Das norwegische Team rund um Cheftrainer Alexander Stöckl ist ein starkes Team, welches immer wieder für die ein oder andere Überraschung gut ist. Die Wikinger haben zwar durchaus erfahrene Athleten wie Robert Johansson vorzuweisen, dennoch fehlt es den Nordmännern noch oft an Konstanz. Zumindest war dies in den letzten Jahren meistens das Hauptproblem über eine Saison hinweg. Hinzu kommen einige Kreuzbandrisse und Verletzungen, die das Team immer wieder durcheinanderwirbeln. 

Angefangen mit einem seit Jahren aufstrebenden jungen Talent in Norwegen: Thomas Aasen Markeng. Dieser kehrte im September 2020 nach seinem Kreuzbandriss, den er sich beim Weltcup in Klingenthal zu Beginn der Saison 2019/20, vor etwa 11 Monaten zugezogen hat. Wenn es um das Thema Rückkehr nach einem Kreuzbandriss geht, würden viele Stimmen behaupten, dass die Norweger deutlich schneller wieder auf der Schanze anzutreffen sind, als das in einer anderen Nation, wie etwa Deutschland der Fall wäre. In der Vergangenheit, bei Kenneth Gangnes etwa, konnte man dies durchaus beobachten. Auch Markeng ist verhältnismäßig schnell auf die Schanze zurückgekehrt. Aktuell muss der 20-Jährige noch einmal pausieren, da er sich Ende Oktober eine Schraube im Knie hat entfernen lassen. Wie er jedoch selbst auf seinem Instagram-Kanal verkündete, wird er bald wieder auf den Beinen sein. Inwieweit er dann diesen Winter an einem Weltcup teilnehmen kann und an seine Form von 2019 anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. 

Auch für Anders Fannemel ist nicht sicher, wann und mittlerweile sogar, ob er überhaupt in den Weltcup zurückkehrt. Nach seinem Kreuzbandriss 2019 hatte er bereits drei Operation und ist nach wie vor nicht schmerzfrei. Der 29-Jährige hatte zuletzt sogar über ein zeitnahes Karriereende nachgedacht.

Findet Johansson zu alter Stärke zurück?

Bei Robert Johansson oder dem „Flying Mustache“, wie er von vielen in der Skisprungszene genannt wird, ist zumindest eines sicher: Wenn er sich so richtig eingeflogen hat, kann er zu den allerbesten der Welt gehören. Dies zeigt nicht nur sein ehemaliger weitester Flug der Welt auf dem Bakken von Vikersund auf 252 m (2017), sondern auch seine Platzierungen bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang 2018, wo er einmal Gold im Team und zweimal Bronze in den Einzelwettbewerben auf Groß- und Normalschanze gewann. Der Mann ist also nicht nur auf den allergrößten Schanzen der Welt zu Hause, sondern kann auch auf den etwas kleineren Hügeln mit der Weltspitze mithalten. In der Saison 2017/18 belegte er sogar den 5. Rang im Gesamtweltcup, hingegen nur einen schwächeren 17. Platz in der vergangenen Saison. Sowohl während des Winters als auch zuletzt hatte der 30-Jährige immer wieder mit Rückenproblemen zu kämpfen und musste so auch die nationalen Meisterschaften auslassen. Inwieweit ihn diese Probleme weiterhin beeinflussen werden, ist nicht absehbar. Dennoch sollte man ihn gerade für die Skiflug-WM nicht außen vor lassen.

Lindvik will wieder ganz vorne angreifen

Aktuell betrachtet hat der Youngstar Marius Lindvik wohl die besten Karten im norwegischen Team. Bei den nationalen Meisterschaften siegte er auf der Großschanze und sicherte sich Rang drei von der Normalschanze. Auch die Ergebnisse des Winters 2019/20 sprechen eine klare Sprache. Er endete auf Rang sieben im Gesamtweltcup, sicherte sich Rang 2 bei der Vierschanzentournee und durfte sich über einen dritten Platz in der Raw-Air-Wertung freuen. Im vergangenen Jahr hat der 22-Jährige damit einen großen Sprung nach vorne gemacht. Auch im kommenden Winter sollte man ihn definitiv auf der Rechnung haben.

Was ist von Tande und Forfang zu erwarten?

Eins kann man wohl für beide sagen: Sowohl Daniel-André Tande als auch Johann André Forfang hat in der letzten Saison vor allem eines gefehlt, nämlich Konstanz. Tande hat die Saison noch mit jeweils einem Sieg und zweiten Platz in Wisla und in Ruka begonnen, konnte seine Platzierungen im vorderen Feld allerdings nicht lange halten. Durch die Saison gab es mehrere Höhen und Tiefen für den 26-Jährigen, sodass er sich im Gesamtweltcup am Ende nur auf Rang neun wiederfand. Ähnlich ging es auch dem 25-Jährigen aus Tromsø, Johann André Forfang. Im Gegensatz zu Tande konnte er im Winter 2019/20 keinen Einzelsieg feiern, hatte aber ähnlich viele Schwankungen in seiner Saisonkurve vorzuweisen. Für ihn reichte es am Ende nur für einen schwächeren 12. Rang im Gesamtklassement. Dass beide gut Skispringen und vor allem auch Skifliegen können, ist schon länger bekannt. Beide konnten bereits Einzelmedaillen bei Großveranstaltungen sammeln und sind immer für eine Überraschung gut. Man sollte sie also nie von der Liste streichen.

Außenseiterchancen für Granerud & Pedersen?

Um den 24-Jährigen Halvor Egner Granerud, war es im vergangenen Winter eher ruhig. Im Weltcup wurde er lediglich in Rasnov und bei der Raw Air in Oslo eingesetzt, wo er in der Qualifikation ausschied. Ansonsten deuteten auch die Ergebnisse im Continentalcup auf eine eher schwächere Saison hin. Zuletzt konnte Granerud allerdings wieder mit zwei zweiten Plätzen bei den norwegischen Meisterschaften auftrumpfen und hat sich so auch für das Weltcup-Team empfohlen. Ob er diese Form weiter beibehalten kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

Robin Pedersen hingegen konnte zuletzt für einige Überraschungen im norwegischen Team sorgen. Bei der heimischen Raw Air im März 2020 begeisterte er mit einem starken 5. und 10. Platz in Lillehammer und machte so auf sich aufmerksam. Mit seinen 24 Jahren gehört er im norwegischen Team, ähnlich wie Granerud, noch zur Kategorie „junge Hüpfer“, dementsprechend sollte man dem jungen Mann noch etwas Zeit geben. Dennoch sind ihm Sprünge in die Top-10 durchaus zuzutrauen.

Quelle: FIS, NSF



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