Stefan Kraft hat in der Qualifikation für das morgige Finale der Vierschanzentournee den stärksten Eindruck hinterlassen. Nach seinem gestrigen Sieg in Innsbruck setzte er sich auch heute in Bischofshofen mit einem Sprung auf 142 Meter (155,4 Punkte) gegen die gesamte Konkurrenz durch. ÖSV-Nachwuchshoffnung Maximilian Ortner (139,5m/147,2 Punkte) sowie der Schweizer Gregor Deschwanden (142m/146,6 Punkte) reihten sich auf den Plätzen zwei und drei ein. Kraft untermauerte damit noch einmal eindrucksvoll seine Ambitionen im Hinblick auf den goldenen Adler.
Kraft, Hörl oder Tschofenig: wer wird die 73. Vierschanzentournee für sich entscheiden? In der Tourneewertung trennen die drei bärenstarken Österreicher vor dem finalen Showdown am morgigen Tag gerade einmal 1,3 Punkte. Wenn es nach den heutigen Eindrücken geht, deutet vieles auf Stefan Kraft hin. Denn im ersten Training hatte der aktuelle Tourneeleader auf Anhieb die Nase vorne und konnte mit Rang zwei im zweiten Probeversuch den starken Eindruck noch einmal bestätigen. In der anschließenden Qualifikation führte ebenfalls kein Weg an dem erfahrenen Routinier vorbei, was ihn für das große Finale morgen gegenüber seinen beiden Landsmännern vielleicht in eine ganz kleine Favoritenstellung bringt.
„Wenn es läuft, dann läuft es. Ich habe mich sehr gut eingesprungen auf die Schanze hier in Bischofshofen, bin immer lockerer geworden und wusste von Sprung zu Sprung genau, was zu tun ist. Es hat richtig viel Spaß gemacht“, strahlte Kraft, der damit gleichzeitig eine Kampfansage in Richtung seiner beiden ärgsten Kontrahenten im Kampf um die Tourneewertung abgab. Während sich Daniel Tschofenig (137m/146,3 Punkte) hinter Ortner und Deschwanden, punktgleich mit dem Polen Pawel Wasek auf Platz vier einreihte, schloss Hörl (139m/145,8 Punkte) die Qualifikation dahinter auf dem sechsten Rang ab.
„Es ging schonmal in die richtige Richtung. Jetzt in der Quali war es ein bisschen auf der späten Seite bei mir, also es ist einfach eine Timinggeschichte. Aber ich weiß, was ich zu tun habe und kenne die Schanze gut, von daher freue ich mich morgen auf den Wettkampf“, so Hörl, der folgende Einschätzung zum Dreikampf um die Tourneewertung abgibt: „Stefan hat letztes Jahr hier in Bischofshofen gewonnen. Er kennt das und er hat den Adler schon, sodass ich glaube, dass er am wenigsten Druck hat. Von dem her werden wir versuchen, dass wir, die beiden Jüngeren, den Älteren noch ein bisschen ärgern.“ Was Hörl in jedem Fall als positives Element aus dem heutigen Tage mitnehmen kann, ist sein starker zweiter Probesprung. In diesem Versuch ließ er auch Kraft ganz knapp hinter sich.
Bei Daniel Tschofenig stimmt die Tendenz ebenfalls, nachdem er in den beiden Trainingssprüngen zunächst „nur“ die Plätze sieben und elf erreichte. „Es ist viel drin morgen. Die heutigen Sprünge waren allerdings noch nicht wirklich gut. Den in der Quali habe ich wenigstens auf dem Tisch wieder halbwegs getroffen, was Selbstvertrauen bringt, weil die beiden Sprünge vorher echt schlecht waren“, bilanzierte er im Anschluss am Mikrofon des ZDF.
ÖSV-Cheftrainier Andreas Widhölzl fasst die Ausgangslage wie folgt zusammen: „Grundsätzlich liegt allen Drei die Schanze, sie sind auch alle hier schon sehr gut gesprungen. Ich glaube, das entscheidende ist, wer morgen am besten auf dem Punkt ist, wer am coolsten bleibt, und wer auch das nötige Glück hat. Ich denke einfach der, der an dem Tag am besten in Form ist und am besten performt, wird gewinnen.“
Die Top-10 in der Qualifikation komplettierten der Norweger Benjamin Oestvold (7.), der Japaner Ryoyu Kobayashi (8.), Andreas Wellinger als bester Deutscher auf Rang 9 sowie der immer stärker werdende Slowene Domen Prevc (10.).
Alle DSV-Adler qualifiziert
Erfreulich aus deutscher Sicht ist, dass alle sechs Athleten die Qualifikation für den Abschlusswettbewerb der Vierschanzentournee geschafft haben. Im Tagesklassement reihten sich wie folgt ein: Andreas Wellinger (9.), Pius Paschke (13.), Philipp Raimund (15.), Karl Geiger (16.), Felix Hoffmann (37.), Adrian Tittel (44.).
„Heute haben sich alle ein bisschen freigesprungen von dem Tag gestern, der für uns nicht leicht war. Es waren durchaus gute Sprünge dabei. Zur Spitze fehlt noch etwas, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Jetzt heißt es, sich morgen noch ein bisschen zu steigern und dann sind wir wieder mit dabei“, so Horngacher.
Raimund, der seine deutlich aufsteigende Form auch in Bischofshofen bestätigen konnte, fasste den Tag wie folgt zusammen: „Ich bin insgesamt sehr, sehr zufrieden mit den Sprüngen hier. Im letzten Versuch wäre sogar noch einiges mehr möglich gewesen, demnach kann ich mit viel Selbstvertrauen morgen wieder reinstarten.“
Granerud vs. Paschke – eines der spannendsten K.O. Duelle
In einem der spannendsten K.O. Duelle des morgigen Tages treffen der Norweger Halvor Egner Granerud und Pius Paschke aus Kiefersfelden aufeinander. Die weiteren Begegnungen mit deutscher Beteiligung lauten: Karl Geiger vs. Sakutaro Kobayashi, Felix Hoffmann vs. Johann Andre Forfang, Philipp Raimund vs. Naoki Nakamura, Andreas Wellinger vs. Roman Koudelka und Adrian Tittel vs. Benjamin Oestvold.