Im Dauerregen von Trondheim gewinnt der Norweger Marius Lindvik einen spannenden und hochklassigen WM-Wettkampf auf der Normalschanze. Auch Deutschland darf jubeln, da Andreas Wellinger Silber gewinnt. Die Bronzemedaille geht an Jan Hörl aus Österreich.
Edelmetall für Lindvik, Wellinger und Hörl
Die Norweger befinden sich bei der Heim-WM in Trondheim weiterhin auf der Erfolgswelle. Nach Bronze im Einzel der Damen und Gold im Team der Damen, gab es am Sonntag auch bei den Herren die erste Medaille. Umso schöner für die Norweger, dass Marius Lindvik das zweite norwegische Gold holt. Der WM-Titel für Lindvik ist mehr als verdient, da der Olympiasieger von 2022 in beiden Durchgängen überzeugen konnte. Lindviks 108,0 Meter im ersten Durchgang waren die Bestweite des Tages und auch 104,5 Meter im zweiten Sprung konnten sich sehen lassen. Insgesamt brachten die beiden Sprünge Lindvik 265,5 Punkte ein.
Nur 2,3 Punkte (263,2 Gesamtpunkte) hinter Lindvik rangierte Andreas Wellinger aus Deutschland auf dem Silberrang. Ähnlich wie Lindvik sprang Wellinger in dieser Saison häufig seiner Form hinterher, doch rechtzeitig zur WM war Wellinger zur Stelle und holte somit die dritte Medaille für das deutsche Team. Genauso wie Lindvik sprang Wellinger zweimal deutlich über die 100-Meter-Marke. Im ersten Sprung waren es 106,5 Meter, im zweiten Versuch 104,5 Meter.
Platz drei und somit Bronze ging an den ÖSV-Adler Jan Hörl. Hörl sammelte insgesamt 256,3 Punkte durch ebenfalls sehenswerte Weiten von 107,0 und 102,0 Metern.
Starker Geiger, enttäuschter Forfang, überraschend guter Zografski
Knapp verpasst wurden die Medaillenränge von einem weiteren Deutschen. Karl Geiger, der sich mit 105,5 und 102,0 Metern stark verbessert präsentierte, dürfte dennoch mit dem sonst undankbaren vierten Platz zufrieden sein. Mit 252,6 Punkten fehlten in der Endabrechnung lediglich 3,7 Punkte auf Bronze.
Etwas enttäuscht wirkte Johann Andre Forfang, nachdem er realisierte, dass es nicht für eine Medaille reichen wird. Forfang, der zuletzt in starker Verfassung war und gestern die Qualifikation gewann, wollte unbedingt im heimischen Trondheim Edelmetall holen. Trotz starken Weiten von 107,0 und 100,5 reichte es am Ende aber nur für den fünften Platz.
Platz sechs ging in Person von Stefan Kraft an einen weiteren Athleten des ÖSV-Teams. Auch Kraft sprang zweimal über 100 Meter, verpasste es jedoch im zweiten Durchgang ernsthaft zu attackieren. Gleiches galt für Ryoyu Kobayashi, der nach zuletzt zwei Siegen in Sapporo plötzlich wieder zum Kreis der Favoriten zählte. Nach dem ersten Durchgang hatte der Japaner noch eine kleine Restchance aufs Podest. Allerdings war der Rückstand letztlich doch zu groß, sodass es nicht über Platz sieben hinausging.
Auch Anze Lanisek dürfte nach starken Leistungen im Training und in der Qualifikation mit etwas mehr gerechnet haben. Immerhin wurde Lanisek mit Rang acht noch bester Slowene, doch die Medaillen blieben aufgrund eines eher mittelmäßigen ersten Sprungs außer Reichweite.
Keine Gedanken über eine mögliche Medaille dürfte sich im Vorfeld Vladimir Zografski gemacht haben. Womöglich war dies der Schlüssel zum Erfolg für den Bulgaren. Zografski sprang vor allem im zweiten Durchgang völlig unbedarft auf und konnte sich so mit Platz neun sein erstes Top Ten Ergebnis bei einer Weltmeisterschaft sichern. Komplettiert wurden die besten Zehn von Pawel Wasek aus Polen.
Tschofenig und Paschke frustriert
Während es am frühen Sonntag Abend einige positive Überraschungen gab, wird der ein oder andere ambitionierte Springer über sein Resultat frustriert sein. Allen voran ist damit der Führende im Gesamtweltcup Daniel Tschofenig gemeint. Tschofenig, der zu den absoluten Topfavoriten zählte, patzte bereits im ersten Sprung. Eine Aufholjagd auf die Medaillenplätze war so utopisch und am Ende kam Tschofenig nicht über Platz 21 hinaus.
Auch Tschofenigs Teamkollege Maximilian Ortner blieb hinter den Erwartungen zurück. Ortner wurde von vielen als Geheimtipp gehandelt, rangierte am Ende aber nur auf Platz 23.
Noch schlechter lief es für Pius Paschke. Auch bei der WM will die Negativserie des Deutschen kein Ende nehmen. Nachdem es gerade so noch für den zweiten Durchgang gereicht hatte, blieb eine Steigerung von Paschke im zweiten Versuch aus, sodass es lediglich für Platz 30 reichen sollte.
Philip Raimund, der vierte Starter des DSV dürfte tendenziell zufrieden mit seiner Leistung sein. In der Tageswertung schob sich Raimund mit einem guten zweiten Sprung noch auf einen soliden fünfzehnten Platz vor.