Foto: Konstanze Schneider

Ausgerechnet bei der Heim-WM spielt sich im slowenischen Team ein echtes Drama ab. So ist Anze Lanisek als Bestplatzierter gerade mal 17. Noch schlechter lief es für den eigentlichen Top-Flieger Timi Zajc, der lediglich 27. ist. Am Freitag Abend lies der junge Slowene seinen Ärger freien Lauf und kritisierte die slowenischen Trainer via Instagram. Demnach wurde der 20-Jährige am Samstagmorgen vorerst aus dem Team ausgeschlossen. Wenig später verkündete Trainer Gorazd Bertoncelj seinen Rücktritt.

Eine Heim-WM, keine Zuschauer und sportlich unzufriedenstellende Leistungen: Eine Kombination, die das Frustpotenzial in einem Athleten schon einmal enorm ansteigen lassen kann und Explosionsgefahr mit sich bringt. Die Wut, die sich in Timi Zajc wohl schon länger angestaut hat, konnte er nach dem verpatzten ersten Tag nicht länger zurückhalten. „Leider ist heute alles schief gegangen. Ich habe den ganzen Sommer trainiert, um heute ganz nach unten zu springen. Ich denke, Trainer müssen hier viel Verantwortung übernehmen. Leider muss man so arbeiten, wie sie sagen, sonst wird man aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen. Deshalb möchte ich, dass der Cheftrainer die Verantwortung für die schlechten Leistungen aller slowenischen Skispringer übernimmt. Wir alle wollen Medaillen. Aber wie sich in den letzten zwei Jahren herausstellte, fallen meine Ergebnisse. Ich kann mich nur sehr bedanken und auf Wiedersehen sagen“, wütete Zajc über Twitter.

Timi Zajc von der WM ausgeschlossen: Können die Slowenen ein Team stellen?

Der slowenische Verband ließ sich die Kritik auf einer derart ungewöhnlichen Art und Weise nicht länger bieten und schloss den Athleten kurzerhand für den Rest der WM aus. Demnach wird Zajc nicht nur in den beiden verbliebenen Einzel-Durchgängen fehlen, sondern auch beim Teamfliegen am Sonntag. Dies könnte für die Slowenen jedoch noch zu einem größeren Problem werden. So wurden die potenziellen Ersatz-Springer Peter Prevc und Ziga Jelar als Vorspringer eingesetzt. Die Corona-Bestimmungen besagen jedoch, dass Vorspringer nicht mehr eingesetzt werden dürfen, da diese die Wettkampf-Blase verlassen haben. Allerdings hoffen die Slowenen hier noch auf eine Ausnahmeregelung.

Bertoncelj erklärt Rücktritt: Slowenen stehen bei Heim-WM ohne Trainer da

Kurze Zeit nach dem Ausschluss von Timi Zajc folgte dann der nächste Paukenschlag. So trat Slowenen-Coach Bertoncelj mit sofortiger Wirkung zurück und soll das Quartier bereits verlassen haben. Klar ist aber auch, dass es nach der WM ohnehin mächtig gebrodelt hätte. So werfen die Ergebnisse zahlreicher ehemaligen Top-Springer wie Peter und Domen Prevc oder eben Timi Zajc ein schlechtes Bild auf das Trainerteam. Den Anschluss an die Top-Nationen hat man in der bisherigen Saison jedenfalls verloren. Da stellt sich natürlich bei all der fehlenden Selbstkritik auch die Frage, ob Timi Zajc mit seiner Kritik möglicherweise nicht unrecht hat. Denn eine reine Kurzschlussreaktion aus Frust wird der Post des begnadeten Skifliegers auch nicht gewesen sein. So ist es ebenfalls möglich, dass der slowenische Youngstar trotz der unkonventionellen Art und Weise seiner Kritik, intern auf Fürsprecher gestoßen ist.

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