Eva Pinkelnig (AUT); Willingen - Mixed-Team 28.01.22; Foto: Konstanze Schneider

Die Herren sind bereits in die neue Saison gestartet, in der nächsten Woche starten dann auch die Damen in die Saison 2023/24. Doch welche Highlights erwarten uns und von wem darf man was erwarten. Auf die große Saisonvorschau der Herren folgt nun die große Saisonvorschau für den Weltcup der Damen, die Aufschluss darüber geben wird, wann wo gesprungen wird und welche Athletinnen zu den Favoriten zählen.

Der Kalender 2023/24

Starten wird der Weltcup der Damen im norwegischen Lillehammer (1.-3.12.), wo die Damen genauso wie die Herren sowohl auf der Normal- als auch auf der Großschanze springen werden. Zwei Wochen später (14.-16.12.) wird erstmals ein Weltcup der Damen auf der Großschanze von Engelberg ausgetragen.


Über den Jahreswechsel wird es für die Damen auch in dieser Saison keine Vierschanzentournee geben, doch immerhin haben sich die Veranstalter in Garmisch-Partenkirchen (Wettkampf am 30.12.) und Oberstdorf (Wettkampf am 1.1.) dazu bereit erklärt, Damenweltcups zu veranstalten. Da fehlen nur noch Innsbruck und Bischofshofen für eine Tournee.


Anschließend macht der Weltcup in Villach halt (2.-4.1.), wo zwei Einzelwettkämpfe auf der Normalschanze ausgetragen werden. Danach erfolgt die einzige Reise der Damen nach Übersee. Das Ziel dieser zweiwöchigen Reise wird Japan sein. Zunächst wird es auf der Großschanze von Sapporo zwei Einzelwettkämpfe geben (12.-14.1.), ehe es in Zao wieder auf eine Normalschanze geht. Neben zwei Konkurrenzen im Einzel (19.1. und 21.1.), wird in Zao auch der erste Teamwettkampf der Saison stattfinden (20.1.).


Zurück in Europa, geht es im slowenischen Ljubno ebenfalls auf einer Normalschanze weiter (26.-28.1.). Dann wartet aber mit der Mühlenkopfschanze von Willingen eine weitaus größere Anlage auf die Damen. Am gleichen Wochenende wie die Herren (2.-4.2.) werden die Damen beim Kultweltcup im Sauerland für tolle Weiten und gute Stimmung sorgen.

Zwei Wochen später wird dann im rumänischen Rasnov (16.-18.2.) ein Phase eingeleitet, in der es wieder zurück auf die Normalschanze geht. Fortgesetzt wird diese Phase in Hinzenbach (23.-25.2.).


Die letzte Phase Phase der Saison sieht bei den Damen genauso aus, wie bei den Herren. Es wird nochmal in den hohen Norden gehen. Zunächst wird am 1. März in Lahti ein Weltcup ausgetragen, bevor mit den Wettkämpfen am 8. und 9. März in Oslo der Startschuss für die Raw Air fällt. Anschließend folgen noch die Stationen Trondheim (12./13.3.) und Vikersund (16./17.3.). In Vikersund wird dann nicht nur die Raw-Air, sondern auch die Weltcupsaison der Damen beendet. Ein echtes Highlight zum Abschluss der Saison, da es für die Damen zum zweiten Mal überhaupt auf eine Skiflugschanze geht. Diesmal werden die beiden Wettkämpfe sogar in die Weltcupwertung mit eingehen.

Die Favoritinnen auf den Gesamtweltcup

Da in den letzten vier Jahren vier verschiedene Springerinnen den Gesamtweltcup gewinnen konnten, scheint es auch in dieser Saison auf einen offenen Kampf um die begehrte Kristallkugel hinauszulaufen. Die Dominanzphasen von Maren Lundby und Sara Takanashi sind gebrochen, sodass es nicht mehr nur die eine Athletin gibt, die sich vom Rest des Feldes absetzt. Doch wer sind die Favoritinnen in der Saison 2023/24?


Ähnlich wie bei den Männern ist zu beobachten, dass gleich mehrere Nationen sehr heiße Eisen im Feuer haben. So auch wieder die Österreicherinnen. Allerdings hat eine Topspringerin des ÖSV von Beginn an nur Außenseiterchancen auf den Gesamtweltcup. Die Rede ist von Eva Pinkelnig, die aufgrund von Knieproblemen zunächst passen muss. Anscheinend handelt es sich um keine schwerwiegende und somit längerfristige Verletzung, doch der verspätete Start in die Saison bedeutet, dass Pinkelnig zunächst ein wenig Rückstand haben wird. Wobei ihr dennoch aufgrund der starken Vorsaison auch in diesem Winter wieder einiges zuzutrauen ist. Insgesamt konnte Pinkelnig in der letzten Saison fünf Wettbewerbe für sich entscheiden und stand fünfzehnmal auf dem Podest. Das sind Werte, die sich sehen lassen und die Nennung für den Kreis der Topfavoriten unumgänglich machen. Aber im österreichischen Team ist es nicht nur Eva Pinkelnig, die sich Hoffnungen auf eine erfolgreiche Saison 2023/24 machen darf. Auch Chiara Kreuzer sollte man nach einer starken Saison 2022/23 auf dem Radar haben. Nachdem es 2021/22 mit Platz 18 im Gesamtweltcup nicht ganz so rund lief, war Kreuzer im letzten Winter wieder ganz vorne mit dabei. Zwei Siege und viele Platzierungen unter den ersten zehn sprechen dafür, dass Kreuzer über viel Potential verfügt. Außerdem gehörte Kreuzer in fünf der letzten sechs Saisons (Ausnahme 2021/22) immer zu den besten zehn Springerinnen des Weltcups. Eine Attacke auf die vordersten Plätze würde somit niemanden überraschen.
Marita Kramer hingegen blickt auf eine eher durchwachsene Vorsaison zurück. 2021/22 war sie noch die dominante Frau des Winters und sicherte sich beeindruckend ihren ersten Gesamtweltcup, doch im vergangenen Winter konnte Kramer den hohen Ambitionen nicht gerecht werden. Lediglich Platz 15 im Gesamtweltcup sprang für Kramer heraus. Podestplätze holte sie nur am Anfang der Saison und auch die Top Ten sollte sie nach hinten raus öfters verpassen. Allerdings muss das nicht heißen, dass sich Marita Kramer auf einem Abwärtstrend befindet. In den Saisons zuvor hatte Kramer oft genug beweisen können, dass sie eine exzellente Skispringerin ist und deshalb ist davon auszugehen, dass die enttäuschende Vorsaison eher eine Ausnahme bleibt und Marita Kramer wieder vorne angreifen wird.


Neben dem ÖSV dürfte auch der DSV über Springerinnen verfügen, die den Winter mit starken Leistungen prägen können. Allen voran muss hier Katharina Schmid, ehemals Althaus, genannt werden. Seit mittlerweile sieben Jahren gehört Schmid zu den zehn Besten des Weltcups. Sechsmal davon gehörte sie zu den Top fünf und dreimal wurde sie schon Zweite in der Endabrechnung. Was jedoch weiterhin fehlt ist die große Kristallkugel. Oft genug hat es knapp nicht gereicht, warum also nicht in diesem Winter? Blickt man auf die Vorsaison zurück, liefert Schmid mit sieben Einzelsiegen und einem WM-Titel im Einzel definitiv Argumente dafür, dass ihr weiterhin Höchstleistungen zuzutrauen sind. Deutschland stellt auf jeden Fall eine absolute Topfavoritin auf den Gesamtweltcup.
Doch es scheint nicht nur Katharina Schmid zu sein, die das DSV-Team auf den ganz vorderen Plätzen vertreten kann. Eine weitere Anwärterin auf Weltcupsiege und Topplatzierungen ist die deutsche Meisterin Selina Freitag. In der letzten Saison gelang der 22-jährigen der Durchbruch. Freitag kann auf eine sehr erfolgreiche Saison zurückblicken, die ihr am Ende den fünften Platz im Gesamtweltcup bescherte. So gut war Freitag zuvor noch nie im Weltcup und zudem war es im Vergleich zur Vorsaison ein immenser Schritt nach vorne. So ist Selina Freitag inzwischen kaum noch aus den Top Ten wegzudenken. Außerhalb der Top Ten rangierte sie in der Vorsaison nur ganz selten. Doch trotz etlicher Podestplätze blieb Freitag der erste Weltcupsieg im Einzel noch verwehrt. Die Prognose, dass Selina Freitag 2023/24 ihren ersten Einzelweltcup gewinnen wird, ist alles andere als gewagt. Vielleicht kann ihr solch ein Sieg sogar den notwendigen Auftrieb geben, um gemeinsam mit Katharina Schmid den Gesamtweltcup anzuvisieren.


Zwei weitere Topfavoritinnen für die Saison 2023/24 kommen aus Slowenien. Dabei handelt es sich um Ema Klinec und Nika Kriznar. Zunächst zu Ema Klinec, die alleine schon aufgrund des ersten Skifliegen der Damen in Vikersund auf eine sehr erfolgreiche Vorsaison zurückblicken kann. Dort stellte sie nämlich mit 226 Metern den Weltrekord der Damen auf, den es ab sofort zu knacken gilt. Aber damit nicht genug, denn mit zwei Weltcupsiegen und insgesamt zehn Podestplatzierungen gehörte Klinec in der Vorsaison zweifelsfrei zu den besten Springerinnen des Winters. Das ist inzwischen auch nichts Neues mehr, denn die letzten vier Jahre erreichte Klinec stets die Top Ten des Gesamtweltcups. 2022/23 wurde sie sogar Dritte und konnte sich so ihre bisher beste Platzierung sichern. Darüber hinaus machen auch die Leistungen im Sommer Grand Prix Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison 2023/24. In drei Einzelwettkämpfen war sie am Start, einmal gewann sie und zweimal wurde sie Zweite. Die Form sollte also stimmen.
Gleiches gilt für Nika Kriznar, die wohl von allen Damen den besten Eindruck im Sommer hinterlassen konnte. Dabei schrammte Kriznar knapp am absoluten Maximum vorbei. 700 Punkte hätte man holen können, Kriznar holte 680. Also sechs Siege und ein zweiter Platz. Darauf lässt sich aufbauen und somit ist von Kriznar wieder mehr zu erwarten als im vergangenen Winter. Der neunte Platz im Gesamtweltcup 2022/23 ist sicherlich immer noch ein beachtliches Resultat gewesen, doch die Ansprüche von Nika Kriznar dürften etwas höher sein. In den vier Saisons zuvor war sie jedenfalls immer besser. 2020/21 gewann Kriznar sogar den Gesamtweltcup. Natürlich wird es bei der starken Konkurrenz alles andere als einfach zum zweiten Mal die große Kristallkugel zu gewinnen, doch mit dem Aufschwung des Sommers ist zu erwarten, dass Kriznar 2023/24 wieder näher an die Spitze heranrücken wird, als im Vorjahr.


Team Norwegen muss man ebenfalls zutrauen, in den Kampf um den Weltcup 2023/24 mit einzugreifen. Besonders Anna Odine Ström befand sich in der Vorsaison im Aufschwung. Vor allem ihre ersten drei Weltcupsiege brachten Ström in der Gesamtwertung des Weltcups bis auf Platz vier vor. Das war gleichzeitig die beste Endplatzierung für die Norwegerin, die in den drei Wintern zuvor eher weit von den Top Ten entfernt war. Ebenso spricht der Dritte Platz bei der WM-Entscheidung auf der Normalschanze für eine sehr gute Entwicklung. Wenn es Ström gelingt, diesen Aufwärtstrend fortzusetzen, dürfte sie auch 2023/24 häufiger auf dem Podest zu sehen. Ein ähnlich guter Platz im Gesamtweltcup wie 2022/23 wäre dann definitiv denkbar.
Auch Silje Opseth darf man bei den Norwegerinnen nicht außen vor lassen. Mit vier Einzelsiegen war sie 2022/23 sogar noch etwas erfolgreicher als ihre Teamkollegin Ström. Allerdings schlichen sich hier und da auch mal schlechtere Ergebnisse ein, sodass sie am Ende mit dem siebten Platz im Gesamtweltcup zweitbeste Norwegerin wurde. Dies war jedoch kein schlechtes Ergebnis, denn Opseth gelang es so zum vierten Mal nach einander die Saison unter den besten zehn abzuschließen. Dementsprechend ist sie inzwischen ein fester Bestandteil der Weltspitze. Mit bisschen mehr Konstanz ist sogar mehr als nur eine Platzierung unter den ersten zehn realistisch.


Die Japanerinnen haben mit Sara Takanashi wohl nur eine Springerin, die möglicherweise in den Kampf um die Kristallkugel eingreifen kann. Wie das geht, sollte Takanashi besser wissen als alle anderen, da sie bereits viermal den Gesamtweltcup für sich entscheiden konnte. Zudem ist sie mit 63 Siegen in Weltcupspringen nach wie vor die unangefochtene Rekordsiegerin. Allerdings gehört zur Wahrheit dazu, dass der letzte Gesamtsieg von Takanashi schon eine ganze Weile zurückliegt. In der Saison 2016/17 war das der Fall. Dennoch war sie danach weiterhin ein fester Bestandteil der Top fünf. 2022/23 riss diese beachtliche Serie jedoch. Mit Platz 10 im Gesamtweltcup war es tatsächlich die schlechteste Weltcupsaison von Sara Takanashi. Das ist gewiss Jammern auf sehr hohem Niveau. Eine Springerin, die seit 2011/12 ununterbrochen zu den Top Ten gehört und bis auf eine einzige Saison zu den besten Fünf zählte, nicht als Mitfavoritin zu benennen, wäre absurd. Natürlich steckt nach wie vor in Sara Takanashi immenses Potential und man muss ihr trotz des leichten Abwärtstrend weiterhin zutrauen, dieses Potential wieder abzurufen.
Weitere wirklich ernsthafte Anwärterinnen auf den Gesamtsieg im Weltcup haben die Japanerinnen eher nicht. Yuki Ito könnte man maximal als Geheimtipp nennen. Auch sie gehört schon seit Jahren zu den Springerinnen, die am Ende des Winters mindestens zur erweiterten Weltspitze zählten. Allerdings kam sie in den letzten vier Jahren nicht mehr über Platz acht im Gesamtweltcup hinaus. Die besten Jahre liegen somit schon etwas weiter zurück.


Bei den Herren springen die Kanadier schon seit vielen Jahren nicht mehr vorne mit, doch bei den Frauen sieht das mittlerweile anders aus. Besonders die erst 19-jährige Alexandria Louttit macht, spätestens seit ihrem WM-Titel in der vergangen Saison, Hoffnung darauf, so richtig durchzustarten. Außerdem gewann Louttit im letzten Winter in Zao ihren ersten Weltcup und gewann zu dem im heimischen Whistler die Junioren-WM. Damit war Louttit definitiv die Senkrechtstarterin 2022/23. Doch damit nicht genug, denn auch im Sommer konnte Louttit mit guten Resultaten glänzen. Insgesamt wurde sie Dritte im Sommer Grand Prix und nur beim letzten Springen in Klingenthal verpasste sie die Top Ten. Ansonsten war sie immer vorne dabei, viermal sogar auf dem Podium (immer Platz drei). Bei diesen zahlreichen positiven Ergebnissen ist es augenscheinlich, dass es bei der jungen Kanadierin in die richtige Richtung geht. Ob sie schon die Reife dazu hat, regelmäßig aufs Podest zu springen und so in den Kampf um den Gesamtweltcup eingreift, bleibt abzuwarten. Was aber schon fast sicher scheint ist, dass der 13. Platz aus dem Vorjahr nicht mehr lange das beste Endresultat im Gesamtweltcup bleiben wird. Alexandria Loutitt ist ganz klar der Geheimtipp für 2023/24.
Ob Louttits Teamkollegin Abigail Strate ebenfalls als Geheimtipp zu betrachten ist, wird sich zu Beginn der Saison herausstellen. Unwahrscheinlich ist es jedenfalls nicht, dass Strate in die Top Zehn des Gesamtweltcups vordringt. Denn ein Blick auf die jüngsten Resultat genügt, um zu sehen, dass sich auch Strates Entwicklung sehen lässt. Mit Platz 11 im Gesamtweltcup verfehlte sie die Top Ten nur denkbar knapp und war sogar besser platziert als ihre Teamkollegin Louttit. Besonders auffällig ist, dass Strate eine sehr konstante Springerin ist. Ausreißer nach unten waren im vergangen Winter sehr selten, sodass Top 15 Platzierungen bei Strate an der Tagesordnung standen. Auch die Ergebnisse aus dem Sommer Grand Prix waren beachtlich. Für Podestplätze reichte es zwar nicht, aber auch Strate sammelte stets Top Ten Ergebnisse, sodass sie den Sommer Grand Prix auf einem guten sechsten Platz abschloss. All diese Resultate deuten darauf hin, dass man Abigail Strate nicht unterschätzen darf.

Fazit: der Kampf um den Gesamtweltcup ist offener denn je. Im Vergleich zur Vergangenheit, gibt es nun mehrere Springerinnen, die auf höchstem Niveau performen können. Die letzten Jahre konnten bestätigen, dass es schnell zu Verschiebungen an der Spitze kommen kann. Wer nicht 100% gibt, wird schnell von der Konkurrenz überholt. Nahezu sicher ist, dass wir uns im Winter 2023/24 in den einzelnen Wettkämpfen wohl auf viele verschiedene Siegerinnen aus mehreren Nationen freuen können. Wer dann am Ende ganz oben steht, wird sich zeigen. Es sind viele Szenarien denkbar und jeder kleine Ausreißer nach unten kann die Hoffnungen zunichte machen.

Die Teams

Deutschland

Die Frage, die sich bei den deutschen Damen stellt ist, ob noch eine weitere Springerin zu den beiden Topspringerinnen Katharina Schmid und Selina Freitag aufschließen kann. Zwischen den beiden besten DSV-Springerinnen und dem restlichen Team war in der vergangenen Saison eine recht große Lücke entstanden, die es in dieser Saison zu schließen gilt. So war die drittbeste Deutsche Anna Rupprecht im Gesamtweltcup auf Platz 19 platziert. Die Top Ten in Einzelwettkämpfen erreichte sie dreimal, also deutlich seltener als Schmid und Freitag. Gleiches gilt für Luisa Görlich, die am Ende des Winters auf Rang 24 landete und nur einmal in die Top Ten sprang. Noch weiter zurück, auf Platz 29, lag Pauline Hessler, die es gar nicht schaffte, in die Top Ten zu springen. Da besteht definitiv Aufholbedarf, denn mindestens eine weitere Springerin, die regelmäßig unter die ersten Zehn springt, würde dem deutschen Team guttun. Vielleicht wird die erfahrene Juliane Seyfarth die Lücke schließen, nachdem sie mit guten Ergebnissen im Sommer wieder auf sich aufmerksam machen konnte.

Österreich

Wie sich bereits beim Überblick der Favoritinnen herausgestellt hat, verfügt Österreich über die meisten Topspringerinnen. Von daher ist es naheliegend, dass das ÖSV-Team bei Teamentscheidungen mal wieder ganz vorne zu erwarten ist. Auch deshalb, weil das Team neben den Topspringerinnen Pinkelnig, Kreuzer und Kramer noch über weitere gute Athletinnen verfügt. Eine dieser Athletinnen ist die erfahrene Jacqueline Seifriedsberger, die möglicherweise im kommenden Winter nochmal vorne angreifen könnte. Nach mehreren ehe durchwachsenen Jahren, sorgte der dritte Platz beim Sommer Grand Prix in Klingenthal im Oktober für Hoffnung, dass Seifriedsberger wieder vorne angreifen kann. Außerdem verfügt der ÖSV mit der 19-jährigen Julia Mühlbacher über eine Perspektivspringerin, der eine gute Entwicklung vorausgesagt wird. Ein dritter Platz bei der vergangenen Junioren-WM und ihre ersten beiden Platzierungen unter den ersten Zehn im Weltcup, zeigen, dass auch vom Nachwuchs der österreichischen Damen einiges zu erwarten ist.

Slowenien

Die Hoffnung der Sloweninnen hinter den beiden Mitfavoritinnen auf die große Kristallkugel, Nika Kriznar und Ema Klinec, kommt aus der slowenischen Skisprungfamilie schlechthin. Gemeint ist Nika Prevc, die mit erst 18 Jahren in jüngster Vergangenheit einige gute Resultate einsammeln konnte. Beispielsweise, in der Weltcupsaison 2022/23, in der sie mit einem dritten Platz in Hinzenbach, erstmals in ihrer Karriere auf dem Podest landete. Ebenso erfolgreich verlief für sie die Junioren-WM, bei der sie im Einzel zweite wurde. Noch erfolgreicher verlief für Prevc der Sommer. Lediglich beim zweiten Springen von Rasnov verpasste sie die Top Ten. Ansonsten war sie immer vorne mit dabei. In Szczyrk gelang ihr sogar einmal der Sprung aufs Podest. All diese Ergebnisse sind definitiv ein Anlass zur Hoffnung darauf, dass Prevc schon sehr bald zu Kriznar und Klinec aufschließen kann. Regelmäßige Platzierungen unter den ersten zehn sind bereits 2023/24 nicht mehr auszuschließen.
Dahinter hingegen, fehlt es den Sloweninnen nach dem Ausfall von Ursa Bogataj an möglichen Topspringerinnen. Ajda Kosnjek und Katra Komar, die 10. und 13. in der Sommer Grand Prix Wertung waren, besitzen Potential, sich weiterzuentwickeln.

Japan

Hinter Sara Takanashi und Yukio Ito haben die Japanerinnen weitere gute Springerinnen zu bieten, die sich in den letzten Jahren zumindest in der erweiterten Weltspitze etablieren konnten. Eine dieser Springerinnen ist Nozomi Maruyama, die mit dem 12. Platz im Gesamtweltcup 2022/23 zum bereits vierten Mal zu den zwanzig besten Springerinnen des Winters zählte. Ein Weltcupsieg blieb Maruyama bislang noch verwehrt, doch ein zweiter Platz in Willingen und ein dritter Platz in Hinzenbach, waren im letzten Winter Anzeichen dafür, dass Maruyama schon bald ganz oben stehen könnte. Außerdem blickt Maruyama auf einen erfolgreichen Sommer zurück, der ihr ausschließlich Platzierungen unter den Top Ten bescherte. Beim ersten Springen von Rasnov erreichte sie sogar Platz zwei. Ein weitere Saison unter den besten Fünfzehn ist von daher sehr wahrscheinlich. Die Top Ten sind definitiv in Reichweite.
Eine ebenfalls ambitionierte Springerin ist Yuka Seto. Ganz so erfolgreich wie Maruyama war sie zuletzt nicht, doch ein 17. Platz von Seto im Gesamtweltcup 2022/23 komplettierte das gute Teamergebnis der japanischen Frauen. Gleichzeitig bedeutete die Platzierung für Seto, dass sie zum fünften Mal den zwanzig besten Springerinnen angehörte.
Insgesamt scheint das japanische Frauenteam in der Breite sehr gut aufgestellt zu sein, da auch Haruka Iwasa (7. Platz) und Kurumi Ichinohe (8. Platz) im Sommer Grand Prix gut performen konnten. Da die Weltcupbilanz der beiden noch nicht so gut ist, wie die von Maruyama und Seto, wird sich zeigen, was die Sommerergebnisse im Winter wert sind.

Norwegen

Hinter den beiden Topspringerinnen Ström und Opseth, scheint Thea Minyan Björseth eine junge Springerin zu sein, der man den nächsten Schritt zutrauen kann. Grund dafür ist eine ordentliche Saison 2022/23, in der Björseth auf Platz 14 im Gesamtweltcup rangierte und somit in dieser Wertung für das bisher beste Ergebnis ihrer Karriere sorgte. Aber auch die Winter zuvor verliefen für die 20-jährige durchaus zufriedenstellend. Da waren es die Plätze 16 und 15, auf denen Björseth einfuhr. Das vorhandene Entwicklungspotential der jungen Springerin und die bereits ordentlichen Ergebnisse sprechen dafür, dass Björseth mitunter die Top Ten attackieren könnte.
Eine weitere Athletin, der man starke Ergebnisse zutrauen muss, ist Maren Lundby. Lundby zählt mit inzwischen 29 Jahren zu den erfahreneren Springerinnen und mit 30 Siegen im Weltcup fraglos zu den erfolgreichsten. Vor nicht allzu langer Zeit, gab es Phasen, in denen Lundby kaum zu schlagen. Dann folgten allerdings mehrere Jahre, in denen es nicht mehr so lief. In der letzten Saison war es lediglich Platz 20 im Gesamtweltcup für Lundby. Ihre schlechteste Platzierung überhaupt. Doch abschreiben sollte man Maren Lundby noch nicht. Das Potential ist bei ihr definitiv vorhanden, um wieder ganz nach vorne zu kommen. Doch da die Konkurrenz groß ist, scheint Lundby ein langer und schwerer Weg zurück an die Spitze bevorzustehen.

Weitere Nationen

Im Gegensatz zu den Herren haben die Französinnen immerhin zwei Springerinnen in ihren Reihen, die durchaus konkurrenzfähig sind. Eine von ihnen ist die junge Josephine Pagnier, die in den vergangenen Jahren einige gute Ergebnisse im Weltcup sammeln konnte. Ihre beste Saison absolvierte Pagnier im vorletzten Winter, als sie auf Platz elf des Gesamtweltcups einfuhr. Aber auch im letzten Winter gehörte sie mit dem 16. Platz der Gesamtwertung mal wieder zur erweiterten Weltspitze. Da Pagnier in den letzten zwei Jahren häufig in den Top Ten oder Top Zwanzig landete, ist sie auch in dieser Saison wieder eine Kandidatin für die erweiterte Weltspitze. Für ein noch besseres Abschneiden scheint die Konkurrenz noch zu stark zu sein.
Auch die mit 29 Jahren erfahrene Julia Clair ist eine feste Größe im französischen Team. Nach einigen eher mittelprächtigen Jahren, war sie im letzten Winter mit Platz 22 im Gesamtweltcup wieder nah dran an der erweiterten Weltspitze. Insgesamt reichte es bei zwei Wettkämpfen für Top Ten Platzierungen. Wenn es ihr 2023/24 öfters gelingt, unter die ersten Zehn zu springen, kann sie gepaart mit ihrer Erfahrung in die erweiterte Weltspitze vordringen.

Neben Frankreich hat auch Italien mit Lara Malsiner eine Athletin vorzuweisen, der der Sprung unter die besten Zwanzig des Weltcups 2023/24 wieder gelingen könnte. Denn in ihren besten Jahren, von 2017-2020, war sie schonmal ein fester Bestandteil der erweiterten Weltspitze. Danach kam allerdings nicht mehr viel. So reichte es im vergangenen Winter lediglich für Rang 25 im Gesamtklassement. Zumindest machen einige gute Ergebnisse aus dem Sommer COC Hoffnung darauf, dass Malsiner die Italienerinnen wieder weiter nach vorne bringt.

Noch unwahrscheinlicher ist es, dass sich die Finninnen wieder nach vorne schieben. Der Hoffnungsschimmer im Team ist Jenny Rautionaho, die in der letzten Phase der Saison 2022/23 bei der Raw-Air fast immer unter den ersten fünfzehn landete. Auch der elfte Platz beim Sommer Grand Prix von Klingenthal bestätigt den leichten Aufwärtstrend. Etwas mehr, als der 27. Platz im Gesamtweltcup des Vorjahrs ist also im Bereich des Möglichen.

Die weiteren Nationen scheinen in diesem Winter keine neuen Stars hervorzubringen. Nationen wie die Schweiz, die USA, China, Tschechien und Polen liegen bei den Frauen weit abgeschlagen hinter den Topnationen zurück. Mehr als das beharrliche Sammeln von einzelnen Weltcuppunkten ist den genannten Nationen nicht zuzutrauen. Lediglich Rumänien bringt mit Daniela Haralambie eine Springerin an den Start, die hin und wieder in die Top zwanzig oder vielleicht sogar Top fünfzehn vordrängen kann. Topplatzierungen sind jedoch eher unwahrscheinlich.

Fazit: Die Topnationen sind bei den Frauen fast die gleichen wie bei den Männern. Die einzige Ausnahme stellt Polen dar. Leider kommt Polen bei den Frauen nicht annähernd auf das Niveau der Männer. Dafür sind wiederum Kanada und Frankreich bei den Frauen deutlich besser aufgestellt als bei den Männern. Jedoch fehlt Nationen wie Kanada oder Frankreich die Breite, um Nationen wie Österreich, Deutschland, Norwegen, Slowenien und Japan zu attackieren. Somit liegt es auf der Hand, dass eine dieser fünf Nationen am Ende auch den Nationenweltcup gewinnen wird. Tatsächlich zeichnet sich eine Chancengleichheit ab, da sich alle Nationen in ähnlichen Situationen befinden. Alle verfügen sie jeweils über zwei Athletinnen, die in den Kampf um die große Kristallkugel eingreifen können und dahinter stehen bei jeder Nation Springerinnen bereit, die zu den Topstars aufschließen können.

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