von Prof. Dr. Matthias Scherge

Alles begann im Oktober 2022 mit einer kleinen e-mail von ARD Sportredakteur Benjamin Wüst:

Hallo Herr Scherge,

wir möchten im Rahmen unserer Skisprung-Berichterstattung in der ARD gern über das Thema „Mattenspringen auch im Winter!?“ berichten. Anlass ist natürlich Wisla, aber auch generell, die Klima- und Energiekrise. Was würde technisch überhaupt gehen beim Thema Matten im Winter….? Wäre super, wenn Sie mal Zeit für ein Telefonat hätten.

Da ich weiß, dass es den Fernsehleuten immer pressiert, schauten wir uns noch am selben Abend per Teams tief in die Augen. Die Story war dann recht schnell besprochen. Erst ein Besuch in Chemnitz bei Mr. Snow, dann auf der Schanze des Skivereins Steinbach-Hallenberg und abschließend bei mir im Schneelabor. Aber der Reihe nach.

Im Februar 2017 fand meine erste Snowstorm Konferenz statt. Konferenzort war das Schloss Ettlingen unweit von Karlsruhe und, wie nicht anders zu erwarten für den Rheingraben, war es zu warm für Schnee. Kurz vor der Konferenz hatte ich allerdings im Netz Mr. Snow mit seinen Matten gefunden und einen Monat später war der Schlosshof zur Langlaufarena umgebaut. In einer der Konferenzpausen war action angesagt. Neben den Konferenzteilnehmern hatte ich als weitere Tester die Karlsruher Lemminge (lokaler Langlaufverein) eingeladen, die mir auch 2 Speziallemminge, d.h. erfahrene Langläufer, geschickt hatten. Anstatt sich von der Klippe, bzw. dem Schlossturm zu stürzen, gab es Lob für die Matten.

Ein Jahr später durfte ich die Schanzen in Steinbach-Hallenberg besuchen und wurde dort sehr herzlich von Trainer Knut Klienzig und Vereinsvorstand König empfangen. Ziel des Besuchs waren Reibungsmessungen für das Sommerspringen auf Matten. Neben den konventionellen grünen „Spaghetti“-Matten war einer der Ausläufe mit den Matten von Mr. Snow ausgelegt, so dass ich auf allen Unterlagen, inklusive Rasen, messen konnte. Mit dabei hatte ich meine sportbegeisterte Frau und ein transportables Reibungsmessgerät. Letzteres ist im Bild zu sehen.

Mit diesen Erfahrungen im Gepäck, konnte ich Benjamin Wüst guten Gewissens in die weite Welt schicken. Nachdem in Chemnitz und Steinbach-Hallenberg alles im Kasten war, erfolgte der Dreh im Schneelabor des MikroTribologie Centrums in Karlsruhe. Mr. Snow hatte uns mehrere Mattenstücke geschickt. Wir hatten diese in unser Reibungsmessgerät eingebaut und auf -10°C vorgekühlt. Vor dem Chill Out wurde zu Vergleichszwecken die Reibung bei Raumtemperatur gemessen. Danach widmeten wir uns 2 Fragen: „Wie groß ist die Reibung im kalten Zustand?“ und „Würde Schnee auf den Matten halten?“. Durch die Versuche konnten beide Fragen simultan beantwortet werden. Die Reibung war im gekühlten Zustand geringer als bei Raumtemperatur. Super! Als Wasser aus einer Sprühflasche als simulierter Regen auf die Matten auftraf, bildeten sich nahezu instantan kleine Eiskügelchen, die nochmals die Reibung verringerten und als Andockstelle für den Fall von Neuschnee fungieren sollten. Somit konnte gezeigt werden, dass reibungs- und präparationstechnisch alles in Ordnung ist. Anders als im Sommer, müssen die Matten nicht bewässert werden, um kleine Reibung zu erhalten. Natürlicher Schnee verträgt sich gut mit den Matten, so dass man für alle Winterbedingungen optimale Verhältnisse im Aufsprunghügel erzeugen kann.

Den Film kann man derzeit noch in der Mediathek finden. Einen knackigen Einseiter mit den Versuchsergebnissen findet Ihr auf der GLIDING Web-Seite.
Viel Spaß beim Lesen!

Von Redaktion

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