Der neue Meister in Slowenien heißt wieder einmal Timi Zajc. Nachdem der 20-Jährige bereits in den Jahren 2017, 2018 und 2019 nationale Titelgewinne feiern durfte, setzte er seine beeindruckende Serie auf der Normalschanze von Kranj fort. Einiges an Arbeit wartet dagegen noch auf die Prevc-Brüder, die mit den Podestplätzen wenig zu tun hatten.
„Je größer die Schanze, desto besser Timi Zajc“: Eine These, die man in der Vergangenheit durchaus aufstellen konnte. In der vergangenen Saison erlebte Timi Zajc ein Wechselbad der Gefühle. Vor allem um den Jahreswechsel mochte beim Youngstar so gar nichts gelingen. Nach Platz 23 bei der Tournee und den Rängen 29 und 33 auf der Normalschanze von Predazzo, mussten erst die ganz großen Bakken kommen, um den slowenischen Flugkünstler wieder in Form zu bringen. So meldete er sich mit zwei Podestplätzen am Kulm und Rang drei in Titisee-Neustadt eindrucksvoll in der Weltspitze zurück. Zajc ist ein typischer slowenischer Flieger, der sich nach dem Absprung ohne Angst nach vorne stürzt und mit viel Geschwindigkeit den Hang hinuntergleitet. Demzufolge gelang ihm auch sein einziger Weltcupsieg in Oberstdorf auf der Heini-Klopfer-Flugschanze. Umso erfreulicher für den Gesamt-14. des Vorjahres, dass es aktuell auch von der Normalschanze funktioniert. So sicherte er sich den Meistertitel mit 286,4 Punkte. Den Grundstein legte er in Durchgang eins, als er die Konkurrenz mit 108 Meter bereits um sieben Punkte distanzierte. Ein solider Versuch auf 105 Meter reichte am Ende, um Platz eins sicher zu verteidigen. „Ich bin ein wenig überrascht, ich hätte nicht gedacht, dass ich heute mit den Besten mithalten kann. Meine Sprünge sind noch nicht perfekt, ich habe immer noch viele Reserven“, wird der 20-jährige auf der Internetseite des slowenischen Skiverbandes zitiert. Zweiter wurde der 27-Jährige Rok Justin mit zwei gleichmäßigen Sprüngen auf 104 und 104,5 Metern und 277,8 Punkten. Durchaus eine Überraschung, zumal Justin in seiner Karriere erst viermal unter die Top-20 im Weltcup kam. Im Gegensatz zu den meisten Landsleuten, ist der Sprungstil des Silber-Medaillen-Gewinner mehr auf Höhe als auf Geschwindigkeit ausgerichtet. Demzufolge waren seine besten Platzierungen (18. in Predazzo und 16. in Rasnov) ebenfalls von der Normalschanze. Das Podest komplettierte der 22-jährige Boar Pavlovcic mit 273,6 Punkten. Ihm gelang im zweiten Durchgang mit 110 Metern auch der weiteste Satz des Tages. Wie Justin, kam Pavlovcic im Weltcup bislang nicht über einen 16. Platz hinaus. Der Sommer hat allerdings auch immer ein wenig seine eigenen Gesetze. Mit Ziga Jelar (4.) und Anze Lanisek (5.) verpassten zwei Springer, die sich im Vorjahr in der erweiterten Weltspitze etablieren konnten, das Podest knapp. Auf Rang sechs landete Sommer-Grand-Prix-Neuentdeckung Jan Bombek. Der 19.-Jährige machte in Wisla mit Rang 15 auf sich aufmerksam.
Prevc-Trio noch nicht in Form
Nachholbedarf haben dagegen die drei Prevc-Brüder. Peter Prevc konnte sich als Achter zwar immerhin in den Top-10 halten, sprang aber seiner Form vom Winter weit hinterher. Dieser hatte sich noch beim aller letzten Wettkampf der Saison in Lillehammer mit einen Sieg eindrucksvoll zurückgemeldet. Bruder Cene verpasste die Top-10 als Elfter knapp, nachdem er im ersten Durchgang mit 94 Meter nur auf Platz 18. rangierte. Noch schlechter lief es für den jüngsten im Bunde. Flug-Spezialist Domen Prevc bewies einmal mehr seine Antipathie für Normalschanzen und landete nur auf Rang 24. Allerdings fiel der 21-Jährige zuletzt auch wegen einer Handverletzung aus.
Favoritensieg bei den Damen: Ema Klinec fliegt souverän zum slowenischen Meistertitel
Bei den Damen holte sich Ema Klinec erwartungsgemäß den Meistertitel. Die 22-Jährige distanzierte ihre Konkurrentin mit Sprüngen auf 110.5 und 106 Metern sowie 292,1 Punkten deutlich. Damit deutete die Weltcup-Achte aus dem Vorjahr an, dass sie den Spitzenspringerinnen um Lundby, Hölzl oder Takanashi in der neuen Saison ordentlich auf die Pelle rücken könnte. Das Podium komplettierten Ursa Bogataj (108.5 m und 100.5 m; 265.9 Punkte) und Nika Kriznar (97.5 m und 104 m; 249.2 Punkte). Auf Rang vier verpasste die erst 19-jährige Jerneja Bercl das Podium mit 244,9 Punkten knapp. Fünfte wurde ehemalige Oberstdorf-Siegerin Spela Rogej. Insgesamt waren 20 Springerinnen am Start, was zeigt, dass die Sloweninnen durchaus breit aufgestellt sind. Zum Vergleich: Bei den norwegischen Titelkämpfen waren nur neun Springerinnen am Start.
Jugendmeisterschaften in Ljubona: Nika Prevc tritt in die Fußstapfen ihrer Brüder
In Ljubona wurden nun auch die größten slowenischen Talente der U20 und U18 gesucht. Von der HS-95 Schanze gewann Favorit Jan Bombek (266 Punkte), der auch durchaus Chancen haben dürfte, beim Weltcup-Auftakt dabei zu sein. Der 19-Jährige kam auf Weiten von 95,5 und 91 Meter und verwies Zak Mogl mit 22 Punkten Vorsprung auf Platz zwei. Dieser konnte in der Vergangenheit lediglich beim COC kämpfen und dürfte vorerst keine CHance auf das Weltcup-Team haben. Jenej Presecnik komplettierte das Podium mit 235,5 Punkten als Drittplatzierter. In der U18-Wertung siegte Maksim Bartolj knapp vor Gorazd Zavrsnik und Uros Vrbek. Bei den U20 Damen gewann Jerneja Brecl, die bereits bei den Erwachsenen-Titelkämpfen mit Rang vier das Podest verpasste, vor Katra Komar und Nika Prevc. Die 19-Jährige setzte sich mit Sprüngen auf 89,5 und 88 Metern souverän durch. In der U18 triumphierte dagegen Nika Prevc, die bereits Achte bei den Damen und Dritte in der U20 wurde. Die jüngere Schwester von Peter, Cene und Domen setzte sich mit 240 Punkten deutlich vor Nika Vetrih und Jerica Jesenko durch. Die Tatsache, dass Nika Prevc gerade einmal 15 Jahre alt ist, beweist, dass sie eindeutig das Talent ihrer Brüder besitzt und wohl schon bald auch den Weltcup aufmischen könnte.
Quelle: Berkutschi