Die heutige Generalprobe für die Vierschanzentournee in Engelberg hielt einiges an Spannung bereit. Nachdem sich bereits zur Halbzeit des Wettkampfs ein enger Kampf um die Podestplätze andeutete, sorgte das Finale nochmals für einige Veränderungen.
Nach dem ersten Durchgang lag zunächst Piotr Zyla (Polen) mit 1,5 Punkten Vorsprung auf Yukiya Sato (Japan) in Führung. Doch Halvor Egner Granerud ließ mit einem Sprung auf 141,5 Meter keinen Zweifel daran, dass er wieder einer der heißesten Anwärter auf den Tagessieg ist, auch wenn es zwischenzeitlich „nur“ für den dritten Platz reichte.
Im zweiten Durchgang sorgten dann in der Gruppe der Top-10-Springer zunächst Pius Paschke und Mackenzie Boyd-Clowes für ein Ausrufezeichen. Paschke sprang 133 Meter und konnte sich so noch bis auf Rang 5 nach vorne schieben. Der Kanadier zeigte einen Sprung auf 135 Meter und verbesserte sich damit um drei Plätze auf den sechsten Rang. Im Anschluss flog Markus Eisenbichler 137,5 Meter weit und legte damit die Messlatte sehr hoch – zu hoch für fast alle, die nach ihm sprangen. Für Yukiya Sato und Daniel Huber ging es einige Plätze zurück, auch Kamil Stoch konnte im Rennen um den Siegerpokal nicht eingreifen.
Eisenbichler springt von Platz 7 nach vorne
Einzig Halvor Egner Granerud gelang es, Eisenbichler noch von der Spitzenposition zu verdrängen. Nach einem Sprung auf 135,5 Meter sicherte er sich mit einem Vorsprung von 1,7 Punkten vor dem Deutschen seinen fünften Weltcupsieg in Folge und geht somit als großer Favorit in die Vierschanzentournee. Piotr Zyla belegte den dritten Platz – gerade einmal 0,6 Punkte vor Anze Lanisek, der sein zweites Weltcuppodest in Folge knapp verpasste. Sein Teamkollege Cene Prevc, in Engelberg zum ersten Mal in diesem Winter im Einsatz, konnte ebenfalls überzeugen und wurde Zehnter. Bester Österreicher wurde Michael Hayböck auf Platz 11.
Markus Eisenbichler zeigte sich nach dem Wettkampf sehr zufrieden mit dem heutigen Tag: „Ich mag die Schanze überhaupt nicht und bin in den letzten Tagen nicht so zurechtgekommen, wie ich mir das vorgestellt habe. Das ärgert einen dann schon. Beim letzten Sprung hab ich einfach wieder meinen Sprung durchgezogen und nicht versucht, mich an die Schanze anzupassen“, so Eisenbichler im ARD-Interview. In eine ähnliche Kerbe schlug Bundestrainer Stefan Horngacher: „Markus wollte zuerst zu viele Dinge perfekt machen. Jetzt geht das wieder in die richtige Richtung.“
Nach Engelberg ist vor der Vierschanzentournee
Martin Hamann landete auf Platz 21. Seine eigene Sicht auf das Top-20-Ergebnis verdeutlicht, dass seine Erwartungshaltung deutlich angestiegen ist: „Ich bin nicht hundertprozentig zufrieden. An ein paar Stellschrauben muss ich über Weihnachten noch drehe, vor allem an der Landung und an der Stabilität in den Sprüngen“, so Hamann. Die anderen Springer des deutschen Teams hatten den Finaldurchgang nicht erreicht. „Wir haben ein gutes Finish gezeigt, Markus und Pius haben ein Topergebnis“, sagte Stefan Horngacher. „Wir können mit den Topleuten zufrieden sein, im Anschlussbereich war es nicht optimal. Da hatten alle Schwierigkeiten. Wir werden uns jetzt gut auf Oberstdorf vorbereiten und dort in den nächsten zwei Tagen noch einige Sprünge machen“.
Nach einem intensiven Saisonauftakt, bei dem ein Großteil der „Skisprung-Blase“ über Wochen von einem Ort zum nächsten gereist ist und so früh wie noch nie eine Skiflug-WM absolviert hat, werden viele dankbar sein für die bevorstehende kurze Auszeit über die Weihnachtstage. Direkt im Anschluss steht dann das nächste Highlight auf dem Programm: Trotz verschärfter Corona-Maßnahmen in Deutschland und Österreich scheint der Vierschanzentournee derzeit nichts im Wege zu stehen.