Im Skisprungweltcup dominieren traditionell Nationen wie Österreich, Norwegen, Deutschland oder Slowenien. Doch in den letzten Jahren hat auch die ein oder andere kleinere Skisprungnation große Fortschritte gemacht und für Überraschungen gesorgt. Bei den Damen zählen hierzu u.a. Lara Malsiner und Annika Sieff, die für Italien am Start sind. Skispringen-News.de hat sich mit den beiden aufstrebenden Athletinnen unterhalten.
Beim Sommer-Grand-Prix 2024 sicherte sich die Südtirolerin Lara Malsiner den Gesamtsieg, während ihre Teamkollegin Annika Sieff den zweiten Platz belegte – ein historisches Ergebnis für Italien, was es zuvor in dieser Form noch nie gegeben hatte. Doch auch in diesem Weltcupwinter konnten Malsiner und Sieff bereits die ein oder anderen Akzente setzen, die beweisen, dass trotz begrenzter Infrastruktur die Arbeit Früchte trägt.
Beim letzten Weltcupwochenende in Hinzenbach, der Generalprobe vor der WM in Trondheim, feierte Malsiner mit dem siebten Platz ihr bislang bestes Saisonergebnis. Sieff, die 2023 von der Nordischen Kombination zum Spezialspringen gewechselt ist, gelang nach einer kurzen, verletzungsbedingten Zwangspause im Weltcup direkt wieder der Sprung unter die Top-15.
Skispringen-News.de: „Wie zufrieden seid Ihr mit dem Verlauf Eurer bisherigen Saison?“
Lara Malsiner: „Ich konnte mich in der bisherigen Saison stetig steigern, daher passt es derzeit eigentlich ganz gut (strahlt). Auch wenn ich mich auf den Großschanzen immer noch ein wenig schwerer tue als auf den Normalschanzen.“
Annika Sieff: „Bei mir fehlt noch ein bisschen die Konstanz in den Sprüngen, weshalb ich mit der bisherigen Saison auch noch nicht ganz zufrieden bin. Ich kämpfe noch etwas damit, das richtige Gefühl auf der Schanze zu finden. Aber Schritt für Schritt geht es vorwärts und ich hoffe, dass es bald noch besser wird.“
Skispringen-News.de: „Den Sommer GP habt Ihr im Gesamtklassement auf den Plätzen eins und zwei beendet. Welchen Stellenwert hatte das für Euch und wo liegt der größte Unterschied zu den Wettkämpfen im Winter?“
Lara Malsiner: „Der Gesamtsieg hat mir sehr viel bedeutet, speziell auch für Italien. Noch niemals zuvor ist es unserer Nation gelungen, einen solchen Erfolg zu erzielen. Zudem war es toll, dass Annika Zweite geworden ist und wir somit einen Doppelsieg geschafft haben.“
Annika Sieff: „Man merkt den Unterschied hauptsächlich daran, dass die Anlaufluken im Winter geringer sind. Im Sommer ist es dadurch einfacher auf Weite zu kommen. Und was sicherlich auch von Bedeutung ist, dass im Winter mehr Athletinnen in Top-Form sind. Daher wird es dann nochmal schwieriger.“
Skispringen-News.de: „Könnt Ihr uns mal einen Einblick geben, wie schwer es für eine kleine Skisprung-Nation ist, im Weltcup mitzuhalten?“
Lara Malsiner: „Im Wettkampf direkt merkt man meiner Meinung nach keine großen Unterschiede, aber wir haben sicherlich etwas weniger Budget um Material, Anzüge, usw. zu testen. Ich finde aber auch, dass es in den letzten Jahren immer gerechter geworden ist.“
Annika Sieff: „Ich finde es wirklich hart. Man sieht, dass die großen Nationen immer vorne sind. Sie haben mehr Leute im Team, die sich um das Material und die technischen Details kümmern, die wir uns nicht leisten können. Das ist sicherlich ein großer Nachteil. Für uns in Italien gibt es aktuell nicht einmal Schanzen, weil sie für Olympia hergerichtet werden. Dadurch müssen wir jedes Mal drei Stunden nach Seefeld reisen, um dort zu trainieren – das macht es extrem schwierig.“
Skispringen-News.de: „Die Weltmeisterschaften in Trondheim stehen vor der Tür. Was ist Euer Ziel dort?“
Lara Malsiner: „Ich möchte mich auf kein Resultat festlegen. Jedoch hoffe ich, dass ich mich weiterhin verbessern kann und dann lasse mich überraschen, was am Ende bei herauskommt.“
Annika Sieff: „Wir werden auf jeden Fall versuchen, einen guten Teamwettbewerb zu zeigen – das ist eines unserer Ziele. Und für mich persönlich hoffe ich einfach, dass ich wieder ein gutes Gefühl im Sprung bekomme. Ich bin sicher, dass es dann nochmal besser wird.“