Podium Dreikönigsspringen - 69. Vierschanzentournee, Foto: Tadeusz Mieczyński / Skijumping.pl

Wenn ein Kamil Stoch einmal heiß läuft, dann ist er nicht mehr zu stoppen. Mit 139 und 140 Meter (300,7 Punkte) legte der 33-jährige in Bischofshofen ein fulminantes Finale hin und gewann souverän die Tages- und die Gesamtwertung. Dabei erhielt er im zweiten Sprung sogar zweimal die Traumnote 20. Für den Polen war es bereits der dritte Tourneesieg nach seinen Erfolgen 2016/17 und 2017/18. Mit insgesamt 1010,6 Punkten fiel dieser mit knapp 50 Zählern Vorsprung extrem deutlich aus.

Während Kamil Stoch einsam seine Bahnen zog, entbrannte hinter ihm ein spannender Kampf um das Podium. In der Tageswertung schob sich Marius Lindvik mit einem fulminanten Finalsprung auf 140,5 Meter (280,4 Punkte) vor auf Rang zwei. Ob der Norweger ohne seiner Kiefer-Verletzung „König Kamil“ gefährlich werden hätte können, werden wir aber leider nie erfahren. Mit Rang drei in Bischofshofen (138 und 133,5 Meter) landete auch Karl Geiger ein tolles Ergebnis im finalen Tournee-Springen. Umso erfreulicher ist dabei, dass er sich in der Gesamtwertung noch auf Rang zwei vorschieben konnte. Nach dem erneuten Tiefschlag am Bergisel also doch noch das „Happy-End“ für den 27-Jährigen, wenngleich es mit dem Tournee-Sieg auch dieses Jahr nichts wurde. „Der Tag heute hat echt gut getan. Das war absolut nicht selbstverständlich, weil mich die letzten Tage ganz schön geknackt haben. Da war schon ziemlich die Luft raus. Dass mir es heute nochmal so gelungen ist, ist einfach geil. Der zweite Sprung war nicht mehr ganz so gut wie der Erste und ich habe das mit viel Willensstärke runter bringen müssen“, so der sichtbar erleichterte Karl Geiger.

Kubacki rettet Rang drei mit 0,4 Punkten Vorsprung

Besonders knapp ging es im Kampf um Rang drei in der Gesamtwertung zu. Nachdem weder Halvor Egner Granerud (12.) noch Dawid Kubacki (15.) beim finalen Springen überzeugen konnten, behielt Zweiterer um gerade einmal 0,4 Punkte die Nasenspitze vorne. Umso ärgerlicher, dass Markus Eisenbichler mit 119,5 Meter bereits nach dem ersten Durchgang die Segel streichen musste. Für den Weltcup-Zweiten endete die Tournee nach ordentlichen Leistungen bei den ersten drei Stationen mit einer herben Enttäuschung. „Ich bin zur Zeit nicht ganz so sicher in der Anfahrtsposition und der Absprung ist nicht selbstverständlich. Auf so einer schwierigen Schanze kann man schon mal danebentreten. Sowas ist schon bitter, aber ich habe das schon so miterlebt. Da rege ich mich gar nicht so auf“, so der Siegsdorfer nach seinem misslungenen ersten Durchgang. „In Neustadt gibt es eine neue Chance und ich lasse mich da nicht rausbringen“, verspricht er.

Kraft und Johansson stark – Einige Verschiebungen in der Gesamtwertung

Bei einem spannenden Springen in Bischofshofen traten auch die starken Flieger wieder in Vorschein. So verpassten Stefan Kraft (275,9 Punkte) und Robert Johansson (274,8 Punkte) das Podium als Vierter und Fünfter nur knapp. Auch Michael Hayböck (6.), Piotr Zyla (7.) und Andrzej Stekala (8.) schafften den Sprung ins Vorderfeld. Nach dem überraschenden Aus von Anze Lanisek in der Qualifikation und Markus Eisenbichler in Runde 1, gab es auch in der Gesamtwertung noch einige Verschiebungen. So verbesserte sich der konstante Pole, Piotr Zyla, auf Rang fünf, während auch Ryoyu Kobayashi als Gesamt-Sechster sehr zufrieden sein dürfte. Punktgleich auf Rang sechs platzierte sich mit Andrzej Stekala der viertbeste des polnischen Team. Nach dem Beinahe-Aus in Bischofshofen eine fast schon dramatische Änderung der Ereignisse. Die Top-10 komplettieren Stefan Kraft, Peter Prevc und Daniel Huber.

DSV auch in Bischofshofen mannschaftlich enttäuschend

Nachdem Markus Eisenbichler in Durchgang 1 ausgeschieden war, absolvierte nur Karl Geiger alle acht Sprünge der diesjährigen Tournee. Positives gibt es jedoch von Constantin Schmid und Severin Freund zu berichten. Seinen starken 13. Platz aus Durchgang 1 konnte Schmid leider nicht ganz halten. Mit 132 und 131,5 Meter sowie Platz 18, konnte er dennoch sein mit Abstand bestes Resultat der letzten vier Springen einfahren. Damit dürfte einiges an Last von seinen Schultern gefallen sein. „So schnell kann es wieder in den zweiten Durchgang gehen, das war sehr erleichternd. Ich habe mich noch nie so über einen 18.Platz gefreut, wie heute“, so der Youngstar. Severin Freund gelang mit 125 und 131 Metern ein ebenso versöhnlicher Abschluss. Mit Rang 20 landete der Bayer sein bestes Tournee-Resultat. „Ich habe mich vom Timing hier etwas schwer getan. Der erste war ein bisschen früh, der zweite dann pünktlich. Das war aber ein schöner Abschlusssprung“, so der ehemalige Weltcup-Gesamtsieger zufrieden. „Die Tournee hat insgesamt Licht und Schatten gehabt“, bilanzierte dieser. Eher glanzlos beendete Pius Paschke die Tournee. Mit zweimal 122 Metern belegte er in Bischofshofen den 29. Platz. „Das war auch heute wieder durchwachsen. Ich habe mir für die Tournee auch ein wenig mehr erhofft und schaue, dass ich positiv weiter arbeite. Dann geht in dieser Saison noch einiges“, so Paschke. Martin Hamann konnte leider nicht an die positiven Leistungen von Garmisch-Patenkirchen und Innsbruck anknüpfen und schied mit 119 Metern in der ersten Runde aus. „Unterm Strich ist es 50/50. Zwei Springen gut, zwei Springen schade drum“, so das zweigeteilte Fazit des 23-jährigen nach seiner ersten kompletten Tournee.

Alles in allem täuschen die starken Leistungen von Karl Geiger und in Teilen von Markus Eisenbichler über ein mannschaftlich schwaches Resultat hinweg. So schafften es im Durchschnitt gerade einmal vier DSV-Adler ins Finale. Damit bleibt das Team in der Breite klar hinter den Leistungen der letzten Jahren zurück. Im Gesamtklassement reichte es für Eisenbichler zu Rang 16, während sich Freud, Hamann, Paschke und Schmid mit den Plätzen 27, 28, 30 und 35 zufrieden geben mussten.

Horngacher mit Vorflieger Geiger zufrieden: „Seine Leistung ist sehr hoch einzuschätzen“

Stefan Horngacher zieht alles in allem ein recht positives Fazit. „Karl ist die ganze Tournee sehr gut gesprungen und hat nur am Bergisel einen kleinen Fehler gemacht hat. Zweiter Platz hinter Kamil Stoch, der wenn er so in Form ist, fast unschlagbar ist. Die Leistung von Karl ist extrem hoch einzuschätzen“, so DSV-Trainer Stefan Horngacher. „Der Markus ist heute auf Vollgas gesprungen und das ist leider schief gegangen. Damit muss man leben im Skispringen. Beim Rest des Teams war das Licht und Schatten. Der Druck ist natürlich irrsinnig hoch und wir haben viele junge und unerfahrene Leute dabei. Ich habe aber das Gefühl, dass wir auf einen guten Weg sind und das wird auch schon bald wieder anders aussehen“, erklärt er. In Bezug auf einen Tournee-Sieg wird das deutsche Team jedoch noch mindestens ein Jahr warten müssen. „Letztes Jahr Dritter, dieses Jahr Zweiter, jetzt probieren wir es nächstes Jahr“, läutet der Bundestrainer den „Geiger-Countdown“ ein.

Ergebnis

Tournee-Gesamtwertung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert