Auch beim zweiten Einzelwettkampf der Herren in Titisee-Neustadt war Pius Paschke für die Konkurrenz nicht zu stoppen. Der 34-Jährige bewies auf der Hochfirstschanze in einem knappen Finale erneut Nervenstärke und setzte sich am Ende mit einem hauchdünnen Vorsprung von gerade einmal 0,4 Punkten gegen einen überraschend starken Michael Hayböck durch. Der Österreicher hatte nach dem ersten Durchgang noch in Führung gelegen, konnte diese jedoch nicht gegen den derzeit stärksten DSV-Adler verteidigen. Platz drei ging an den Norweger Kristoffer Eriksen Sundal.
„An allen drei Tagen hier in Titisee-Neustadt ganz oben auf dem Podium stehen zu dürfen, ist einfach nur unglaublich schön. Das hätte ich mir vor dem Wochenende auch nicht erträumt. Ich bin extrem glücklich und habe mich riesig über die Unterstützung von den vielen deutschen Fans gefreut. Es war eine richtig coole Stimmung hier, die mir einige Gänsehautmomente beschert hat. Jetzt freue ich mich schon auf Engelberg, denn es ist eine Schanze, die ich extrem gerne mag und anschließend natürlich auf die Vierschanzentournee“, so Paschke, der damit auch seine Führung im Gesamtweltcup weiter ausbauen konnte.
Für eine große Überraschung sorgte Michael Hayböck, der zu alter Stärke zurückzufinden scheint und seinen ersten Podiumsplatz im laufenden Weltcupwinter erzielen konnte. Nach dem Sieg in der Qualifikation sprang der 33-Jährige im ersten Wertungsdurchgang auf starke 145 Meter und führte die Konkurrenz an. Im zweiten Versuch gelangen ihm dann noch einmal 143 Meter. Die Wind-Kompensation und Haltungsnoten sprachen schlussendlich jedoch knapp für Pius Paschke, der auf Weiten von 141,5 Metern sowie 142 Metern kam und dafür insgesamt 290,4 Punkte erhielt.
„Das Training am Freitag ist für mich schon sehr gut gelaufen. Ich konnte hier eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den letzten Sprüngen verzeichnen. Leider habe ich es gestern dann mit dem 12. Platz nicht in den Wettkampf übertragen bekommen. Daher bin ich überglücklich, dass es heute so gut funktioniert und für den zweiten Rang gereicht hat. Es scheint so, als hätte ich jetzt die richtige Abstimmung gefunden, nachdem der Saisonstart äußerst schwierig war“, schildert Hayböck.
Doch nicht nur dem Österreicher war das Strahlen ins Gesicht geschrieben, sondern auch Kristoffer Eriksen Sundal, der mit 284,7 Punkten auf den dritten Platz sprang. „Im ersten Versuch stand ich Mitte des Hangs noch relativ hoch in der Luft, das war schon ein tolles Gefühl. Beim zweiten Durchgang war dann das Adrenalin sehr hoch und die Freude nachher umso größer. Vielen Dank auch an meine Teamkollegen, die mir im Auslaufbereich einen tollen Empfang bereitet haben und sich für mich mitgefreut haben – ein fantastischer Tag.“
Hinter den Top-3 des Gesamtklassements reihte sich Anze Lanisek ein, der damit seinen Aufwärtstrend weiter bestätigen konnte. „Ich bin mit dem ganzen Wochenende sehr zufrieden. Es war für mich ein großer Schritt in die richtige Richtung. In der bisherigen Saison hatte ich zumeist starke Trainingssprünge, allerdings lief es im Wettkampf dann nicht rund. Jetzt war die Performance viel besser“, so der Slowene. Die beiden Österreicher Jan Hörl und Manuel Fettner folgten dahinter auf den Positionen fünf und sechs. Marius Lindvik (Platz 7), Jakub Wolny (Platz 8), Stefan Kraft (Platz 9) und der Zweitplatzierte des Vortages, Gregor Deschwanden (Platz 10), komplettierten die Top-10.
Yevhen Marusiak überzeugt mit Platz 12
Neben dem Spitzenresultat von Hayböck stellte auch der 12. Platz von Yevhen Marusiak eine faustdicke Überraschung dar. Schon in der Vergangenheit zeigte der Ukrainer vereinzelt immer mal wieder starke Ansätze, dieses Mal gelangen ihm allerdings zwei gleichwertige Sprünge auf hohem Niveau.
Gemischte Gefühle in der deutschen Mannschaft
Während Pius Paschke an der Spitze des Feldes unaufhaltsam scheint, taten sich die übrigen DSV-Adler am dritten Wettkampftag in Titisee-Neustadt schwer. Mit zwei stabilen Sprüngen und Rang 13 konnte Markus Eisenbichler immerhin noch beweisen, dass sein Flugsystem nach und nach stabiler wird.
Andreas Wellinger blieb ergebnistechnisch hinter den eigenen Erwartungen zurück und kam dieses Mal nicht über den 14. Platz hinaus. „Mit dem Verlauf der Sprünge am heutigen Tage bin ich zufrieden, da sie immer besser wurden. Im Wettkampf war nicht viel mehr für mich möglich, da ich zweimal nicht auf der glücklichsten Seite der Windbedingungen war. Da fällt man eben runter wie ein nasser Sack. Schade, denn die Sprünge haben von der Qualität her sicherlich mehr hergegeben. Aber zum Glück geht es am Freitag ja schon in Engelberg weiter“, resümiert Wellinger.
Karl Geiger schloss das Titisee-Wochenende mit dem 17. Platz ab. „Im Prinzip waren meine Sprünge alle ok, aber der zündende Moment hat gefehlt. Generell ist das gesamte Feld sehr dicht beisammen und auf einem hohen Niveau unterwegs. Da muss schon alles passen, um vorne mithalten zu können.“
Philipp Raimund verbesserte sich leicht und erreichte gegenüber dem Vortag dieses Mal den zweiten Durchgang. Platz 30 war für ihn jedoch das Maximum. Für Stephan Leyhe (31.) und Adrian Tittel (36.) war die Konkurrenz nach dem ersten Durchgang bereits vorzeitig beendet.
„Ich bin einfach an der Schanzentischkante vorbeigefahren, also viel zu spät abgesprungen. Damit tue ich mich schwerer, als wenn ich zu früh dran bin. Es sind zwar 130 Meter gewesen, aber es hat letztlich nicht für das Finale gereicht. Eigentlich bin ich derzeit ganz gut drauf, habe es nur an den beiden Einzelwettkämpfen hier leider nicht so hinbekommen“, so Leyhe.