Österreich und Wintersport. Das ist eine echte Liebesbeziehung. Beim alpinen Skifahren kennt jeder Hermann Maier und Marcel Hirscher und auch im Skispringen war Österreich lange die Benchmark, die besiegt werden musste. So kommt die Nation auf dreizehn Gesamtweltcupsiege, zwölf zweite Plätze und dreizehn Dritte. Insgesamt konnten mit 38 Top-3 Platzierungen genau doppelt so viele geholt werden, wie vom Zweitplatzierten Finnland. Nach der Dominanz bis 2013 ist in den vergangenen Jahren jedoch mehr Ruhe rund um das Team eingekehrt. Wir schauen uns die Top-Jahre von Österreich im Skispringen sowie die vergangenen Jahre an.

Im Jahr 2007 hat die Dominanz für die Alpenrepublik so richtig begonnen. Hier war ein Sieg von einem Österreicher so wahrscheinlich, wie dass Red Bull Salzburg die österreichische Bundesliga gewinnt. Zum Vergleich, die Quoten auf einen Titel von Salzburg sind bei Live Wetten bei 1,03 und stehen dabei besonders gut. Sturm Graz folgt auf Platz 2 lediglich mit einer Quote von 21,00. In der Saison 2007/08 holte Thomas Morgenstern den Gesamtweltcup und Gregor Schlierenzauer das Nordic Tournament. Im darauffolgenden Jahr gingen die Nationenwertung, das Nordic Tournament und der Gesamtweltcup (beides Schlierenzauer) wieder an Österreich. Auch die Vierschanzentournee (Wolfgang Loitzl) und Skiflug-Wertung (Schlierenzauer) wurden gewonnen. Im Winter 2009/10 konnte der Gesamtweltcup nicht gewonnen werden. Dieser ging an Simon Ammann, der knapp von Schlierenzauer, Morgenstern und Andreas Kofler verfolgt wurde. Im darauffolgenden Jahr schlug das Empire dann zurück. Der Dominator von 2010/11 war Morgenstern, aber auch Kofler, Martin Koch und Schlierenzauer konnten Einzelsiege für den ÖSV einfahren. Alle Mannschaftsbewerbe gingen ebenfalls an das Team aus Österreich. 

Insgesamt konnte von 2003 bis 2014 zehnmal die Nationenwertung gewonnen werden. Seit 2014 wurde kein weiterer Sieg darin verbucht. Einzig Stefan Kraft sticht heraus, der sich zweimal den Gesamtweltcup (2016/17; 2019/20) holen konnte. Ansonsten hat die Qualität des Teams insgesamt vergleichsweise stark nachgelassen. Schlierenzauer, der schon jung als Toptalent galt, plagte sich seit 2015 mit mehreren Verletzungen herum, nach welchen er nicht mehr zur alten Form zurückfand. Für die neue Saison erhielt er keinen Platz im ÖSV-Kader und gab erst vor Kurzem sein Karriereende bekannt. Sein jahrelanger Teamkollege Thomas Morgenstern musste 2014 zwei schwere Stürze hinnehmen. Danach startete er noch bei den Olympischen Spielen im russischen Sotschi und konnte dort mit dem Team den zweiten Platz erreichen. Nach der Saison 2013/14 beendete er jedoch seine Karriere. Auch Martin Koch beendete 2014 seine Skisprung-Laufbahn. Andreas Kofler verlor nach der Saison 2014 seine Form und konnte sich nicht mehr als Topspringer etablieren. Sein Karriereende hat er im Frühjahr 2019 bekanntgegeben.

Stefan Kraft hält Fahne seit 2014 hoch

In nur wenigen Jahren verlor das österreichische Skisprungteam damit eine große Breite an Qualität. Die Qualität ganz vorne mitzuspringen hat in den vergangenen Jahren nur Stefan Kraft bewiesen. Im Jahr 2014 konnte er seinen ersten Sieg feiern und holte sich in der Saison 2014/15 Rang drei in der Weltcup-Gesamtwertung. 2017 und 2020 krönte er sich dann zweimal zum Gesamtweltcup-Sieger. Mit 253,5 Metern hält er auch den Skiflug-Weltrekord.

Ansonsten finden sich aktuell keine Titelkandidaten mehr im Team. Daniel Huber konnte sich im vergangenen Jahr mit Rang zwölf sein bestes Gesamtweltcupergebnis sichern. Michael Hayböck konnte in seiner bisherigen Laufbahn wenigstens fünf Siege einfahren, ein echter Kandidat für den Gesamtweltcup war er bisher aber nicht. So ist es schlüssig, dass Österreich beim Nationencup abfällt. In der abgelaufenen Saison war man nur mehr auf dem vierten Rang, was für die Ansprüche des Landes zu wenig ist. Viele der derzeitigen Springer sind in ihrem besten Skisprungalter, sind aber noch keine Anwärter auf Titel. Eine Hoffnung liegt hierbei auf Jan Hörl. Der 22-Jährige ist seit 2019 im Weltcup und konnte schon einmal aufs Podest fliegen. Ob er aber an die goldenen österreichischen Skisprungleistungen anschließen kann, ist ungewiss. Aus der zweiten und dritten „Liga“, dem Continental- sowie FIS-Cup, sind jedoch schon jetzt viele Talente zu erkennen, die dem österreichischen Skispringen zukünftig wieder zu Glanz verhelfen könnten.