Foto: Martina Sauerstein Qualifikation Garmisch Partenkirchen 2024

In Lake Placid durfte sich Agnes Reisch über das erste Einzelpodium in ihrer Karriere sowie über den Sieg im Mixed-Team Wettbewerb freuen. Nach vielen Verletzungen, die sie in der Vergangenheit immer wieder zurückgeworfen haben, scheint die 25-Jährige nun endlich richtig durchstarten zu können – und das, obwohl sie nach wie vor Einschränkungen in Kauf nehmen muss. Im Interview führt sie diese näher aus und blickt mit uns gemeinsam schon einmal auf die bevorstehende Weltmeisterschaft in Trondheim.

Skispringen-News.de: „Hallo Agnes, momentan bist du wirklich in einer glänzenden Form. Wie erklärst Du Dir diesen Aufschwung und welchen Anteil hat dabei auch Euer neuer Bundestrainer, Heinz Kuttin?“

Agnes Reisch: „Heinz hat einen extrem hohen Anteil daran, dass ich aktuell so performen kann. Ich wusste die letzten Jahre schon, dass ich gut skispringen kann, konnte es nur nie oder selten zeigen, weil ich die ganze Zeit verletzt war. Heinz geht mit mir einen eigenen Weg, d.h. ich muss nicht das Training der anderen Mädels absolvieren, sondern kann mich voll auf mich fokussieren und mein eigenes Training gestalten, sodass ich auf der Schanze fit bin. Und wenn ich mal eine Pause brauche, kann ich diese einlegen. Ohne Heinz wäre ich sicherlich nicht da, wo ich gerade stehe. Aber auch mein ganzes Team daheim spielt eine große Rolle. Insbesondere mein Rehatrainer, der mit mir zusammen den Aufbau gemacht hat fürs Knie, mein Operateur in München, bei dem ich immer vorbei gehen kann oder die Osteopathen, die meinen Körper wieder fit gemacht haben.“

Skispringen-News.de: „Bald steht mit der WM in Trondheim das nächste große Highlight an. Wie sehen Deine Ziele aus?“

Agnes Reisch: „Erstmal muss ich gesund bleiben. Die letzten Jahre stand ich mir mehr selbst im Weg als irgendwelche anderen Personen. Ich muss gesund zur WM fahren, locker bleiben, die Sprünge zeigen, die ich kann, und vor allem nicht verkopfen. Ich weiß, ich habe die letzten Wochen gute Ergebnisse erzielt, aber es ist nicht selbstverständlich, dass die nächsten Wochen auch so laufen werden. Von daher muss ich einfach auf mich schauen, jeden Tag mein Bestes geben und auf meinen Körper hören, was er sagt, wie er zu mir spricht und das mit den Coaches besprechen, um den richtigen Weg zu finden.“

Skispringen-News.de: „Welche Erfahrungen hast Du auf den beiden WM-Schanzen schon gesammelt?“

Agnes Reisch: „Ich war letztes Jahr bei der Raw Air dort und bin nicht so zurechtgekommen. Das lag aber eher an dem Anlaufbalken, der ein bisschen hoch und rutschig war. Ich bin dadurch nicht so in meine Anfahrtsposition hineingekommen. Bei meinem letzten Sprung auf der Großschanze hat es aber dann ganz gut geklappt. Ich denke, die beiden Schanzen ansich sind extrem gut und man kann auch gut unten reinfliegen. Im Sommer war ich leider nicht dabei, aber im Prinzip ist es auch ein Wettkampf wie jeder andere, es heißt nur anders. Daher gilt es locker zu bleiben, die Nerven zu bewahren und letztlich wird der bzw. die Beste am Ende gewinnen.“

Skispringen-News.de: „Im Mixed-Wettbewerb stehen für die Damen und Herren jeweils nur zwei Startplätze im Team zur Verfügung. In Willingen erhielten Selina Freitag und Katharina Schmid hier noch den Vorzug (anders als beim anschließenden Weltcupwochenende in Lake Placid), obwohl Du tags darauf im Einzelwettbewerb als Fünfte beste Deutsche wurdest. Warst Du sehr enttäuscht über diese Entscheidung?“

Agnes Reisch: „Nein, gar nicht. Ich vertraue da unserem Bundestrainer. Er hat die Entscheidung getroffen und ich konnte es zu 100% nachvollziehen. Wenn ich Trainer gewesen wäre, hätte ich es genauso entschieden. Meine beiden Sprünge im Willingen-Training waren nicht gut und Katha/Selina waren einfach besser als ich. Aber ich kann es auch genießen, den Beiden zuzuschauen. Es hat mir nochmal ein bisschen Regenerationszeit gegeben und mich auf das Einzelspringen heiß gemacht.“

Skispringen-News.de: „Stichwort Regenerationszeit: wie sieht es derzeit aus bei Dir, bist Du komplett beschwerdefrei?“

Agnes Reisch: „Ich bin noch nicht bei 100% Gesundheit angekommen. Noch kann ich nicht ganz so trainieren, wie ich das möchte. Aber ich habe zusammen mit Heinz einen Weg gefunden, wie ich professionell skispringen kann und mein Training eigenständig steuern kann. Mit dem ganzen Team um mich herum haben wir zudem versucht, das Ganze dann nochmal zu verfeinern. Mein Knie macht mir gerade nicht mehr so viele Probleme, eher die Sehne. Die macht mir seit den deutschen Meisterschaften Probleme, aber ich kann es gerade gut händeln. Beim Springen habe ich keine Schmerzen, aber in der Athletik bin ich noch eingeschränkt.“

Skispringen-News.de: „Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg, vor allem bei den Weltmeisterschaften in Trondheim.“

Agnes Reisch: „Vielen Dank und bis bald.“

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