Spannung bis zur letzten Sekunde – nachdem es schon beim gestrigen Teamwettkampf eng zur Sache ging, war auch heute nach dem ersten Durchgang beim Einzelwettkampf im polnischen Wisla noch alles offen: Nicht einmal drei Punkte trennten die Top 5. Doch Jan Hörl (Österreich) erwies sich als nervenstark, verteidigte seine Führung im Finale souverän und sicherte sich den ersten Weltcupsieg seiner Karriere – trotz Sturz im Probedurchgang.

Der 23-Jährige setzte sich mit Sprüngen auf 121 und 128 Meter (261,9 P.) gegen Marius Lindvik (NOR) durch, der 122 und 124 Meter weit sprang und sich so den zweiten Platz sicherte (255,2 P.). Neben Jan Hörl erreichte ein weiterer Österreicher einen Podestplatz: Stefan Kraft segelte auf 120 und 123 Meter (253,6 P.) und wurde Dritter.

Für Hörl war dies die Krönung eines perfekten Wochenendes: Am Freitag gelang ihm bereits der Sieg in der Qualifikation, gestern feierte er den Erfolg im Mannschaftsspringen mit seinen Teamkollegen und heute gelang ihm nun der erste Weltcupsieg seiner Karriere. Sein bislang bestes Ergebnis und einziger Podestplatz im Weltcup war ein dritter Rang in Engelberg vor zwei Jahren. „Es ist echt geil, ein Megagefühl“, so Hörl nach seinem Triumph: „Darauf habe ich jahrelang hin trainiert. Dass das jetzt aufgeht, ist einfach genial. Ich glaube, es dauert noch, bis ich es ganz realisiert habe“. Als er im Finaldurchgang als letzter Springer auf dem Balken saß, sei er sehr nervös gewesen, da er bislang oftmals einen schwächeren zweiten Sprung zeigte. „Es tut einfach gut, wie ich jetzt den zweiten Sprung runterbekommen habe, das ist gut fürs Herz“.

Karl Geiger springt nur knapp am Podest vorbei

Auch die DSV-Adler präsentierten sich erneut stark: Karl Geiger zeigte im zweiten Durchgang einen starken Sprung auf 123 Meter und konnte sich damit noch von Platz 7 auf Rang 4 nach vorne arbeiten (251,3 P.). Direkt hinter Geiger platzierte sich Markus Eisenbichler als Fünfter (246,3 P.). Beide konnten noch Cene Prevc (SLO) überholen, der auf Rang 6 zurückfiel. Geiger resümierte anschließend: „Es war wieder nicht einfach, aber wir haben einen guten Wettkampf gemacht“. Gleichzeitig blickte er bereits nach vorne und richtete eine Kampfansage an die Konkurrenz: „Wir sind gut drauf und werden in Klingenthal wieder angreifen“. Auch Markus Eisenbichler freut sich schon auf die nächsten Aufgaben: „Ich habe ganz gute Sprünge gemacht. Jetzt heißt es weiter arbeiten und alles ein bisschen verfeinern.“

Pius Paschke konnte mit Rang sieben ebenfalls überzeugen und zeigte sich zum Abschluss des Wochenendes in Wisla „sehr zufrieden“: „Ich war gestern nicht ganz so zufrieden mit den Sprüngen und habe es heute geschafft, Schritt für Schritt besser zu werden, eigentlich mit jedem Sprung“. Constantin Schmid komplettierte das gute deutsche Mannschaftsergebnis mit seinem 14. Platz. Stephan Leyhe verpasste den zweiten Durchgang als 31. um gerade einmal 0,7 Punkte. Andreas Wellinger glückte der Sprung ins Finale ebenfalls nicht. Als 38. heißt es für ihn also weiter daran zu arbeiten, Konstanz in seine Leistung zu bringen, um Sprünge wie in der Qualifikation – in der er den 8. Platz belegte – wieder öfter abrufen zu können.

Freude in Österreich, Gemischte Gefühle in Norwegen, Trübsal in Polen

Während die Österreicher mit einem Doppelpodium in Wisla auftrumpften und mit Fettner (16.) und Aschenwald (18.) noch zwei weitere Athleten unter den Top 20 platzieren konnten, verhallte der Jubel der Polen ungewohnt früh und schnell. Die Freude der zahlreichen polnischen Fans vor Ort wurde durch die Ergebnisse der einheimischen Springer getrübt: Trotz nationaler Gruppe erreichten mit Stoch, Zyla und Zniszczol gerade einmal drei Sportler den Finaldurchgang und belegten die Plätze 11, 25 und 26. Nachdem sich im ersten Durchgang des Teamwettkampfs gestern zunächst eine deutliche Leistungssteigerung andeutete, war diese Hoffnung spätestens nach dem Wettkampf heute schon wieder verfolgen.

Auch der Champion der letzten Saison, Halvor Egner Granerud, wird mit vielen Fragezeichen im Kopf die Heimreise antreten. Den Probedurchgang hatte er noch überraschend für sich entschieden, im ersten Durchgang zeigte er jedoch erneut eine große Instabilität im Sprung und belegte den vorletzten Rang. Gleichzeitig konnten insbesondere Marius Lindvik mit seinem zweiten Platz, Robert Johansson (10.) und Johann Andre Forfang (12.) überzeugen. Auch Killian Peier setzt seine guten Leistungen nach seinem Comeback weiter fort: Der Schweizer wurde 9. und sprang damit bereits zum dritten Mal in dieser Saison in die Top 10.

Nächste Station Klingenthal

Weiter geht es am nächsten Wochenende in Klingenthal: Hier sind neben den Skispringern auch die Skispringerinnen am Start und bestreiten jeweils zwei Einzelwettkämpfe. Die Atmosphäre wird dann jedoch wieder eine andere sein: Im Gegensatz zu Wisla ist in Sachsen derzeit kein Publikum bei Großveranstaltungen erlaubt, sodass das Wochenende ohne Zuschauer über die Bühne gehen wird.

Offizielles Resultat

Weltcup-Gesamtstand

Quelle: ÖSV/DSV/FIS

Von Jan Simon Schäfer

Über den Autor: Schon als kleines Kind saß er begeistert vor dem Fernseher und wollte keinen Skisprungwettkampf verpassen. Nach dem ersten Besuch beim Weltcup in Willingen zog es ihn dann immer häufiger live an viele verschiedene kleine und große Schanzen. Dort verbringt er mittlerweile die meisten Wochenenden und ist als nebenberuflicher Fotograf und für skispringen-news.de vor allem im Nachwuchsbereich aktiv.

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