Wir alle erinnern uns gut an den Raketen-Start von Daniel-André Tande in die vergangene Weltcup-Saison. Nach zahlreichen gesundheitlichen Problemen war der Skiflug-Weltmeister von 2018 in Wisla und Kuusamo nicht zu schlagen. Ob ihm ein solch grandioser Auftakt noch einmal gelingen kann? Die Form scheint zumindest schon mal zustimmen, so konnte der 26-Jährige die norwegischen Meisterschaften von der Normalschanze für sich entscheiden.
Eigentlich ist Daniel André Tande ein Mann für die ganz großen Anlagen. In typisch norwegischer Manier nutzt er seine glänzenden Flugfertigkeiten um auf den Flugschanzen dieser Welt zu triumphieren. So wie beispielsweise bei der Skifklug-WM in Oberstdorf im Jahr 2018. Dass es für Tande allerdings auf jeder Schanzengröße weit gehen kann, hat er auch im Weltcup hinlänglich bewiesen. Es ist in erster Linie eben alles eine Frage der aktuellen Verfassung, die über Sieg und Niederlage entscheidet. Gerade der begnadete Norweger ist bekannt dafür, dass bei ihm die Schwelle zwischen Podest und einem Platz im Mittelfeld extrem knapp ist. Während sich der 26-Jährige bei den Titelkämpfen von der Großschanze noch mit Rang sechs begnügen musste, zeigte er sich nun bereit für den Weltcup-Auftakt. Beim Normalschanzen-Springen vom Midtstubakken gewann er mit Sprüngen auf 103,5 und 105 Metern sowie 277,5 Punkten. Knapp dahinter (275,5 Punkten) landete Halvor Egner Granerud mit Sprüngen auf 103,5 und 105,5 Metern. Der 24-Jährige hätte das Springen sogar gewinnen können, doch Sieger Tande entschied das Springen dank der besseren Haltungsnoten für sich. Nichts desto trotz bestätigte Granerud damit seinen starken Wettkampf von der Großschanze, bei dem er ebenfalls Silber gewann. Nach der enttäuschenden schwächeren Saison scheint er sein kleines Zwischentief jedenfalls vollständig überwunden zu haben. Das Podest komplettiert Marius Lindvik, der das Springen auf der Großschanze noch souverän gewinnen konnte. Der Tournee-Zweite aus dem Vorjahr sprang 102 und 103,5 Meter, handelte sich mit einer Punktzahl von 259,6 Zählern jedoch bereits einen ordentlichen Rückstand ein. Rang vier belegte überraschend Fredrik Villumstad, der im Jahr 2020 noch bei keinem internationalen Springen im Wettkampffeld gestanden hat. Mit 255 Punkten behauptete sich dieser knapp vor Kombinierer Jarl-Magnus Riiber. Der beste Springer im Feld der Kombinierer ist auch bei den Spezialisten kein unbeschriebenes Blatt und konnte in Kuopio sogar einen COC-Sieg erringen. Dass mit Johan André Forfang ein potenzieller Weltklasse-Springer hinter Riiber landet, ist aus Sicht des Olympia-Dritten von der Normalschanze dennoch bedenklich. Nach einer durchwachsenen Vorsaison, scheint der 25-Jährige auch jetzt noch nicht so ganz in Fahrt zu kommen. Die Plätze Sieben und Acht belegten Oscar Petersen Westerheim und Bendik Jakobsen Heggli.
Bekannte Gesichter fehlen bei den Titelkämpfen: Norweger weiter mit Verletzungs-Sorgen
Dem Ergebnis ist jedoch bereits zu entnehmen, dass bei den Titelkämpfen einige prominente Gesichter passen mussten. So laboriert Robert Johansson laut Berkutschi derzeit an Rückenproblemen. Ob es sich hierbei um schwerwiegendere Probleme handelt, ist augenblicklich nicht bekannt. Bei Teamkollegen Anders Fannemel ist dies bedauerlicherweise der Fall. Der ehemalige Skiflug-Weltrekordler befürchtet aufgrund anhaltender Knieprobleme sogar ein zeitnahes Karrierenende. An dieses verschwendet der 20-Jährige Thomas Aasen Markeng definitiv noch keinen Gedanken. Bei den Titelkämpfen von der Normalschanze musste der Youngstar jedoch ebenfalls zuschauen. Berkutschi zufolge musste sich dieser kürzlich einer Operation unterziehen bei der ihm eine Schraube im Knie entfernt wurde. Jedoch soll Markeng zuversichtlich sein, bald wieder mitmischen zu dürfen.
Lundby laboriert an sogenannten „Springerknie“
Die Verletzungs-Sorgen der Norweger sind auch bei den Springerinnen allgegenwärtig. So musste Spitzenspringerin Maren Lundby nach den Titelkämpfen von der Großschanze auch in Oslo passen. Was hinter den Problemen von Lundby steckt, enthüllte nun skokipolska.pl. Demnach leide die Dominatorin der letzten Jahren an einem sogenannten „Springerknie“. Dieses kann durch die ungleichmäßige Belastung des Knies bei der Telemark-Landung entstehen. Nun arbeitet Lundby an einer Technik-Umstellung bei der Landung, die bewirken soll, dass fortan das rechte Bein mehr belastet wird. Wie kompliziert ein derart drastischer Eingriff in den natürlichen Bewegungsablauf ist, weiß auch Simon Ammann. Der viermalige Olympiasieger stellte seine Landung nach seinem schweren Sturz in Bischofshofen um, hat seine Probleme jedoch nie vollständig in den Griff bekommen. Die Norwegerin bemüht sich nun über spezielles Technik-Training Schritt für Schritt nach vorne zu kommen, um bald wieder schmerzfrei auf Weitenjagd gehen zu können. Ob die 26-Jährige beim Damen-Auftakt in Lillehammer mit dabei sein wird, ist dem Artikel nicht zu entnehmen.
Nach spannenden Zweikampf: Silje Opseth Meisterin bei den Damen
In Abwesenheit der besten Norwegerin setzte sich Silje Opseth mit Sprüngen auf 102,5 und 98,5 Meter durch. Silber sicherte sich Eirin Maria Kvandal mit 101 und 101,5 Metern. Wie auch bei den Herren gewann auch bei den Damen nicht die Springerin mit den weitesten Sprüngen, sondern die mit der besten Haltung. Trotz 9,5 Punkten weniger von den Kampfrichtern verpasste Kvandal den Sieg mit 250,3 Zählern nur um 4,2 Punkte. Rang drei ersprang die ebenfalls Weltcup-erfahrene Anna Odine Strøm. Mit Sprüngen auf 91 und 98,5 Metern und 215,4 Punkten konnte sie dem hohen Niveau der Erstplatzierten jedoch nichts entgegensetzen. Allerdings gelang es ihr die ViertplatzierteThea Minyan Bjørseth (211,4 Punkte) knapp hinter sich halten. Die restlichen Springerin hatten dagegen bereits einen Rückstand von 80 Punkten auf die Spitze, was das recht hohe Leistungsgefälle bei den norwegischen Springerinnen verdeutlicht.
Quellen: berkutschi.com, skokipolska.pl