Nach dem gestrigen Sieg im Super-Team Wettbewerb hat Pius Paschke bei der ersten Einzelkonkurrenz in Titisee-Neustadt noch einmal eindrucksvoll nachgelegt. Der 34-Jährige sammelte auf der größten Naturschanze in Deutschland insgesamt 294,1 Punkte und feierte vor heimischem Publikum seinen vierten Saisonsieg. Platz zwei ging an den erneut starken Schweizer Gregor Deschwanden (287,7 Punkte) vor Daniel Tschofenig aus Österreich (281,7 Punkte). Andreas Wellinger, der nach dem ersten Durchgang noch auf dem dritten Rang gelegen hatte, wurde im Endklassement Vierter und verpasste um gerade einmal 1,7 Punkte das Podium.
„Für mich war es der bislang schönste Sieg in dieser Saison, weil wir hier vor heimischem Publikum gesprungen sind. Ich hatte wirklich Gänsehaut, als sie bei der Siegerehrung die Hymne abgespielt haben. Es ist schon noch einmal etwas ganz anderes als die bisherigen Erfolge und hat richtig viel Spaß gemacht“, strahlte Paschke. Zu seiner derzeitigen Erfolgsserie führt er aus: „Es ist aktuell schon ein bisschen wie im Traum, aber ich habe diesen schnell angenommen und probiert, trotz der Ergebnisse, bei meinen Sachen zu bleiben. Vor der Saison hätte ich nie gedacht, dass ich mal in einer solchen Situation bin, aber jetzt ist es so und ich versuche es einfach nur zu genießen.“
In beiden Wertungsdurchgängen war Paschke, der Weiten von 144 Metern und 138 Metern erzielte, nach Punkten der stärkste Springer des Feldes. Gregor Deschwanden, der unmittelbar vor dem Wettkampf noch die Qualifikation gewann, reihte sich dahinter auf dem zweiten Rang ein. Damit stellte der Schweizer sein bestes Saisonergebnis ein, denn bereits am letzten Weltcupwochenende in Wisla wurde er ganz knapp hinter Daniel Tschofenig Zweiter. Den Österreicher hatte er dieses Mal zwar im Griff, allerdings führte nun kein Weg an Paschke vorbei.
„Ich habe zwei Top-Sprünge gezeigt, aber hätte heute die Superlative davon gebraucht, um zu gewinnen. Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden und hoffe darauf, dass ich irgendwann auch meinen ersten Weltcupsieg feiern darf“, resümierte Deschwanden nach dem Wettbewerb. Grund zur Freude hatte auch besagter Daniel Tschofenig, der sich mit einem starken Finalsprung noch an Andreas Wellinger vorbeischieben konnte und Platz drei ergatterte.
„Bisher habe ich in jedem Sprung etwas umgestellt, weil ich nicht gewusst habe, was hier genau wie funktioniert. Aber bei meinem zweiten Versuch hat alles zusammengepasst. Ab und zu sind es die kleinen Dinge, die man verändern muss. Und jetzt bin ich richtig froh, auf dem Stockerl stehen zu dürfen“, äußerte sich Tschofenig anschließend.
Zajc und Lanisek sorgen für Aufwärtstrend bei den Slowenen
Nach einem schwachen Super-Team Wettbewerb gestern, der für die Slowenen nur auf Platz sieben endete, konnten sich Timi Zajc und Anze Lanisek im Einzelwettkampf rehabilitieren. Während Zajc hinter Andreas Wellinger Fünfter wurde, schloss Lanisek den Wettbewerb auf Rang zehn ab. Zwischen den Beiden positionierten sich noch Jan Hörl (Platz 6), Kristoffer Eriksen Sundal (Platz 7), Maximilian Ortner (Platz 8) und Aleksander Zniszczol (Platz 9).
Kraft, Lindvik und Kobayashi außerhalb der Top-10
Nicht wie erhofft verlief der Wettkampf aus Sicht von Stefan Kraft (Platz 11), Marius Lindvik (Platz 13) und Ryoyu Kobayashi (Platz 17), die in Normalform auch zum engsten Favoritenkreis bei der bevorstehenden Vierschanzentournee zählen werden. „Die Sprünge waren in Ordnung und sicherlich eine Steigerung zu gestern. Mit dem elften Platz bin ich natürlich nicht zufrieden, da ich mir schon ein Top-5 Ergebnis erhofft hatte. Mein zweiter Sprung ist auch gar nicht so schlecht gewesen. Daher verstehe ich nicht ganz, dass ich damit noch vier Plätze verloren habe, aber ok“, so Kraft. Lindvik hadert derweil mit den technischen Feinheiten im Sprungablauf. „Ich weiß, dass ich es besser kann, als ich es aktuell zeige und werde weiter alles geben, um mich bis zur Vierschanzentournee auf ein gutes Level zu bringen.“
Und bei Ryoyu Kobayashi? Der Japaner sucht weiterhin nach seiner Form. „Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit dem heutigen Wettkampf und weiß nicht, woran es aktuell genau liegt. Wenn Ihr mir den Punkt nennen könnt, würde ich es direkt versuchen umzusetzen“, wirkte der amtierende Vierschanzentourneesieger am Mikrofon von Skispringen-News.de ratlos.
Geiger, Eisenbichler, Leyhe und Tittel sammeln Weltcuppunkte
Hinter Paschke und Wellinger reihte sich Karl Geiger als drittbester Deutscher auf Platz 14 ein. „Die Wettkampfsprünge waren ordentlich, da kann man drauf aufbauen. Im Flug passt noch nicht alles so zusammen, wie ich es mir vorstelle. Aber ich habe mich im Wettkampf wieder deutlich steigern können und das gibt mir Aufwind. Ich muss jetzt Schritt für Schritt weiterarbeiten.“
Markus Eisenbichler belegte den 21. Platz und fasste seinen Tag wie folgt zusammen: „Der zweite Sprung war ok, der erste Durchgang hingegen nicht. Ich muss hier einfach noch stabiler werden. Zudem wäre es wichtig, dass ich künftig nicht versuche, alles gleichzeitig in einem Sprung besser machen zu wollen. Viel besser ist es, hier immer nur einen Schritt zu gehen. Daran werde ich arbeiten.“
Stephan Leyhe schloss den Wettkampf auf dem 25. Platz ab, nachdem er zur Halbzeit noch auf einem vielversprechenden elften Rang gelegen hatte. „Von den fünf Sprüngen, die ich hier in Titisee-Neustadt bislang gemacht habe, war nur einer daneben – und dass war leider der zweite Durchgang. Ansonsten geht der Trend eigentlich nach oben. Die Sprünge passen soweit und gerade der erste Wertungsdurchgang war sehr gut.“
Shootingstar Adrian Tittel sammelte dahinter mit dem 30. Platz auch noch einen Weltcuppunkt. Einzig Philipp Raimund (34. Platz) verpasste aus dem DSV-Team knapp den finalen Durchgang. „Ich finde gerade ziemlich viele kleine, unterschiedliche Fehler und komme noch nicht auf ein stabiles System. Da wir leider nur so wenige Sprünge im Weltcup haben, ist es schwer hier wieder zurückzufinden. In Wisla hatte ich einen Glücksgriff dabei, habe es dann aber leider nicht geschafft, an die Leistung aus diesem einen Sprung weiter anzuknüpfen. Jetzt heißt es für mich Video schauen und gucken, was es dieses Mal war.“
Zum Abschluss findet in Titisee-Neustadt am morgigen Sonntag noch ein weiterer Einzelwettkampf statt. Los geht es um 16:00 Uhr. Zuvor beginnt um 14:30 Uhr die Qualifikation.