Zur Halbzeit der 71. Vierschanzentournee nutzte der Deutsche Skiverband den freien Tag für eine Pressekonferenz am Teamhotel in Garmisch-Partenkirchen. Teil des Gesprächs waren Bundestrainer Stefan Horngacher, Karl Geiger sowie Andreas Wellinger. Das Fazit zur deutschen Tournee-Hälfte fiel ingesamt positiv aus.

Mit Karl Geiger auf Platz fünf in der Tournee-Zwischenwertung ist das deutsche Team in Reichweite des Podestes. Im Kampf um den Sieg kann die DSV-Mannschaft jedoch bereits nach Garmisch-Partenkirchen nicht mehr mitmischen – zumindest wenn alles normal über die Bühne geht. „In Oberstdorf war es für uns ein sehr guter Wettkampf, gestern in Garmisch-Partenkirchen ein guter Wettkampf. Auch wenn wir nicht ganz vorne sind bei der Vierschanzentournee-Wertung, fällt mein Resümee positiv aus. Es war von Anfang an eigentlich klar, dass wir hier nicht unbedingt um den Sieg mitspringen. Alle Dinge die wir angeschoben haben, zeigen jedoch Wirkung und wir kommen so langsam nach vorne. Die Tendenz ist also positiv. Auch der dritte Platz ist noch möglich“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher am Dienstagvormittag.

Stefan Horngacher: „Wir sind im erweiterten Jägerkreis dabei und das ist schon viel wert“

Speziell mit den beiden Top-Leuten Karl Geiger und Andreas Wellinger zeigte sich der DSV-Cheftrainer sehr zufrieden. „Mit Karl war ich in Oberstdorf wirklich sehr sehr zufrieden. In Garmisch war es schwierig für ihn, denn die Spur war aus irgendeinem Grund etwas wellig und er hat bei keinem Sprung den Balancepunkt so gefunden, dass er es am Schanzentisch richtig getroffen hat“, so die Erklärung warum Geiger nicht ganz an das Resultat von Oberstdorf anknüpfen konnte. „Karl ist auf einem sehr guten Weg. Was ihm fehlt, ist momentan noch die Stabilität und die Leichtigkeit, die Dinge umzusetzen“, erklärte Horngacher weiter.

Besonders für die beiden österreichischen Stationen hat Karl Geiger auch noch einiges vor, denn zu verlieren haben die deutschen Skispringer bei der Vierschanzentournee auch in diesem Jahr nichts mehr: „Wir sind motiviert und engagiert, dass wir die nächsten Tage noch gut nutzen. Auch wenn es nur ein Sprung wäre, aber es ist mein Anspruch, dass man konzentriert und strukturiert weiterarbeitet, sodass einem mal einer rausrutscht, der richtig knallt. Einfach dass man denen vorne mal einen vor den Latz knallen kann und sagen kann, ihr müsst auch mit uns noch rechnen.“

Neben Karl Geiger war auch Andreas Wellinger in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen im vorderen Feld dabei. Zur Halbzeit liegt der 27-Jährige in der Tournee-Wertung nur 0,2 Zähler hinter Geiger auf Platz sechs. Die Türen nach weiter vorne stehen also auch für ihn noch offen. „Andreas Wellinger hat die vergangenen drei Jahre nach seiner Verletzung große Probleme gehabt, wieder Fuß zu fassen. Beim Lehrgang in Oberstdorf kurz vor Weihnachten ist er noch nicht so gut gesprungen und ist hier dennoch auf einem sehr hohen Niveau Ski gesprungen. Das stimmt mich sehr zuversichtlich auf die kommende Zeit in dieser Saison. Was er in den beiden Wettbewerben geleistet hat, war sehr sehr gut“, analysierte Horngacher über die beiden Tournee-Wettbewerbe von Wellinger.

Lobende Worte für Raimund und Schmid

Die Erwartungen übertroffen hat bisher vor allem Philipp Raimund, der sich seinen siebten Startplatz in den vergangenen Wochen selbst im Continental Cup erkämpft hat. „Wenn man bedenkt, dass er aus dem Continental Cup herauskommt und erst seinen 3. Weltcup gemacht hat und jetzt bei der Vierschanzentournee gleich zweimal unter den Top-15 gelandet ist, ist das wirklich ausgezeichnet. Speziell unter den Bedingungen unter denen er gesprungen ist, hat er es dreimal richtig schwer gehabt. Im zweiten Durchgang gestern hat er einmal normale Bedingungen gehabt und man hat gesehen wie weit es gehen kann“, so die absolut lobenden Worte des Bundestrainers. Auch sonst sei „Hille“, wie er von seinen Freunden und Teamkollegen genannt wird, eine echte Bereicherung für das Team. Der 22-Jährige bringe nicht nur frischen Wind mit, sondern mit seiner offenen Art auch stets gute Laune.

Auch über die Leistung von Constantin Schmid in Garmisch-Partenkirchen zog Stefan Horngacher ein positives Fazit: „Im Probedurchgang war er schon sehr gut. Im ersten Durchgang ist er bei extrem schwierigen Bedingungen gesprungen und hat dann viel verloren. Sein Duell hat er zwar locker gewonnen, aber er hat natürlich viele Punkte verloren. Im Finale hat er dann aber wieder gezeigt, dass er ganz locker über 130 Meter springen kann. Und das war schon sehr positiv.“

Für Markus Eisenbichler heißt es nun kontinuierlich weiterzuarbeiten. Nach Horngacher’s Einschätzung seien die Trainingsleistungen zwar gar nicht schlecht gewesen, im Wettkampf habe er jedoch ein wenig die Nerven verloren. Wie der Bundestrainer am Dienstag bestätigte, ist auch ein Tournee-Ausstieg von Eseinbichler vom Tisch. Der 31-Jährige wird also bis Bischofshofen weiterhin Teil der Mannschaft sein. Für den Siegsdorfer geht der Fahrplan nun Richtung der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Planica. „Die Schanzen liegen ihm sehr gut. Er braucht jetzt einfach ein bisschen Zeit und Ruhe und muss kontinuierlich weiterarbeiten, dass er wieder an seine Leitungen anschließen kann. Bei ihm kann das auch ganz schnell gehen“, erläuterte Horngacher.

Nächste Station: Problem-Schanze Innsbruck

In den vergangenen Jahren hat die 3. Tournee-Station in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck immer wieder für Verzweiflung und Frustration im deutschen Team gesorgt. Mehr als einmal mussten am Bergisel alle Chancen auf den Tournee-Gesamtsieg begraben werden. Im Jahr 2018 stürzte Richard Freitag und verlor damit alle Chancen auf einen Gesamtsieg. Auch Karl Geiger tat sich in der Vergangenheit immer wieder schwer und hatte vermehrt mit Windpech am Bergisel zu kämpfen – der Traum vom Gesamtsieg mehrfach ausgeträumt. „Wir müssen schauen, dass wir den Bergisel in den Griff bekommen – das wird unsere große Challenge. Wir hatten dort die letzten Jahre immer wieder Probleme. Diesmal sind wir in einer anderen Situation. Dieses Jahr können wir uns in Ruhe auf die Technik fokussieren und schauen, dass wir die Schanze im Griff haben. Dass wird die nächsten beiden Tage das Ziel sein, in Innsbruck ein gutes Einzelergebnis zu machen und so nah wie möglich an die Spitze heranzukommen“, so der Cheftrainer am Tag der Anreise nach Innsbruck.

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