Auch im Springerlager der Herren haben wir uns in Klingenthal während des Sommer-Grand-Prix umgehört und mit Halvor Egner Granerud, Kristoffer Eriksen Sundal sowie Anze Lanisek über den Formaufbau, ihren derzeitigen Leistungsstand und die Ziele für die neue Saison gesprochen.
Halvor Egner Granerud vergleicht dabei den Mixed-Wettbewerb in Klingenthal mit dem Verlauf seines Sommers: „Ziemlich windig, und man wusste nie, was einen erwartet“, erklärte der Norweger am Mikrofon von Skispringen-News.de und führte weiter aus: „Es war für mich der schwierigste Sommer, den ich bislang je erlebt habe. Ich habe erst sehr spät im August mit dem Springen anfangen können, nachdem ich zunächst die Faust ballen musste, um mein linkes Bein überhaupt zehn Zentimeter in die Luft zu heben. Der letzte Teil des Sommers hat sich dann so angefühlt, als wäre er unheimlich schnell vergangen.“
Doch trotz dieser Umstände zeigte Granerud beim letzten internationalen Vergleich in Klingenthal eine starke Vorstellung, von der er selbst angenehm überrascht war. „Ich bin sehr glücklich und stolz, dass ich bereits auf diesem Niveau springen kann. Hier beim Finale des Sommer-Grand-Prix in Klingenthal habe ich in der Vergangenheit immer ziemlich gut abgeschnitten. Ich bin froh, dass es in dieser Hinsicht dieses Mal ähnlich ist. Ich war super begeistert vom fünften Platz im Einzel und dem dritten Rang im Mixed, der auch unser Ziel war.“
Mit Granerud wird also auch in diesem Winter wieder zu rechnen sein. Zu seinen Zielen für die neue Saison führt er aus, dass er natürlich in erster Linie auf die Olympischen Spiele hinarbeitet. Sein Hauptziel sei es jedoch zunächst gewesen wieder auf der Schanze zu stehen und Sprünge zu zeigen, die ein paar Meter über „Hill Size“ liegen – ohne Angst vor seinem Knie zu haben. „Das habe ich nun geschafft und denke fortan wieder mehr über Ergebnisse nach“, so der Ex-Vierschanzentourneesieger.
Bei seinem norwegischen Landsmann Kristoffer Eriksen Sundal ist die „größte Baustelle“ die Anfahrtsgeschwindigkeit. „Ich habe den ganzen Sommer hieran gearbeitet, weil ich letzten Winter fast immer der Langsamste in der Spur war. Jetzt bin ich eher im Mittelfeld, was schon mal sehr gut ist. Darüber bin ich sehr glücklich.“
Was die Olympischen Spiele angeht, hat sich Sundal von Beginn an Goldmedaillen fest zum Ziel gesetzt. Allerdings fallen seine ersten Eindrücke von den Schanzen in Predazzo eher ernüchternd aus. „Sie haben mir überhaupt nicht gefallen. Die Schanzen sind etwas zu flach, und die Flugkurve ist so, dass man im letzten Teil sehr stark abfällt. Ich mochte sie nicht, aber die Voraussetzungen sind für alle gleich.“ Vielleicht spielt ihm ja in die Karten, dass die Schanzen noch einmal umgebaut werden.
Neben Olympia hat sich Sundal auch vorgenommen, in diesem Winter seinen ersten Einzelwettbewerb im Weltcup zu gewinnen. Allerdings gibt es für ihn bis dahin noch einiges zu tun. „Ich bin noch nicht ganz in der Form, in der ich sein möchte, und finde es dementsprechend schwierig, sich nicht zu stressen. Aber es ist eigentlich wichtig, nicht gestresst zu sein.“
Und wie sieht es beim Slowenen Anze Lanisek aus? Dieser gab sich mit seiner Sommervorbereitung zufrieden, wenngleich er in Klingenthal noch hinter seinen eigenen Erwartungen zurückblieb. Davon lässt er sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen – im Gegenteil, denn bis Lillehammer sei noch genug Zeit: „Also kein Stress“, schmunzelte er.
Auch Lanisek hat die Olympischen Spiele fest als Ziel ins Visier genommen. „Deshalb bin ich hier“, betonte er und schilderte seine ersten Erfahrungen mit den Schanzen in Predazzo wie folgt: „Eigentlich sind die Anlagen nichts Besonderes. Man muss jetzt abwarten, was passiert, wenn sie den Absprung um einen halben Grad absenken. Es wird dadurch wahrscheinlich sicherer werden, vor allem für die Damen“, so seine Einschätzung.
