Juliane Seyfarth beim "Indoor Skydiving"; Foto: DSV #SkiDeutschland

Im Rahmen eines Medientages der Deutschen Skispringerinnen lud der DSV kürzlich in die Jochen Schweizer Arena nach Taufkirchen bei München ein. Das Besondere dabei: neben klassischen Gesprächen mit den einzelnen Athletinnen zur neuen Saison duften auch die anwesenden Medienvertreter das Flugerlebnis im Windtunnel live am eigenen Leibe erfahren. Skispringen-News.de hat sich dieser ganz besonderen Herausforderung gestellt und die Eindrücke vom „Indoor Skydiving“ für Euch mal zusammengefasst.

Zugegeben, vor diesem Medientag war die Anspannung etwas höher als normalerweise üblich – warum? Gleich nach der morgendlichen Begrüßung durch das Personal in der Jochen Schweizer Arena stand für uns Medienvertreter erstmal selbst das „Indoor Skydiving“ auf der Tagesordnung. Wir waren also sozusagen „mittendrin“ statt „nur dabei.“ Eine Umfrage unter den anwesenden Kolleginnen und Kollegen ergab, dass zuvor noch niemand Vorerfahrung gesammelt hatte. Auf der einen Seite beruhigend zu wissen, auf der anderen Seite sorgte es auch dafür, dass wir uns gegenseitig bis zum Start des Flugerlebnisses untereinander immer nervöser machten. 🙂

Nachdem wir den über 15 Meter hohen Windtunnel mit seiner komplett runden, verglasten Flugkammer in Augenschein genommen hatten und er uns alleine schon durch seine Präsenz gleich den nötigen Respekt einflößte, hieß es für uns im ersten Schritt zunächst alle mitgebrachten Materialien in den vorhandenen Schließfächern zu verstauen und uns „flugtauglich“ umzuziehen. Die komplette Flugausrüstung, bestehend aus Anzug, Helm, Brille und Ohrenstöpsel wird im Übrigen vor Ort gestellt.

Nachdem wir alle passend gekleidet waren und auf unsere Einweisung durch den Instruktor warteten, sahen wir, wie parallel Katharina Schmid, Selina Freitag, Agnes Reisch, Juliane Seyfarth, Alvine Holz, Emely Torazza und Anna Hollandt sowie Bundestrainer Heinz Kuttin die Jochen Schweizer Arena betraten. Für prominenten Zuschauerbesuch bei unserem ersten Flug überhaupt in einem solchen Windtunnel war also gesorgt. 🙂

Kurze Zeit später rief unser Instruktor alle in einem Raum zusammen und spielte auf einem Bildschirm einen Film ab, in dem wir die wichtigsten Elemente in Sachen Arm-, Bein- und Kopfhaltung aufgezeigt bekamen. Im Übrigen startete das Video direkt mit den motivierenden Worten, dass ein Flug dem freien Fall von zwei Fallschirmsprüngen aus 4.000 Metern Höhe entspricht und wir einen starken Luftstrom von bis zu 285 km/h erwarten dürfen. Rechts neben unserem Redakteur saß in diesem Raum ein Kollege, der schon lachend (oder war es doch eher besorgend?) fragte: „Was machen wir eigentlich hier? Absolut verrückt!“ Eine weitere Kollegin erwähnte, dass sie froh sei, zumindest nicht die erste Person zu sein, sodass sie es sich erstmal ansehen könne. Wie sich später jedoch herausstellen sollte, ist diese Ansicht eher kontraproduktiv. 🙂

Im Anschluss an den Film, der sehr schnell vorüber war, fragte unser Instruktor dann scherzhaft: „Und: ist jetzt alles klar?“ Aus Erfahrung wusste er natürlich, dass dies nicht der Fall war. Daher suchte er sich einen Freiwilligen, platzierte diesen auf einer Liege vor uns und zeigte am „lebenden Objekt“ noch einmal die wichtigsten Aussagen aus dem Film auf. Gleichzeitig schilderte er uns auch den Ablauf, worauf es beim Ein- und Ausstieg in den Windtunnel im Einzelnen genau ankommt. Er führte aus, dass der Flug insgesamt zwar nur zwei Minuten andauere, diese jedoch extrem lang werden können. Bei denjenigen, die einen einigermaßen sicheren Eindruck hinterließen, bestehe die Möglichkeit eine sogenannte „Taxifahrt“ zusammen mit dem Instruktor nach ganz oben mitzumachen. Die Kommunikation während eines Fluges findet im Übrigen komplett über eine zuvor festgelegte Zeichensprache statt, da durch die enormen Luftströme untereinander keinerlei Worte verstanden werden.

Und dann ging es los: unsere Gruppe fand sich unmittelbar vor dem Eingang in die Luftkammer auf einer Sitzbank ein und wurde vom Instruktor in die „richtige Reihenfolge“ gebracht, also nach der erfolgten Reihenfolge bei der Anmeldung. Im übrigen ist Euer Name auf einem Monitor für die Zuschauer draußen sichtbar und dient auch dazu, dass Fotos, die während eines Fluges aufgenommen werden, richtig zur Person zugeordnet werden können. Ihr könnt Euch also im Anschluss an Euren Flug eine ganz besondere Erinnerung für zu Hause mitnehmen.

Die ersten Medienvertreter gaben bei ihrem Premierenflug in einem solchen Windkanal eine bemerkenswert gute Figur ab und wurden danach von uns mit großem Applaus empfangen. Das Strahlen in ihren Augen war groß angesichts dieses ganz besonderen Erlebnisses und des einzigartigen Gefühls der Schwerelosigkeit. Auch die ersten „Taxifahrten“ nach ganz oben auf die 15 Meter wurden bereits durchgeführt, sodass sich der Druck auf die verbliebenen Teilnehmer aus der Gruppe noch einmal erhöhte bzw. man sich diesen unnötigerweise selbst machte (so viel im Übrigen dann auch zum Thema, dass es von Vorteil ist, nicht als Erster oder Zweiter an der Reihe zu sein :- ).

Dann startete unser Redakteur von Skispringen-News.de ebenfalls in den Windtunnel und sammelte seine eigenen Erfahrungen. Zu vergleichen ist dieses Erlebnis in etwa so, wie wenn man mit hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn unterwegs ist, dabei das Fenster geöffnet hat und vielleicht noch seinen Kopf hinaushalten würde – nur noch x-Mal extremer. Man muss sich im ersten Moment auf jeden Fall an diese enormen Luftströme gewöhnen und darf nicht den Fehler machen, die eigene Atmung versuchen umzustellen.

Tipp 1: Auch wenn es vielleicht ungewohnt ist oder schwer fällt, atmet ganz normal wie sonst auch weiter und konzentriert Euch stattdessen auf die richtige Arm-, Bein- und Kopfhaltung! Ihr werdet schnell feststellen, dass Ihr immer mehr an Selbstsicherheit gewinnt und Ihr auch als absolute Anfänger Eure Fortschritte merkt.

Tipp 2: Versucht Euch keine zusätzlichen Handzeichen auszudenken (man kommt schnell in die Verlegenheit irgendetwas spezielles in der Kammer anzeigen zu wollen), sondern haltet Euch ausschließlich an die zuvor vereinbarten Handzeichen. Nur dann weiß der Instruktor auch, was Ihr genau meint! 🙂

Letzteres ist uns leider zum Verhängnis geworden, weshalb unser Flug ein paar Sekunden früher als die eigentlich anvisierten zwei Minuten geendet hat. Dennoch war es bis dahin ein tolles Erlebnis, welches definitiv Lust auf mehr gemacht hat! Unser kurzes, knappes Fazit lautet daher: es lohnt sich!

Und für alle diejenigen, die vielleicht schon immer einen Fallschirmsprung machen wollten, es sich jedoch bislang noch nicht getraut haben – versucht es vielleicht im ersten Schritt doch mal mittels „Indoor Skydiving“. Dort erhaltet Ihr zumindest schon einmal ein Gefühl, was Euch im „freien Fall“ erwartet und könnt einschätzen, ob es Euch Spaß bereitet und Ihr die Idee weiterverfolgen solltet oder nicht. Zudem gehen die Instruktoren, wie hier in der Jochen Schweizer Arena, gezielt und individuell auf Euch ein. Während eines Fluges von Anfängern sind immer ein bis zwei Personen um Euch herum, die Eure Haltung so korrigieren, dass das maximale Flugerlebnis herausgeholt wird!

Nachdem die gesamte Gruppe ihre Flüge absolviert hatte, haben wir das Zepter an die Skispringerinnen des DSV übergeben. Wie es ihnen in der Luftkammer ergangen ist und ob es ihrer Einschätzung nach vielleicht Parallelen zu den Sprüngen auf der Schanze gibt, berichten wir Euch in einem zweiten Teil.

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