Foto: Konstanze Schneider

Tournee-Sieg, Rang vier im Gesamtweltcup und zuletzt zwei Siege bei den einzigen Sommer-Grand-Prix Springen in Wisla: Nach seinem Weltmeister-Titel in Seefeld von der Normalschanze, hat sich Dawid Kubacki endgültig in der absoluten Weltspitze etabliert. Fast schon ein Wunder, dass der absprungstarke Pole bei den nationalen Titelkämpfen in Szczyrk um den Sieg ordentlich zittern musste.

Getreu nach dem Motto „ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss“, setzte sich der 30-Jährige mit 262,7 Punkten hauchdünn durch. Mit Sprüngen von 98 und 98,5 Metern verwies er Andrzej Stekala (261,7) und Klemens Muranka (260,2) auf die Ränge zwei und drei. Den weitesten Sprung des Tages landete jedoch der viertplatzierte Aleksander Zniszczol, der sich im zweiten Durchgang mit 101 Meter dicht ans Podest ran schob. Mit Maciej Kot und Stefan Hula landeten zwei weitere bekannte Gesichter auf den Rängen fünf und sechs. Piotr Zyla enttäuschte dagegen als Neunter, nachdem er den ersten Durchgang nach einem völlig verpatzten Sprung auf Rang 18 abschloss. Für Jakub Wolny lief es mit Rang 17 sogar noch schlechter. Nicht am Start war dagegen Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch, der aufgrund einer Krankheit nicht am Wettbewerb teilnehmen konnte.

Kubacki noch nicht in Vorjahres-Form – ehemalige Top-Talente machen Hoffnung

Schwierige Windbedingungen und heftiger Regen am Samstag machten die Meisterschaften für die polnischen Springer nicht unbedingt zu einem Vergnügen. Während vor allem jüngere Springer mit den Verhältnissen Probleme hatten, gilt Sieger Kubacki auch auf internationaler Ebene als Spezialist für Rückenwind-Verhältnisse. Wirklich überschwänglich äußerte sich der Sieger angesichts der auch in Polen schwierigen Corona-Lage nicht: „Es macht immer Spaß zu gewinnen, aber nur die Zuschauer können dem Ganzen einen Charme verleihen. Wir alle sind uns aber natürlich der schwierigen Situation bewusst“, zitiert „skijumping.pl“ den 30-Jährigen. Nach seinem fünften nationalen Einzel-Meistertitel dürfte ihm dennoch ein Stein vom Herzen gefallen sein. So erklärte er nämlich laut Sport PL, dass er im letzten Trainingslager in Oberstdorf nicht so gut abgeschnitten hatte, wenngleich Formschwankungen in der Vorbereitung normal seien. Vielleicht ein Grund warum mit Stekala und Muranka zwei Springer nur knapp hinter ihm landeten, die in den letzten Jahren nur selten Weltcup-Niveau zeigten. So gelangen dem Zweitplatzierten im März 2016 seine letzten Weltcup-Punkte, während in der letzten Saison lediglich Rang 35 am Kulm als bestes Resultat heraussprang. Dass beim 25-Jährigen jedoch durchaus Potenzial vorhanden ist, zeigte er bereits mit einem sechsten Platz beim Weltcup-Springen in Trondheim und zahlreichen Podest-Plätzen im COC. Noch früher als Stekala hat Klemens Muranka sein Können angedeutet. So wurde er bereits im Jahr 2007 im Alter von 13 Jahren völlig überraschenden Vize-Meister hinter Legende Adam Malysz. Wie sein Teamkollege konnte sich aber auch der heute 26-Jährige nicht dauerhaft im Weltcup durchsetzen. Mit zwei 27. Plätzen in Klingenthal und Rasnov gelang dem ehemaligen Wunderknaben in der vergangenen Saison nur zweimal der Sprung ins Finale. Für Trainer Michael Domezal sind die Leistungen der Medaillengewinner ein positives Zeichen, zumal die Vorzeige-Flieger Stoch, Kubacki und Zyla bereits über 30 Jahre alt sind.

Piotr Zyla revanchiert sich beim Team-Erfolg mit dem WSS Wisla

Nach seinem enttäuschenden neunten Rang, konnte sich Piotr Zyla zumindest beim Teamspringen am Sonntag rehabilitieren. Bei deutlich besseren äußeren Bedingungen, konnte sich der WSS Wisla in der Besetzung Piotr Zyla, Kacper Juroszek, Pawel Wasek und Aleksander Zniczczol mit 511 Punkten durchsetzen. Das Podium komplettierten die Teams „AZS Zakopane“ (458,5 Punkte) und „TS WIsla Zakopane“ (446 Punkte). In der inoffiziellen Einzelwertung setzte sich Zyla mit 276 Punkten vor Muranka, Zniczczol und Kubacki durch. Die wechselhaften Leistungen von Zyla hatten sich bereits beim letzten Lehrgang angedeutet. Hier sollen sich überragende Sprünge mit schlechteren Versuchen abgewechselt haben, wie Sport PL berichtet. Dem Sportportal zufolge ei Trainer Domezal mit seinen Top-Athleten bei den Titelkämpfen nicht ganz zufrieden gewesen sein. Dennoch betone dieser immer wieder, dass die drei Etablierten noch immer die besten im Team seien.

Überraschung bei den Damen: Joanna Szwab besiegt Kinga Rajda

Neben den Herren-Wettkämpfen, wurde in Szczyrk auch die beste polnische Skispringerin gesucht. Während die Herren im Skisprungzirkus seit Jahren die Spitze mitbestimmen, hat der Verband im Damen-Bereich ein wenig den Startschluss verschlafen. Im Weltcup gelang zumindest mit Kinga Rajda erstmals einer Polin der Sprung unter die Top-30 der Gesamtwertung. Bei den nationalen Titelkämpfen musste die 20-Jährige jedoch Joanna Szwab den Vortritt lassen. Die 23-Jährige sicherte sich die Goldmedaille mit Sprüngen auf 90,5 und 97 Meter. Eine gewaltige Überraschung, zumal diese beim Sommer-GP ins Frenstat lediglich 21. von 27 Springerinnen wurde. Rajda trumpfte derweil als Sechstplatzierte auf. Das Podium komplettierte Anna Twardosz, die bei 85.5 und 94 Metern landete. Eine neue Hoffnung bei den polnischen Damen könnte jedoch in recht ferner Zukunft dazu stoßen. So verkündete Dawid Kubacki, dass er demnächst Vater einer Tochter werde.

Ergebnis Herren

Ergebnis Team

Ergebnis Damen

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