Halvor Egner Granerud (312,4 P.) ist am heutigen Tag nicht zu stoppen. MIt über zehn Punkten Vorsprung siegt er heute beim Auftaktspringern der 71. Tournee in Oberstdorft. Hinter ihm folgen die Polen Piotr Zyla (299 P.) und Dawid Kubacki (249,9 P.).
Bevor es mit den Top-6 zum Ende des Wettbewerbs nochmal richtig spannend wurde, hieß es erstmal eins: Warten. Und zwar lange. Die Windverhältnisse änderten sich kurz vorher auf gute Aufwindbedingungen, da der Windkorridor jeoch auf Rückenwind eingestellt war, durften die Springer nicht runter und mussten warten. Die Jury entschied sich gegen die Anlaufverkürzung, um auf den guten Wind entsprechend zu reagieren und warteten, bis der Wind wieder im Korridor war. Als es die Windbedingungen es dann zuließen ging es ganz schnell und kurz daruf stand der Sieger fest: Halvor Egner Granerud siegt deutlich vor 25.500 Zuschauern und dem polnischen Duo Piotr Zyla und Dawid Kubacki. Bereits nach dem ersten Durchgang lag der Norweger deutlich in Führung und verteidigte diese gegen die beiden Polen. Dies gelang dem Norweger mit einem Top-Sprung auf 139 Meter und Top-Haltungsnoten von 58,5 von 60 möglichen Punkten. Nach dieser Vorstellung führt er natürlich auch die Tournee-Wertung an, die er auf den kommenden drei Stationen versuchen wird zu verteidigen. Piotr Zyla schlägt als zweiter seinen Teamkollegen Dawid Kubacki. Kubacki war als Träger des gelben Trikots bestimmt mit etwas höheren Ambitionen als dem dritten Rang an den Start gegangen, zeigte er trotzdem seine Freude über Rang drei und Rang zwei für seinen Teamkollegen. Aber er eins ist auch klar: den Sieg der Tournee hat er mit Sicherheit noch nicht abgeschrieben.
Geiger verpasst Podest knapp
Hinter den Top-3 liegt der Oberstdorfer Karl Geiger nach einem Top-Wettbewerb. Am Ende fehlten ihm nur 1,3 Punkte auf einen Podestplatz. Nachdem die Form in den letzten Wochen noch etwas schwankend war, zeigt er über beide Tage hinweg sehr konstante Leistungen auf hohem Niveau. Direkt hinter ihm liegt sein Duellgegner Kraft, den er im Duell bereits knapp geschlagen hatte. Nachdem Kraft gestern wegen eines Infekts nur eine schwache Qualifikation ablieferte, war er heute wieder ganz vorne mit dabei und kämpfte ums Podium mit. Am Ende fehlten ihm nur gut drei Punkte auf den dritten Rang.
Andreas Wellinger landet als sechster hinter Kraft und zeigte sich sichtlich zufrieden: „Ich bin heute echt gut skigesprungen. Der zweite war jetzt nicht so sauber, es hat ein bisschen Energie von der Kante gefehlt und dann fehlen einfach bei der Luke und dem Niveau ein paar Meter, aber ich bin einfach sau zufrieden. Es waren wieder richtig gute Sprünge und mein bestes Ergebnis in Oberstdorf.“ Hinter Andreas Wellinger liegen der Slowene Lovro Kos und der Österreicher Daniel Tschofenig. Komplettiert werden die Top-10 heute durch Kamil Stoch und Anze Lanisek,
Raimund überzuegt auf ganzer Linie
Richtig Freude beim Zuschauen macht Philipp Raimund. Der 22 Jahre alte Springer kann in Oberstdorf auf ganzer Linie überzeugen. Gestern beendet er die Qualifikation als 14., schlug heute seinen Duell-Gegner, untermauert auch im zweiten Durchgang seine super Verfassung und erreicht auf Rang … sein bestes Weltcupergebnis überhaupt. Jubelnd steht er im Schanzenauslauf und zeigt sich auch sichtlich gut gelaunt beim ZDF-Interview: „Ich fühle mich mega wohl und habe mega meinen Spaß.“
Nicht ganz so euphorisch ist Stephan Leyhe, der … wird: „Ich habe schon bessere, aber auch schon schlechtere Ergebnisse hier erzielt, aber das Wichtige ist, dass die Sprünge besser laufen und da tue ich mir auf dieser Schanze ein bisschen schwer. Die Kante ist dann doch schon sehr knackig, da sacke ich immer ein bisschen ab und dann sind wirds halt bei solchen Windverhältnissen und einer niedrigen Luke sehr zäh.“
Constantin Schmid (29.) profitiert vom Duell-Modus, da er nur durch den Sieg gegen seinen Duellpartner weiter kommt. Ohne den Modus wäre der Wettbewerb für ihn bereits nach dem ersten Durchgang vorbei gewesen. Immerhin kann er sich im zweiten Durchgang etwas steigern und springt 10,5 Meter weiter als noch in Durchgang Nummer 1. „Ich habe im ersten nicht den schlechtesten Wind gehabt, aber ich habe meinen schlechtesten Sprung hier gemacht, das war ärgerlich. Der zweite war jetzt ein bisschen besser, aber auch nicht optimal. Insgesamt kann ich nicht zufrieden sein“, ordnete er seinen Tag im ZDF-Interview ein.
Eisenbichler und Paschke bereits nach erstem Durchgang raus
Markus Eisenbichler hadert im ZDF-Interview deutlich mit sich, nachdem er sein Duell verloren hat und den zweiten Durchgang auch nicht über die Lucky-Loser-Wertung erreichen konnte: „Es ist schwierig. Ich habe eben in der Probe gemeint, der war besser, aber von Luke 13 mit Plus 16 Punkten und du bist nicht so in Form, da glaubst du echt, es läuft wirklich der Mist bergauf. Da springst du nicht so gut und dann kommt das andere auch noch mit dazu. Mei, ich habs probiert. Natürlich bin ich sau enttäuscht jetzt, aber ich muss weiter machen und drücke den anderen jetzt die Daumen.“ Seit Beginn der Saison hadert Eisenbichler schon mit seiner Form. Beim letzten Weltcup vor der Tournee zeigt er sich noch zuversichtlich, dass es bergauf gehen könnte, doch nach seinem schwachen Sprung auf nur 115 Meter ist die Stimmung sichtlich getrübt. „Die Verfassung stimmt hinten und vorne nicht. Ich muss mal mit den Trainern reden, ob es noch weiter Sinn macht, mich da weiter zu quälen. Es ist auch grade einfach extrem bitter. Es ist einfach nicht schön“, sagte Eisenbichler enttäuscht im Interview. Bleibt abzuwarten, wie sich das in den nächsten Tagen entwickeln wird.
Aber Eisenbichler ist nicht der einzige deutsche Springer, der nach dem ersten Durchgang die Skier zusammenpacken muss. Auch Pius Paschke scheitert mit 110 Metern an seinem Duellgegner und muss beim Finaldurchgang zuschauen.
Bundestrainer Horngacher ist „sehr zufrieden“
„Wir können, glaube ich, sehr zufrieden sein mit der Leistung unserer Athleten heute. Wirklich nicht schlecht vom Karl und vom Andi Wellinger. Was sie da abgeliefert haben unter den Druckbedingungen. Muss man sagen, haben sie wirklich sehr sehr gut gelöst. Wir sind sehr zufrieden und immer noch sehr gut in der Gesamtwertung dabei und werden uns jetzt sehr gut vorbereiten auf das Neujahrsspringen in Garmisch Partenkirchen“, so Bundestrainer Horngacher kurz nach dem Wettbewerb.
Weiter geht es für die Herren in Garmisch-Partenkirchen am Samstag mit der Qualifikation. Das ganze Programm gibt es hier.
Quelle: FIS, ZDF