Er hat es tatsächlich gepackt. Mit einem Finalflug auf 231,5 Meter verteidigte der Oberstdorfer seinen Vorsprung gegenüber den Norweger Halvor Egner Granerud. Der Norweger legte Geiger mit 243 Metern eine extrem hohe Messlatte auf. Doch Geiger behielt die Nerven und machte mit 0,5 Punkten Vorsprung den WM-Titel klar. Nach Silber bei der WM in Seefeld und Platz drei bei der letztjährigen Tournee schaffte er damit erstmals bei einem großen Wettbewerb den Sprung nach ganz oben.
Was ein dramatisches Finale bei der Skiflug-WM in Planica. Mit einem gewaltigen Satz auf 243 Meter griff der Norweger Halvor Egner Granerud noch einmal nach Gold. Allerdings konnte er dabei keinen Telemark setzen, was der DSV-Adler für sich nutzen konnte. So wurde sein blitzsauberer Flug auf 231,5 Meter diesmal auch mit guten Noten honoriert. Dadurch konnte der überglückliche Oberstdorfer 0,5 Punkte Vorsprung vor Granerud retten, bei dem erst einmal die Enttäuschung überwog. Der bescheidene Bayer zeigte sich dagegen im Interview mit dem ZDF überglücklich. „Das ist unbeschreiblich. Vor dem Wochenende hätte ich das nicht gedacht. Ich wusste zwar, dass ich die Schanze mag und ich hier gut fliegen kann. Aber dass es hier so läuft, ist unglaublich. Ich bin baff“, jubelte Geiger im Anschluss. Zuvor holte sich der werdende Vater auch die Glückwünsche von Teamkollege Andreas Wellinger ab, der den Oberstdorfer unmittelbar nach dem Wettkampf anrief. Auch Bundestrainer Stefan Horngacher freute sich über seinen ersten ganz großen Sieg als DSV-Trainer. „Es war ein spannender, nervenaufreibener Wettkampf. Karl hat erst seinen Vorsprung ausgebaut, sein zweiter Sprung war auch ordentlich. Granerud hat eine echte Rakete gezündet, aber für Karl hat es zum Glück gereicht. Wir freuen uns sehr, dass wir die ersten zwei Medaillen geholt haben“, erklärte Bundestrainer Stefan Horngacher gegenüber dem ZDF.
Eisenbichler behält Rang drei in einem hochklassigen Finale
Wie bereits bei der WM in Seefeld, schaffte es neben Geiger auch Eisenbichler aufs Podest. Diesmal musste der Siegsdorfer jedoch seinen Teamkollegen den Vortritt lassen. Mit 230 Meter im Finaldurchgang setzte er sich beim Duell um Bronze deutlich gegen Michael Hayböck durch, der mit 220,5 Meter keinen so guten vierten Sprung schaffte. Wenngleich Eisenbichler für viele als Goldfavorit gesehen wurde, zeigte er sich auch mit Bronze mehr als zufrieden. So erklärte Geiger im Interview mit dem ZDF, den Jubelschrei des 29-Jährigen sogar von oben gehört zu haben. Der Österreicher wird dagegen mit einem lachenden und einen weinenden Auge auf die Einzelentscheidung zurückblicken. So wurde er für sein sensationelles Comeback nach der Corona-Erkrankung letztlich nicht belohnt.
In einem hochklassigen Durchgang sorgten auch Robert Johansson (5.) Yukia Sato (6.) und Piotr Zyla (7.) sehenswerte Finalsprünge. Dahinter platzierte sich Kamil Stoch auf Rang acht, vor den beiden Überraschungsspringer Klimov und Stekala, die ebenfalls in die Top-10 flogen.
Gutes Mannschaftsergebnis für den DSV: Paschke und Schmid in den Top 15
Auch die zwei verbliebenen DSV-Adler sorgten für achtbare Ergebnisse. Pius Paschke verpasste mit einem Satz von 213,5 Meter den Sprung in die Top-10. als elfter denkbar knapp. Dennoch kann der 30 Jährige auf einen sehr gelungenen Auftritt bei seiner ersten Skiflug-WM zurückschauen. Auch der erst 21-Jährige Constantin Schmid vollendete mit einer Weite von 213,5 Meter einen ordentlichen Wettkampf. So musste er lediglich Anze Lanisek passieren lassen, der auf 228 Meter kam. Allerdings verteidigte er seinen 14. Platz, da Dawid Kubacki nach einem verpatzten Flug zurückfiel. Somit sind die DSV-Adler gemeinsam mit den Norwegern der große Favorit beim Teamfliegen am Sonntag.
Debakel für Slowenien: Nur Lanisek überzeugt am zweiten Tag
Wenig zu lachen gab es auch heute für die slowenischen Flieger. Nachdem Timi Zajc nach seiner öffentlichen Kritik an den Trainerstab ausgeschlossen wurde und Chef-Trainer Bertoncelj zurücktrat, sorgte lediglich Anze Lanisek für kurzen Jubel. Mit starken 228 Metern schob sich der beste Slowene noch auf Platz 12 nach vorne. Bor Pavlovcic und Domen Prevc platzierten sich dagegen lediglich auf den Rängen 20 und 21. Immerhin haben die Slowenen morgen im Teamfliegen noch die Chance auf Wiedergutmachung. So erlaubt die FIS, trotz Corona-Beschränkungen, Peter Prevc oder Ziga Jelar ins Team zurückzuholen, nachdem diese am Vortag als Vorspringer im Einsatz waren.