Diese Saison wurde von vielen Sportlern geprägt. Zu den (Überraschungs-) Überfliegern zählten unter anderem Halvor Egner Granerud und Karl Geiger. Aber auch Kamil Stoch konnte mit dem Sieg der Vierschanzentournee zeigen, dass er mit seinen 33 Jahren noch auf den Tag X top-fit sein kann. Allerdings gab es auch Sportler, welche im Winter 2020/21 zu kämpfen hatten und somit negativ überraschten. Allen voran das Team aus Österreich, welches viele Coronainfektionen zu verkraften hatte. In Erinnerung bleiben wird wohl auch der Sturz von Daniel-André Tande beim Saisonfinale in Planica, welcher ein Mal mehr die Risiken dieses Sports zeigte.

Kamil Stoch und das polnische Team erlebten in den rund zwei Vierschanzentournee-Wochen wohl alle Gefühle, die man in der kurzen Zeit als Skispringer wohl durchleben kann. Am 27.12, einen Tag vor Tourneebeginn, wurde Klemens Muranka positiv auf das Coronavirus getestet und die gesamte polnische Mannschaft musste sich in Quarantäne begeben, konnte somit nicht an der Qualifikation teilnehmen. Dies führte zu einem großen Aufschrei in der Skisprungwelt. Eine Vierschanzentournee ohne das polnische Team? Undenkbar! Infolgedessen unterzog sich das gesamte polnische Team weiteren PCR-Tests. Nachdem jeder Springer mindestens drei Mal getestet wurde und all jene Tests negativ waren, gab es ein Aufatmen im polnischen Team: Das gesamte Team durfte bei der Vierschanzentournee an den Start gehen und die Qualifikation war hinfällig!

Von plötzlicher Quarantäne zum Vierschanzentourneesieger in 10 Tagen

Und dort überragte dann ein Pole die Tournee: Kamil Stoch. Oder wie er auch genannt wird: König Kamil. Nachdem er bereits die Tournee in den Jahren 2016/17 und 2017/18 gewinnen konnte, siegte er auch in dieser Saison. Ganz oben auf der Favoritenliste stand der Pole nach einem eher schwankenden Saison-Beginn dennoch nicht, sodass sein Sieg für manche etwas überraschend war. Direkt beim Auftaktspringen in Oberstdorf wurde Kamil Stoch Zweiter hinter Lokalmatador Karl Geiger. Beim Neujahrsspringen schrammt Stoch dann denkbar knapp mit nur 0,4 Punkten Rückstand auf seinen drittplatzierten Landsmann Piotr Zyla am Podest vorbei. Zur Halbzeit der Tournee lag er auf dem dritten Platz der Vierschanzentournee-Wertung. Weiter ging es in Österreich, wo er sowohl in Innsbruck als auch in Bischofshofen gewinnen konnte. Durch diese zwei fulminanten Siege sicherte sich der Pole am 6. Januar 2021 den dritten Tourneesieg seiner Karriere!


Direkt nach der Tournee setzte er seine Siegesserie auch in Titisee-Neustadt fort. Bis zum Ende der Saison erreichte er noch drei weitere Podestplätze sowie die Bronzemedaille im Team bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf. Im Endklassement der Saison liegt der 33 Jahre alte Routinier damit auf dem dritten Platz hinter Halvor Egner Granerud und Markus Eisenbichler. Mit dem dritten Tourneesieg der Karriere und dem dritten Platz im Gesamtweltcup ist Kamil Stoch definitiv einer der Athleten der Saison 2020/21.

Corona legte fast komplettes österreichisches A- und B-Team lahm

Eigentlich hatten die Männer aus Österreich einen Traumauftakt in die Saison. Beim Auftaktspringen Ende November in polnischen Wisla konnten sie den Teamwettkampf gewinnen und Daniel Huber wurde Dritter im Einzelwettbewerb. Mit diesem mehr als gelungenen Einstand in die Saison konnten sie ein Ausrufezeichen setzten. Man merkte dem Team an, dass es diese Saison etwas vorhatte.

Doch schon ein paar Tage später kippte die Stimmung, als Gregor Schlierenzauer, Philipp Aschenwald und Cheftrainer Andreas Widhölzl positiv auf Corona getestet wurden. Mit diesen positiven Tests begann eine schwere Saison für das gesamte Team. Als Reaktion auf die positiven Ergebnisse begab sich das ganze A-Team in Quarantäne und die B-Mannschaft reiste als Ersatz zum nächsten Weltcuport nach Ruka. Während der Quarantäne wurden dann zusätzlich Stefan Kraft, welcher den Gesamtweltcup der Saison 2019/20 für sich entscheiden konnte, und Michael Hayböck positiv getestet. Richtung Skiflug-WM in Planica wurden die Erkrankten wieder fit, doch am letzten Weltcup vor der WM traten neue Fälle auf. Diesmal erwischte es Daniel Huber, Thomas Lackner, Manuel Fettner und Jan Hörl.

Enttäuschende Saison-Bilanz für den ÖSV

Zur WM schien es sich im ÖSV-Team (fast) zum Guten zu wenden und die negativen Überraschungen schienen ein Ende zu haben. Zwar waren die kürzlich neu Erkrankten noch nicht einsatzbereit, doch mit den genesenen Springern Kraft, Hayböck, Aschenwald und Schlierenzauer sowie den jungen Talenten Timon-Pascal Kahofer und Clemens Leitner meinte man ein konkurrenzfähiges Team zu haben. Doch bereits im ersten Training der Skiflug-WM deutete sich die nächste Krise an. Den zweiten Trainingssprung musste Stefan Kraft wegen starker Rückenprobleme auslassen. Bereits im Sommer hatte er mit den Schmerzen zu kämpfen. Aufgrund dessen musste er die Skiflug-WM beenden, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte. Michael Hayböck zeigte sich mit den Plätzen drei und eins in den Trainingsdurchgängen in einer guten Form. Doch als unglücklicher Vierter verpasste er die Medaillen im Einzelwettbewerb knapp. Und auch im Teamwettbewerb war den Springern der Alpenrepublik keine Medaille vergönnt.

Nach den Turbulenzen im Dezember verlief der Beginn des neuen Jahres für die Österreicher deutlich ruhiger. Bei der Vierschanzentournee waren alle Springer wieder fit und am Start, doch um den Sieg in der Tournee konnten sie nicht mitkämpfen. Im weiteren Verlauf der Saison konnten die ÖSV-Springer mit einem Sieg im Teamwettkampf in Zakopane, einem dritten Platz von Kraft in Titisee-Neustadt und einigen Top-10 Ergebnissen glänzen, aber die ganz großen Sprünge und Weiten zeigten sich nicht.

Lichtblick pünktlich zur WM: Vor allem Kraft überrascht

Während der WM in Oberstdorf fiel das Team aus Österreich dann vor allem wegen pfeifender Anzüge auf. Doch auch sportlich hatten die Herren des ÖSV bei dieser WM etwas zu bieten. Zusammen mit den Damen wurden sie Dritter im Mixed-Teamwettbewerb. Außerdem sicherten sich die Herren den Vizeweltmeistertitel im Team. Mit dem Weltmeistertitel von der Großschanze durch Stefan Kraft gab es den Lichtblick und die wohl positivste Überraschung für den ÖSV des Winters. Vor der WM hatten wenige mit so einem starken Kraft gerechnet, nachdem er immer wieder mit seinem Rücken zu kämpfen hatte und aufgrund dessen sogar Weltcups auslassen musste. Um so überraschender war der Sieg des Österreichers pünktlich zur Weltmeisterschaft. Diese Medaillen dürften für dem ÖSV ein etwas versöhnlicheres Ende dieser anstrengenden und harten Saison beschert haben, auch wenn man sich bestimmt mehr vorgenommen hatte.

Am Ende steht ein vierter Platz in der Nationenwertung mit deutlichem Rückstand zu den Top-3 Nationen. Der beste Springer im Gesamtweltcup ist Daniel Huber auf zwölf, gefolgt von Stefan Kraft auf dem 17. Platz. Mit dieser Saison werden die Athleten aus Österreich im Großen und Ganzen nicht zufrieden sein. In der nächsten Saison werden sie aber sicher wieder angreifen. Bis dahin bleibt nur das Abhaken der letzten Saison und das Hoffen darauf, dass sie in der nächsten Saison (ohne Corona-Fälle) wieder angreifen können.

Granerud und Geiger als Überflieger der Saison

Der überragende Mann des Winters und die wohl größte Überraschung ist, da sind sich alle einig, Halvor Egner Granerud aus Norwegen. Letztes Jahr wurde er nur 61. des Gesamtweltcups mit lediglich acht Punkten. Doch dieses Jahr überraschte er alle, flog von Sieg zu Sieg und ließ die Konkurrenz immer wieder erstaunen. Zwar hatte auch er mit einer Coronainfektion zu kämpfen, doch auch diese hielt ihn nicht vom Gewinnen der großen Kristallkugel ab. Da sich seine Saison jedoch nicht in wenigen Sätzen zusammen fassen lässt, folgt bald noch eine genaue Analyse zur grandiosen Saison des Norwegers mit exklusiven Statements.

Während sich Granerud die meisten Siege der Saison und die große Kristallkugel sicherte, so war Karl Geiger der Überflieger bei allen Großveranstaltungen des Winters. Selbstverständlich ist auch Markus Eisenbichler als Zweiter des Gesamtweltcups nicht zu vernachlässigen. Direkt zu Beginn der Saison konnte Eisenbichler, in einer überraschend starken Form in Wisla, einen Sieg landen. Beim nächsten Weltcup in Ruka machte er dann direkt da weiter, wo er in Wisla aufgehört hatte: Er gewann den Einzelwettkampf. Doch im zweiten Einzelwettkampf in Ruka musste er sich dann schon gegen Granerud geschlagen geben. Im weiteren Verlauf der Saison war Eisenbichler immer ein Garant für vordere Platzierungen und Podestplätze. Bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf sicherte er sich mit dem deutschen Team und Mixed-Team gleich zwei Goldmedaillen. Seine bisher beste und stabilste Saison krönte er dann mit dem zweiten Platz im Gesamtweltcup.

Sturz überschattete Saisonfinale

Bis zum Ende der Saison 2020/21 war es um Daniel-André Tande relativ ruhig. Vor allem zu Beginn der Saison hatte er mit mehreren Formschwankungen zu kämpfen. Bis zur Vierschanzentournee war er nur in der Hälfte der Wettbewerbe im zweiten Durchgang zu finden und lag nur auf dem 33. Platz im Gesamtweltcup. Doch im Verlauf der Saison konnte er sich immer weiter steigern und nach der Vierschanzentournee war er regelmäßig in den Top-8 wiederzufinden. Bis zur WM arbeitete er sich so auf den elften Rang im Weltcup vor. Bei der WM wurde er dann Neunter von der Normalschanze, Zwölfter von der Großschanze und Sechster im Teamwettbewerb der Männer. Im Großen und Ganzen zeigte er bis dahin eine solide Saison. Nach der WM stand nur noch das Skifliegen in Planica als Weltcupfinale auf dem Programm. Mit guten Flügen hätte sich Tande vielleicht noch in die Top-10 des Gesamtweltcups verbessern können, doch es kam anders als gedacht und erhofft.

Im Probedurchgang vor dem ersten Einzelwettbewerb stürzte Daniel-André Tande schwer. Überraschenderweise zog er sich bei dem Sturz nur einen Schlüsselbeinbruch sowie eine punktierte Lunge zu. Er wurde direkt nach dem Sturz mit einem Helikopter ins Krankenhaus transportiert, wo er für einige Tage in ein künstliches Koma versetzt wurde. Mittlerweile ist der Norweger zurück in seiner Heimat, wo er am Schlüsselbein operiert wurde und sich weiter erholen muss. Dieser Sturz jagte der gesamten Skisprungfamilie einen Schrecken ein und zeigte ein Mal mehr, wie gefährlich dieser Sport sein kann, vor allem auf einer Skiflugschanze, wo kleine Fehler schnell enorm bestraft werden. Zum Glück scheint es so, dass der Sturz von Tande ohne bleibende Langzeitfolgen ausgegangen ist. Bleibt dem sympathischen 27-Jährigen zu wünschen, dass er seine Leidenschaft bald wieder ausüben kann.

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Von Redaktion

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