Simon Ammann, Foto: Jan Simon Schäfer

Es passierte Mitte Oktober. Die Schweizer Meisterschaften in Einsiedeln waren extra um zwei Wochen verschoben worden, da sich Killian Peier und Andreas Schuler mit dem Coronavirus infiziert hatten. Nun also der zweite Versuch. Killian Peier ist im ersten Durchgang an der Reihe, fliegt weit und setzt zur Landung an – da jedoch verdreht es ihm wie schon (zu) vielen Skispringern in den letzten Jahren das rechte Knie. Diagnose: Kreuzbandriss.

„Mir ging gleich durch den Kopf, dass die Saison vorbei ist“, wird Peier in der Schweizer Tageszeitung Blick zitiert. „Es war ein sehr schwieriger Moment für mich. Ich habe das Schlimmste erwartet und das hat sich leider bestätigt.“ Mit guten Sprüngen im Gepäck war der 25-Jährige zu den nationalen Titelkämpfen gefahren und war bereits voller Vorfreude auf die anstehende Saison: „Ich wäre bereit gewesen für den Winter, mein Gefühl war sehr gut. Vor allem im letzten Monat hatte ich viele gute Trainings.“ Auch beim einzigen Sommer-Grand-Prix-Wochenende in Wisla deutete er seine Ambitionen mit einem fünften Platz bereits an. Trainer Ronny Hornschuh sah Peier zum Zeitpunkt der Meisterschaften in einer Verfassung, „wie er sie vielleicht noch nie hatte“.

Es ist daher nicht gewagt, zu behaupten, dass Killian Peier im Winter schmerzlich vermisst werden wird – war es doch gerade seine Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft 2019 in Seefeld, die dem Skispringen in der Schweiz zwar zu keinem riesigen, aber dennoch wichtigen Aufschwung verholfen hat. In diesem Zusammenhang sollte man auch die Schwierigkeiten rund um die Schanzen in Einsiedeln nicht vergessen, die dringend neue Anlaufspuren benötigen und nun mit einer sehr schleppend angelaufenen Crowdfunding-Aktion gefördert werden sollen.

Ammann nach ereignisreichem Sommer mit neuem Tatendrang

Umso wichtiger für die Mannschaft ist daher, dass sich Simon Ammann im Frühsommer dazu entschieden hat, seine Karriere bis Olympia 2022 fortzusetzen. Nicht wenige haben über ein Karriereende des Routiniers spekuliert, der sich in der vergangenen Saison meist mit Plätzen jenseits der Top 20 zufriedengeben musst. Hin und wieder war der Wettkampf für ihn auch bereits nach dem ersten Durchgang beendet. Doch ‚Simi‘ warfen diese Ergebnisse nicht aus derr Bahn – im Gegenteil, sie haben ihn nach eigenem Bekunden dem Ehrgeiz zum Weitermachen viel näher gebracht als Gedanken an den Rücktritt.

Im Sommer machte Ammann vor allem abseits des rein Sportlichen Schlagzeilen: Ende Mai wurde er zum dritten Mal Vater, im September trat er bei den Wahlen für den Gemeinderat in seiner Heimat an. Dort erhielt er jedoch nicht genügend Stimmen. Gegenüber Blick sagte er zunächst, dass er sich für einen zweiten Wahlgang „wohl stärker exponieren und politisieren“ müsse, zog sich von diesem dann jedoch zurück. Seine volle Aufmerksamkeit kann und will er neben seiner Familie also weiterhin dem Skispringen widmen. Nachdem es in der Rolle des Teamleaders in der jüngsten Vergangenheit mehr oder weniger schon zu einer Wachablösung von Ammann zu Peier gekommen war, wird Ammann in der neuen Saison wieder stärker im Fokus stehen.

Welche Rolle können Deschwanden und Co. spielen?

Gespannt sein darf man auch auf Gregor Deschwanden. Nach zwei schwachen Wintern mit insgesamt nur 22 Weltcuppunkten konnte er bei den Sommerwettbewerben in Wisla einen 7. und 9. Platz verbuchen. Bei der Schweizer Meisterschaft sicherte er sich den Sieg vor Dominik Peter, Simon Ammann wurde nur Dritter. Und doch bleibt festzuhalten, dass dies lediglich einzelne Wettkämpfe sind. Momentaufnahmen. Eine Einordnung in das internationale Sportlerfeld oder gar eine Saisonprognose fällt in diesem Jahr allen so schwer wie noch nie. Ein Nachteil muss das für einen Springer wie Deschwanden aber keinesfalls sein – sich in Ruhe auf das eigene Training fokussieren und losgelöst von irgendwelchen Vergleichen in den Winter starten zu können, kann durchaus auch die ein oder andere Überraschung hervorbringen.

Neben Simon Ammann und Gregor Deschwanden gehen beim Saisonauftakt in Wisla Sandro Hauswirth (20) und Dominik Peter (19) an den Start. Während Hauswirth in der vergangen Saison im Continentalcup und Alpencup gesprungen ist, verbuchte Peter einige Weltcup-Einsätze und nahm insgesamt zehn Punkte mit. Nicht für das Weltcup-Team nominiert, aber ebenfalls im B-Kader vertreten sind Andreas Schuler und Lars Kindlimann. Schuler kann mit seinen 24 Jahren schon auf zahlreiche Weltcupeinsätze zurückblicken, dauerhaft festbeißen konnte er sich dort jedoch noch nicht. Bei Kindlimann (20) dürften die Ansprüche etwas niedriger liegen, startete er bislang doch vor allem im Alpencup. Bei der Junioren-WM in Oberwiesenthal ließ er mit Rang 11 und als bester Schweizer aufhorchen – dass er in nicht allzu ferner Zukunft auch erste Erfahrungen im Weltcup sammeln darf, steht außer Frage.

Killian Peier blickt Richtung Olympia

Und wie blickt Killian Peier in die Zukunft? Während alle gespannt dem Saisonauftakt entgegenfiebern, ist er gedanklich schon bei der Saison 2021/22: „Ich habe relativ schnell versucht, positiv in die Zukunft zu schauen. Besser, dass es diese Saison passiert ist als nächste. So habe ich hoffentlich genug Zeit, um mich gut auf die Olympia-Saison vorzubereiten.“

Quellen: Blick, NZZ

Von Jan Simon Schäfer

Über den Autor: Schon als kleines Kind saß er begeistert vor dem Fernseher und wollte keinen Skisprungwettkampf verpassen. Nach dem ersten Besuch beim Weltcup in Willingen zog es ihn dann immer häufiger live an viele verschiedene kleine und große Schanzen. Dort verbringt er mittlerweile die meisten Wochenenden und ist als nebenberuflicher Fotograf und für skispringen-news.de vor allem im Nachwuchsbereich aktiv.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert