber wir haben neben diesem langfristigen Ziel auch schon einen mittelbaren Plan. So glauben wir, dass Alvine Holz sowie Emily Torazza so weit sind und regelmäßig um die Top-20 mitkämpfen können, vielleicht sogar an die Top-15 herankommen. Wir möchten sie gemeinsam über die nächsten Jahre hinweg aufbauen.“
Wie bist Du das neue Amt als Bundestrainer angegangen?
„Ich bin das neue Amt mit sehr viel Enthusiasmus angegangen und habe ein klares Ziel für unser Team ausgegeben. In den nächsten drei Jahren möchte ich mit der Mannschaft am Saisonende zumindest einmal das Gelbe Trikot gewinnen. Unser Fokus liegt also darauf, dass wir möglichst viele Athletinnen dorthin führen.“
Selina Freitag hat Dich als ein „Herr der alten Schule“ betitelt. Wie siehst Du Dich selbst?
„Da hat sie bestimmt eher mein Alter angesprochen (lacht). Ich könnte ja von allen der Vater sein. Aber ich habe natürlich schon viel Erfahrung und gewisse Dinge kann man auch nicht wegleugnen, die schon vor 10 Jahren oder vor 15 Jahren gut waren und auch heute noch gut sind. Es hat sich allerdings auch vieles weiterentwickelt. Egal, ob es das Material ist, die ganze Abstimmung mit den Bindungen oder die Skier. Und da sind wir schon sehr gut aufgestellt.“