Foto: Julia Piatkowska/Skoki Polska

Für Anna Hollandt endete die Weltcup-Saison 2024/2025 vorzeitig. Die genauen Gründe hierfür blieben zunächst unklar. Anfang April dieses Jahres erklärte die 28-jährige Deutsche jedoch in einem Statement auf Social Media, dass sie an einen Punkt gelangt sei, an dem sie spürte, wie sie sich mental „immer tiefer in die Sch* reite“. Aus diesem Grund habe sie die Saison frühzeitig abbrechen müssen. Skispringen-News.de sprach mit der zweifachen Weltmeisterin über diese schwierige Zeit und ihre Ziele für die kommende Saison.

Anna Hollandt hat im Skispringen schon einige Glücksmomente erleben dürfen, beispielsweise die Weltmeisterschaft 2021 in Oberstdorf, als sie unter ihrem Geburtsnamen Anna Rupprecht gemeinsam mit Katharina Schmid (früher noch: Katharina Althaus), Markus Eisenbichler und Karl Geiger die Goldmedaille im Mixed-Teamwettbewerb gewann. Oder die Nordischen Skiweltmeisterschaften 2023 in Planica, als sie sich zusammen mit Luisa Görlich, Selina Freitag und Katharina Schmid (früher noch: Katharina Althaus) den Titel im Teamspringen der Damen sicherte.

In der Weltcup-Saison 2024/2025 lernte Hollandt für sich persönlich nun jedoch auch Schattenseiten des Sports kennen. Am 01.04.2025 postete sie auf ihrem Social-Media-Account folgendes Statement:

„Hätte mal jemand der kleinen 6-jährigen Anna gesagt, dass der Sport, den sie gerade angefangen hat, irgendwann dazu führt, dass sie ihr Leben hinterfragt, nicht glücklich ist und so sehr an sich zweifelt, dass es zum Zerreißen weh tut, hätte sie denjenigen mit ihrem verschmitzten Grinsen angeschaut und ganz frech geantwortet, dass derjenige Blödsinn redet und ihm natürlich nicht geglaubt. 22 Jahre später ist der Punkt gekommen und ich musste die Saison frühzeitig beenden, da ich gemerkt habe, dass ich mich mental immer tiefer in die Sch* reite. Um tiefe mentale Probleme vorzubeugen oder nicht noch zu vertiefen, bin ich den Schritt gegangen und hab seither viel an mir gearbeitet, Abstand zur Sportwelt bekommen und genossen, was das Leben ohne den Sport zu bieten hat.“

„Tief in mir brennt immer noch eine Flamme“

Trotz dieser schwierigen Umstände teilte sie im gleichen Statement den Skisprungfans jedoch mit, dass ihre Karriere noch nicht beendet sei und schrieb weiter: „Ich hab trotz dessen gemerkt, dass es noch nicht vorbei ist mit mir und dem Skispringen, da tief in mir immer noch eine Flamme brennt. Ich bin mir bewusst, dass es ein harter Weg werden wird, aber wie sagt man so schön: „der Weg ist das Ziel“!

Im Rahmen des Skydiving-Events der Damen in Taufkirchen haben wir uns mit Anna Hollandt zu einem Interview getroffen, in dem sie offen über die letzte Zeit und ihren Weg zurück berichtet.

Skispringen-News.de: „Anna, es war keine einfache Saison für Dich. Kannst Du uns mal teilhaben lassen, was genau los war?

Anna Hollandt: „Einfach gesagt, ich bin einfach nicht mehr mit mir selbst klargekommen. Ich habe ein bisschen Probleme gehabt mit der Psyche und mich dann bewusst rausgenommen – und es war auch genau die richtige Entscheidung nach 20 Jahren Leistungssport einfach mal einen kleinen Break zu machen, der richtig gut getan hat. Ich konnte komplett resetten, habe das normale Leben genossen und jetzt wieder komplette Motivation Gas zu geben. Es macht zurzeit richtig viel Spaß: das Training, auch auf der Schanze. Es geht immer peu à peu ein bisschen besser und so muss es sein. Da bleibe ich auf jeden Fall dran und bin guter Dinge, dass mir so etwas wie letztes Jahr nicht wieder passiert.“

Skispringen-News.de: „Was hat Dir in dieser Zeit geholfen? War es der Abstand zum Skisprungsport und einfach mal etwas anderes zu machen oder wie sah das Ablenkungsprogramm aus?“

Anna Hollandt: „Ja genau, einfach der komplette Abstand! Ich habe mit niemanden groß gesprochen, niemanden gesehen. Aber ich habe natürlich die WM verfolgt und meinen Mädels dick die Daumen gedrückt, aber sonst habe ich sehr abgeschaltet. Die Zeit habe ich im Winter noch mit Skifahren rumgebracht, habe meine Familie und Freunde oft besucht, war sogar im März schon radeln als es mal 20 Grad waren und habe einfach mal andere Dinge gemacht.“

Skispringen-News.de: „Wie sehen Deine Ziele nun für die kommende Saison aus, wieder „Step by Step“ heranarbeiten?“

Anna Hollandt: „Einfach wieder ranarbeiten. Ich muss schauen, dass ich für mich den Skisprungsport wieder neu entdecke und dass ich das Gefühl wieder aufbaue, dass sich für mich Skispringen wieder gut anfühlt. Und ich bin auf jeden Fall guter Dinge, dass wenn ich das alles hinbekomme, irgendwann mal im Laufe des Sommers und des Herbst dann schon mit einer Teilnahme bei Olympia liebäugeln könnte, was natürlich auch das große Ziel wäre.“

Die bisherigen Olympiaden verpasste Anna Hollandt verletzungsbedingt. Skispringen-News.de drückt ihr die Daumen, dass sie dieses Mal vom Verletzungspech verschont bleibt und vor allem, dass sie für sich wieder das positive Gefühl aufbauen kann. Mut und Selbstvertrauen dürften ihr auf dem Weg zurück sicherlich die bisherigen Auftritte im Rahmen des Sommer-Grand-Prix geben. So sprang sie zuletzt im polnischen Wisla in beiden Einzelwettbewerben unter die Top-15. Dabei wurde sie samstags als beste Deutsche Neunte.

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