Für die deutschen Skispringer begann der vergangene Weltcupwinter 2023/2024 mit einer Reihe von Top-Ergebnissen. Doch je länger die Saison andauerte, umso schwerer tat sich die Mannschaft von Bundestrainer Stefan Horngacher im internationalen Vergleich. Einzig Andreas Wellinger gelang es konstant bei nahezu allen Wettbewerben vorne mitzuspringen. Skispringen-News.de blickt gemeinsam mit Cheftrainer Horngacher sowie einigen DSV-Adlern noch einmal auf die vergangene Saison zurück und wirft zugleich auch einen Blick auf die Vorbereitung für den anstehenden Weltcupwinter.
„Ich habe ein gutes Gefühl, wir sind schon relativ weit“, erklärte ein sichtlich zufriedener Bundestrainier Stefan Horngacher am Rande des finalen Sommer Grand Prix Wochenendes in Klingenthal. Es sind Worte, die viele deutsche Skisprungfans im Hinblick auf den Saisonstart am 22.11.2024 in Lillehammer freuen dürfte. „Wir sind sehr nah dran, ähnlich wie zum selben Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Mannschaftlich haben wir uns beim letzten internationalen Vergleich in Klingenthal geschlossen gut präsentiert. Auch unsere nationale Gruppe hat trotz schwierig wechselhafter Windbedingungen mit qualitativ guten Sprüngen überzeugen können“, lobte Horngacher seinen Kader gegenüber Skispringen-News.de.
Mit Pius Paschke (P4), Andreas Wellinger (P8), Markus Eisenbichler (P14) und Stephan Leyhe (P15) gelang insgesamt vier DSV-Adlern in der Einzelkonkurrenz der Sprung unter die Top-15. Luca Roth (P18), Karl Geiger (P20), Philipp Raimund (P21), Constantin Schmid (P26) und Felix Hoffmann (P29) lösten dahinter ebenfalls das Ticket für den zweiten Durchgang. Am Folgetag gewannen die beiden formstärksten DSV-Adler des letzten Winters, Wellinger und Paschke, gemeinsam mit Selina Freitag und Katharina Schmid zudem den Mixed-Team Wettbewerb.
Andreas Wellinger: „Hätte mein derzeitiges Niveau selbst nicht so gut eingeschätzt“
„Vom Springerischen her ist mir in den letzten Wochen der richtige Schritt gelungen. Das war sehr ordentlich, wenngleich es aktuell noch nicht immer die feine Klinge ist. Bis zum Saisonstart gilt es daher für mich den Sprung noch weiter zu stabilisieren“, schildert Wellinger, der sich selbst überrascht von seinen starken Auftritten bei den beiden letzten Sommer Grand Prix Wettbewerben zeigte.
„Letzte Saison hatte ich einen sehr guten Sommer und im Anschluss einen richtig starken Winter, wo ich bis auf die letzten 3-4 Wochenenden immer vorne mitspringen konnte. Der aktuelle Sommer war für mich jedoch etwas holprig. Im Juli/August diesen Jahres lief es nicht so gut, erst ab September ist es für mich wieder bergauf gegangen. Daher kam es auch etwas unerwartet, dass ich beim Sommer Grand Prix in Hinzenbach Erster und Zweiter werden konnte. Ich hätte mein derzeitiges Leistungsniveau selbst nicht so gut eingeschätzt“, berichtet der frischgebackene Deutsche Meister weiter.
Auf seine Ziele für die neue Saison angesprochen, erklärt Wellinger: „Ich möchte von Lillehammer bis Planica einfach jedes Wochenende ordentlich Skispringen, dann werden sicherlich wieder einige Podestplätze bei Herauskommen und hoffentlich auch Ergebnisse in den Gesamtwertungen, mit denen ich zufrieden bin.“
Und wie sieht es aktuell bei den weiteren DSV-Adlern aus? Skispringen-News.de hat sich im Springerlager umgehört.
Pius Paschke: „Ich war hier in Klingenthal und generell beim Sommer Grand Prix noch nie so gut platziert, wie dieses Mal. Es waren echt coole Sprünge. Generell mag ich es allerdings lieber im Winter zu springen, da auf Eis das Fahrgefühl ein bisschen feiner ist als auf der Keramikspur. Hier tue ich mich dann auch leichter, die ideale Position bis zur Kante zu finden. Aber heute hat es auch so gut funktioniert und es ist schön zu sehen, dass man vorne mit dabei ist. Im Winter geht es für mich in erster Linie darum, mich technisch weiterzuentwickeln. Letztes Jahr waren schon viele gute Sachen dabei, die ich aber noch konstanter abrufen und ausbauen möchte. Wie man in Klingenthal gesehen hat, entwickelt sich im Flug schon etwas. Darauf liegt mein Hauptaugenmerk und der Rest ergibt sich dann von alleine.“
Stephan Leyhe: „Letztes Jahr habe ich bis zur Vierschanzentournee sehr stark begonnen, danach wurde es eher durchschnittlich. Mein Ziel für den kommenden Winter sind Top-10 Platzierungen. Ich weiß, dass ich hierzu in der Lage bin. Beim Sommer Grand Prix in Klingenthal waren die Sprünge durchaus solide, auch wenn ich im Training schon deutlich bessere Leistungen gezeigt habe und daran leider nicht herangekommen bin.“
Karl Geiger: „Die Richtung passt, aber die Qualität der Sprünge könnte noch besser sein. Alles in allem gibt es noch etwas zu tun. Ich möchte mir daher auch erstmal keine großartigen Ziele setzen, sondern mich voll und ganz auf die finale Vorbereitung bis zum Start in Lillehammer konzentrieren. Es ist einfach wichtig, die Zeit bis dahin gut zu nutzen, denn die Form ist noch nicht ganz so, wie sie sein sollte. Noch kann man aber etwas tun, damit man im Winter gut dasteht.“
Philipp Raimund: „Klingenthal lief nicht so gut. Ich mag die Schanze nicht wirklich und es hat sich leider wieder gezeigt, dass ich hier nicht die Sprünge zeigen kann, die ich eigentlich kann. Nach dem guten Auftritt in Hinzenbach ist dieses Ergebnis hier schon ein bisschen ernüchternd, trotzdem bin ich aber mit Blick auf den Winter guter Dinge. Im letzten Jahr war mein zweiter Platz in Lake Placid mein absolutes Highlight. Ich werde nicht vergessen, wie hoch ich da nach dem Schanzentisch im Hang stand und ins Weite geguckt habe. Dieses Podiumsergebnis war mega geil und mein Ziel ist es, dort wieder hinzukommen. Ansonsten ist meine Devise für die Saison: dabei sein, mitmachen und Spaß haben.“
Adrian Tittel: „Auch wenn ich jetzt nicht mehr bei den Junioren springe, gehe ich die Saison so an wie im letzten Jahr. Ich versuche ganz normal meine Sachen zu machen und die Sprünge so zu verbessern, dass es passt. Dann schauen wir mal, was am Ende bei herauskommt. Für mich wird es ziemlich wichtig sein, Weltcuperfahrung zu sammeln. Ich versuche die Atmosphäre aufzusaugen, daraus zu lernen und gut skizuspringen.“
Constantin Schmid: „Mit dem Sommer Grand Prix Wochenende in Klingenthal bin ich nicht so zufrieden. Ich habe hier nicht meine besten Sprünge gezeigt und mich ein bisschen schwergetan. Aber wie man anhand der vorherigen Wochen gesehen hat, stimmt meine Form grundsätzlich schon. Letzten Sommer hatte ich deutlich mehr Ausschläge nach oben bzw. unten, dieses Mal war es alles sehr konstant. Die Basis ist aus meiner Sicht besser als im letzten Jahr. Ich hoffe, dass ich im Winter den Beweis hierfür erbringen und wieder häufiger oben aufschlagen kann.“