Daniel Tschofenig (AUT), Engelberg (SUI), Einzewettbewerb 17.12.22; Foto: Konstanze Schneider

Mit dem Quali-Sieg in Oberstdorf hat Daniel Tschofenig das erste Ausrufezeichen bei der 73. Vierschanzentournee gesetzt. Ein Sprung auf 141,5 Meter brachte dem 22-jährigen Österreicher insgesamt 167,5 Punkte ein. Hinter ihm reihten sich seine vier Landsmänner Stefan Kraft, Michael Hayböck, Jan Hörl und Maximilian Ortner ein und sorgten damit für ein unglaubliches Mannschaftsergebnis des ÖSV. Hoffnung aus deutscher Sicht macht vor allem Pius Paschke, der sich nach zwei mäßigen Trainingssprüngen in der Qualifikation deutlich steigerte und Rang sechs belegte.

Der erste Tourneetag war eine eindrucksvolle Machtdemonstration der österreichischen Mannschaft. Nachdem Jan Hörl mit einer Weite von 139,5 Metern den ersten Probedurchgang bereits deutlich für sich entschied, hatte Teamkollege Tschofenig im zweiten Probedurchgang die Nase vorne. Damit nicht genug, legte Tschofenig in der abendlichen Qualifikation noch einmal nach. Mit einem Sprung auf 141,5 Meter sicherte er sich die 3.000 Schweizer Franken und viel Selbstvertrauen für das morgige Auftaktspringen der 73. Vierschanzentournee.

„Vollkommen unglaublich! Wir haben in Engelberg schon ein starkes Ergebnis erzielt, aber was heute hier passiert ist, ist fast nicht in Worte zu fassen. Wir haben über den Sommer hinweg gute Arbeit geleistet, die sich jetzt voll auszahlt“, sagte Tschofenig im Anschluss am ZDF-Mikrofon. „Mit diesem Mannschaftsergebnis habe ich selbst nicht gerechnet. Im Training sind sie alle schon sehr gut gesprungen und haben jetzt nochmal bessere Sprünge gezeigt. Das ist schon auf einem sehr hohen Niveau. Also Hut ab vor den Jungs, dass sie trotz der großen Anspannung so cool bleiben. Aber Konzept, Form und Lockerheit stimmen“, freute sich Cheftrainer Andreas Widhölzl.

Bedeutsamer Qualisprung von Pius Paschke

Aus deutscher Sicht ruhen die Hoffnungen bei der diesjährigen Vierschanzentournee vor allem auf dem Gesamtweltcupführenden Pius Paschke. Im Training tat sich der Routinier aus Kiefersfelden allerdings äußerst schwer und kam in beiden Durchgängen nicht über 122,5 Meter hinaus, was ihn lediglich auf die Plätze 19 und 29 brachte. Doch rechtzeitig zur Qualifikation meldete sich der fünffache Saisonsieger mit 139 Metern und Rang sechs wieder zurück.

„Eigentlich war es ganz entspannt bis zu den ersten beiden Sprüngen, in denen es nicht ganz so gut ging. Dann musste ich mal kurz überlegen und daran arbeiten, den Fokus wieder richtig hinzubekommen, was mir gut gelungen ist. Mit dem Qualisprung bin ich sehr zufrieden, bis auf die Landung, bei der es mich leider ein bisschen hinten reingezogen hat“, schilderte Paschke im Anschluss sichtlich erleichtert. Wie wertvoll dieser Sprung für seine Psyche wirklich ist, werden wir dann morgen im Wettkampf sehen.

Ebenfalls einen guten Eindruck hinterließ Karl Geiger, der sich hinter dem Schweizer Gregor Deschwanden (Platz 7) und dem Norweger Johann Andre Forfang (Platz 8) auf Position neun platzierte. „Jeder Sprung von mir ist ein Stückchen besser geworden. Ich bin im Arbeitsmodus, schaue dass ich immer dran bleibe und jeden Sprung nutze. Top-10 ist immer gut“, so Geiger.

Luft nach oben ließ Andreas Wellinger, der sich auf Rang 13 platzierte. „Es ist noch nicht so die Energie von der Kante drin. Ich bin zwar gut geflogen und von der Stabilität her war es auch in Ordnung, aber so ganz die Leichtigkeit, dass ich von der Kante die Höhe mitnehme und das in den Flug übersetze ist mir noch nicht gelungen. Da fehlt nicht viel, nur Kleinigkeiten – aber ich bin solide reingestartet und morgen geht’s weiter.“

Auch die übrigen deutschen Athleten konnten sich allesamt für den morgigen Wettkampf auf der Schattenbergschanze qualifizieren. Stephan Leyhe platzierte sich auf dem 33. Platz, Philipp Raimund reihte sich auf der 39. Position im Gesamtklassement ein und Adrian Tittel belegte den 45. Rang.

Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi wiedererstarkt

In verbesserter Form präsentierte sich Vierschanzentournee-Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi. Der Japaner segelte bei schlechten Windbedingungen in der Qualifikation auf 125 Meter und platzierte sich auf dem elften Rang. In den beiden Probedurchgängen zuvor klassifizierte er sich mit den Plätzen fünf und sechs in Reichweite der formstarken Österreicher.

Ammann und Kubacki scheiden aus
Zwei prominente Namen vergangener Jahre strandeten bereits in der Qualifikation. So wird der Schweizer Simon Ammann (Platz 51) den morgigen Wettkampf genauso verpassen, wie der Pole Dawid Kubacki (Platz 53).

Spannende K.O. Duelle zum Auftakt

Anders als bei den übrigen Weltcupveranstaltungen findet bei der Vierschanzentournee ein K.O. Modus Anwendung. So wurden anhand der heutigen Qualifikationsergebnisse insgesamt 25 Paarungen ermittelt, die sich im ersten Durchgang um den Einzug in das Finale duellieren werden. Neben den 25 Siegern kommen dabei auch die „fünf besten Verlierer“ (sog. „Lucky Looser“) weiter, sodass wie üblich 30 Athleten im zweiten Durchgang startberechtigt sind.

Qualifikationssieger Tschofenig bekommt es mit dem „nominell einfachsten Gegner“: Casey Larson (USA) zu tun, der sich als 50. und damit Letzter für den Wettkampf qualifizierte. Stefan Kraft trifft in einem rein österreichischen Duell auf den Vorletzten der Qualifikation, Stephan Embacher (49. Platz), und Michael Hayböck auf den Finnen Kasperi Valto (48. Platz).

Spannung versprechen dahinter allerdings die Paarungen, in denen die Schere nicht so weit auseinander klafft. So dürfen sich die Zuschauer u.a. auf Duelle wie Marius Lindvik vs. Halvor Egner Granerud oder Domen Prevc vs. Anze Lanisek freuen. Mit Adrian Tittel vs. Pius Paschke gibt es auch eine deutsche Paarung, die gegeneinander antreten muss. Stephan Leyhe bekommt es mit dem Norweger Benjamin Oestvold zu tun, Philipp Raimund trifft auf den Bulgaren Vladimir Zografski, Karl Geiger auf den Polen Pawel Wasek und Andreas Wellinger auf Aleksander Zniszczol (ebenfalls Polen).

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