Auch beim zweiten Einzelwettbewerb der Damen im norwegischen Lillehammer war Nozomi Maruyama (283,6 Punkte) in einer eigenen Liga unterwegs und sicherte sich mit 28,8 Punkten Vorsprung in souveräner Art und Weise ihren zweiten Saisonsieg. Platz zwei ging an Lokalmatadorin Heidi Dyhre Traaserud (254,8 Punkte), vor Nika Prevc (250,4 Punkte) aus Slowenien. Katharina Schmid (244,7 Punkte) verpasste das Podium nur knapp und wurde Tagesvierte.
Bereits nach dem ersten Weltcupwochenende der Damen muss man sich die Frage stellen: Wer soll diese Frau aktuell stoppen? Scheinbar spielend leicht ruft Nozomi Maruyama Sprung für Sprung ihre Höchstleistung ab und setzt sich deutlich gegen die Konkurrenz durch. Im ersten Einzelwettbewerb am Samstag betrug der Vorsprung der Japanerin bereits 25,8 Punkte. Beim heutigen zweiten Wettkampf am Sonntag legte sie zwischen sich und die zweitplatzierte Norwegerin Heidi Dyhre Traaserud erneut sage und schreibe 28,8 Punkte. Zudem gewann Maruyama zuvor bereits deutlich die Qualifikation. Der Gesamtsieg beim diesjährigen Sommer-Grand-Prix scheint ihr auch für den Winter Flügel verliehen zu haben.
Doch auch Traaserud konnte mit dem Wettbewerb mehr als zufrieden sein. Mit Weiten von 127,5 m und 130 m erzielte die Norwegerin ihr erstes Weltcuppodium überhaupt. Nika Prevc, die sich am Vortag noch mit dem 15. Rang zufriedengeben musste, meldete sich mit dem dritten Platz (128 m / 123 m) ebenfalls stark zurück. Aus deutscher Sicht erfreulich war vor allem die Leistung von Katharina Schmid (124 m / 122,5 m), die auf ihrer Lieblingsschanze den vierten Platz erzielte und damit noch einmal eine Steigerung gegenüber dem gestrigen Tag zeigte, als sie Sechste wurde. „Es sind noch keine Übersprünge dabei, aber ich merke, dass ich selbstsicherer werde. Insgesamt fühlt es sich wieder besser an und ich glaube, damit bin ich recht zufrieden“, so Schmid gegenüber der ARD und ergänzt: „Vom Tisch ist es noch nicht ganz optimal, um die Geschwindigkeit komplett mitzunehmen und schön ins Gleiten zu kommen – aber es kommt langsam. Ich merke, dass ich fliege, und es ist ja erst Anfang der Saison.“
Die Top 5 komplettierte Abigail Strate (242,4 Punkte) aus Kanada, die nach einem mäßigen ersten Durchgang über 122,5 m und dem elften Zwischenrang dank eines extrem starken zweiten Versuchs über 131 m sich noch auf die fünfte Position nach vorne katapultieren konnte. Dahinter reihten sich Yuki Ito (6./123,5 m / 123 m / 241,2 Punkte), Eirin Maria Kvandal (7./124,5 m / 123 m / 239,4 Punkte), Anna Odine Ström (8./122,5 m / 125 m / 239 Punkte), Frida Westman (9./124 m / 125 m / 228,0 Punkte) und Heta Hirvonen (10./129 m / 128 m / 226,5 Punkte) ein.
Juliane Seyfarth erneut stark – Rätselraten bei Selina Freitag und Agnes Reisch
Erfreulich lief der zweite Einzelwettbewerb der neuen Wintersaison auch für Juliane Seyfarth (118 m / 127,5 m / 226,4 Punkte), die nach dem 13. Platz am Vortag heute mit Rang elf nachlegen konnte. Gerade mit dem Sprung im zweiten Durchgang war sie mehr als zufrieden und riss bei der Ausfahrt freudestrahlend die Arme in die Luft. „Der zweite Sprung hat echt viel Spaß gemacht. Den nehme ich jetzt auch mit für das nächste Wochenende. Da hat von der Kante her auch alles gepasst, und dann kann ich im Flug meine Stärken besser ausspielen. Und ja, gefreut habe ich mich, weil ich so einen Sprung gemacht habe, wie ich ihn mir vorgenommen habe. Ich wollte nochmal mehr im ‚H-Stil‘ springen als im ‚V-Stil‘ – und das habe ich zum ersten Mal hier auf der Schanze so hinbekommen. Mein Problem ist jetzt noch, dass ich bei der Landung mit dem Gesäß noch zu tief bin und ich einfach aufrechter dahin springen muss, um bessere Noten zu bekommen. Aber daran arbeite ich“, so Seyfarth im Interview gegenüber der ARD.
Bei Selina Freitag (120,5 m / 124,5 m / 206,4 Punkte) geht hingegen das Rätselraten weiter. Nach dem 19. Platz am Samstag blieb sie auch am Sonntag mit dem 21. Rang deutlich hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Am ARD-Mikrofon erklärte sie, dass sie sich nun auf die bevorstehende Trainingseinheit freue, bevor es am nächsten Wochenende in Falun weitergeht: „Der zweite Sprung war vom Tisch her wieder ein bisschen besser. Also es kommt langsam, aber ich bin doch froh, dass wir jetzt ins Training gehen. Ich war eigentlich ganz gut aufgestellt, auch vom Kopf her, sodass ich es gut einschätzen konnte. Aber natürlich möchte man auch zeigen, was man im Sommer trainiert hat – dann ist es natürlich doppelt so ärgerlich, wenn es beim Start nicht aufgeht. Aber die Saison ist lang und ich kann nichts anderes machen, als positiv zu bleiben und die nächsten Wettkämpfe mitzunehmen.“
Ähnlich ergeht es ihrer Teamkollegin Agnes Reisch (29.), die sich nach 118 m im ersten Durchgang die Hände vor das Gesicht hielt, lange um den Finaleinzug der Top 30 bangen musste und diesen mit dem 29. Platz letztlich nur knapp erreichte. Doch auch im zweiten Durchgang konnte sie kein Selbstvertrauen sammeln und sich mit 116 m nicht weiter nach vorne kämpfen. „Ehrlich gesagt weiß ich selbst gerade nicht, woran es liegt. Ich bin gut in Klingenthal und bei den Deutschen Meisterschaften gesprungen, habe mich gut gefühlt und habe in Oberstdorf auch gut trainiert. Hier habe ich noch ein bisschen mit dem Schuh getestet, weil ich vorne ein bisschen zu spitz drin saß, und habe deshalb einen anderen genommen. Aber das sind alles keine Ausreden – ich bin hier einfach zu schlecht gesprungen und habe mir den Saisonstart besser vorgestellt. Aber es ist Sport: Manchmal sind die Tage hart. Nächste Woche geht’s auf einer anderen Schanze weiter, vielleicht liegt die mir dann ein bisschen mehr.“
Für Nachwuchshoffnung Emely Torazza (36.) endete der Wettbewerb bereits nach dem ersten Durchgang. Sie verpasste mit einem Sprung auf 115 m den Finaleinzug.
Bei Anna Hollandt (47.), die am Vortag wegen ihres Anzugs disqualifiziert wurde und die erste gelbe Karte im deutschen Team sah, passte dieses Mal zwar das Material – dafür aber der Sprung nicht. Sie scheiterte an der Qualifikation zum Wettbewerb, den die besten 40 Damen erreichten.

