Andreas Wllinger; Anze Lenisek; Martin Shmitt; Dawid Kubacki; Stephan Embacher at Red Bull Skoki w Punkt in Zakopane, Poland on April 5, 2025. // Kin Marcin / Red Bull Content Pool

Obwohl für die Skispringer in Planica bereits das offizielle Saisonfinale stattfand, ging die Reise für einige Top-Athleten noch weiter. Im polnischen Zakopane wurde erstmalig das sogenannte „Red Bull Target Jumping“ ausgetragen. Statt auf Weite kam es bei diesem Show-Event in erster Linie auf Präzision an – das Ziel war es, mit acht Sprüngen pro Team möglichst genau die Marke von 1000 Metern zu treffen. Den Sieg sicherte sich am Ende hauchdünn die Mannschaft von Teamkapitän Martin Schmitt.

Insgesamt fünf Teams gingen bei diesem erstmals ausgetragenen Wettbewerb an den Start, die von wahren Skisprunglegenden als Teamkapitän angeführt wurden. Martin Schmitt, Andreas Goldberger, Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Adam Malysz schickten jeweils vier Athleten auf der Großschanze ins Rennen. Doch bevor es so weit war, mussten zunächst die Legenden selbst ihr Sprungtalent noch einmal unter Beweis stellen. Auf einer Mini-Schanze (K4) traten sie gegeneinander an und gingen so selbst noch einmal auf „Weitenjagd“. Wie groß die Bedeutung dieses direkten Vergleiches im weiteren Verlauf noch werden würde, zeigte sich allerdings erst im späteren Tagesverlauf.

Auf der Großschanze ging es dann in erster Linie um Taktik und Präzession. Vor jedem einzelnen Sprung nahmen die jeweiligen Teamkapitäne Funkkontakt mit ihren Athleten auf und bestimmten anhand der derzeit vorherrschenden Windbedingungen gemeinsam die Anlaufluke sowie die zu erzielende Weite (auf die Einrechnung von Windpunkten und Haltungsnoten wurde bei diesem Show-Event verzichtet). Hinzu kam aber noch eine weitere Challenge: im laufenden Wettbewerb durfte jede Zielweite nur einmal verwendet werden. Während im ersten Durchgang von allen fünf Teams fast durchweg größere Weiten in Angriff genommen und erzielt wurden, waren im zweiten Durchgang von einigen Athleten Weiten deutlich unterhalb des Kalkulationspunktes gefragt. Denn das Ziel war nach allen acht Sprüngen mit dem Team möglichst nah an der 1000 Meter Marke zu sein.

Spannung bis zum letzten Sprung – Wellinger überzeugt mit Treffsicherheit

Die Entscheidung fiel erst mit dem letzten Sprung aller Teams und ihren jeweiligen Schlussspringern, die je nach Vorleistung ihrer Teamkollegen unterschiedliche Weiten erreichen mussten. Für Andreas Wellinger aus dem Team von Martin Schmitt standen am Ende noch 128 Meter auf der Uhr, die er mit einer Punktlandung tatsächlich erreichte. Damit hatte die Mannschaft exakt die Marke von 1000 Metern getroffen.

Danach ging es mit dem Polen Maciej Kot weiter, der für das Team von Gregor Schlierenzauer noch 140,5 Meter erzielen musste und in Absprache mit Schlierenzauer natürlich auch eine deutlich höhere Anlaufluke wählte als z.B. Wellinger zuvor. Nach einem Sprung auf 136 Meter kam das Team am Ende auf eine Gesamtweite von 995,5 Metern.

Für Daniel Tschofenig aus dem Team von Thomas Morgenstern und Domen Prevc aus der Mannschaft von Adam Malysz war die Vorgabe vor dem letzten Sprung mit jeweils 125 Metern identisch. Während Tschofenig bei 124 Metern (Gesamtweite des Teams: 999,0 Meter) landete, kam Domen Prevc in seinem Versuch auf 123,5 Meter (Gesamtweite des Teams: 998,5 Meter).

„Weitenjäger“ Schmitt sichert seinem Team mit einem 4 Meter Sprung den Sieg

Doch im Kampf um den Sieg wurde es noch einmal dramatisch. Gregor Deschwanden, der für das Team von Andreas Goldberger antrat, musste zum Schluss noch 107 Meter weit springen. Und ähnlich wie Wellinger zuvor sollte auch dem Schweizer dieses Kunststück mit einer Punktlandung gelingen. Damit erreichte sowohl das Team von Martin Schmitt als auch die Truppe von Andreas Goldberger mit den Sprüngen ihrer vier Athleten punktgenau die angestrebte Gesamtweite von 1000 Metern. In so einem Fall sah das Reglement vor, dass die beiden Teamkapitäne den Sieger unter sich ausmachen – und zwar durch ihre zuvor erreichte Weite auf der eigens präparierten Mini-Schanze (K4).

Hier zeigte Martin Schmitt, dass er nicht nur als Taktiker, sondern auch als Springer noch immer das gewisse Etwas besitzt: Mit einem Satz auf 4 Meter übertraf er Goldberger, der auf 3 Meter kam – und sicherte seinem Team damit den Sieg beim allerersten Red Bull Target Jumping.

„Fliegen, wie ein Schmetterling und zustechen, wie eine Biene“

Schmitts Team bestand aus Dawid Kubacki, Stephan Embacher, Anze Lanisek und Andreas Wellinger. Nach dem Triumph gab Schmitt einen Einblick in seine Teamstrategie: „Fliegen wie ein Schmetterling und zustechen, wie eine Biene“, scherzte er und lobte seine Athleten: „Die Jungs haben einen fantastischen Job gemacht. Es war wirklich toll.“ Anze Lanisek konterte mit einem Lächeln: „Er hat aber auch einen tollen Job gemacht, denn wegen ihm haben wir heute gewonnen. Danke Martin! Wir haben es genossen.“

Dawid Kubacki zeigte sich ebenfalls begeistert und brachte das Publikum zum Lachen: „Ich bin sehr glücklich, denn es ist mein erstes Podium in dieser Saison“, scherzte er schmunzelnd am Mikrofon. „Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, hier zu springen. Es war einfach eine tolle Atmosphäre hier in Zakopane.“

Auch Andreas Wellinger war von der Spannung des Events beeindruckt: „Es war ein toller Wettbewerb. Wir haben eine Rekordweite von Domen Prevc hier in Zakopane von 150,5 Meter gesehen, genauso wie 77 Meter von Piotr Zyla. Am Ende waren es vier Teams, die gerade einmal 1,5 Meter vom Ziel entfernt waren – das ist verrückt und hat unglaublich viel Spaß gemacht.“

Auf Rang zwei landete das Team von Andreas Goldberger mit Timi Zajc, Valentin Foubert, Jacub Wolny und Gregor Deschwanden vor der Mannschaft rund um Thomas Morgenstern, in dem Kacper Tomasiak, Aleksander Zniszczol, Alex Insam und Daniel Tschofenig an den Start gingen.

Treffsicherheit auch bei Alex Insam & Ryoyu Kobayashi

Neben Andreas Wellinger und Gregor Deschwanden konnten auch Alex Insam und Ryoyu Kobayashi mit jeweils einem ihrer Sprünge exakt die Zielvorgabe ihrer Teamkapitäne treffen. Eine Leistung, die beim Target Jumping von Red Bull den Unterschied machen kann im Vergleich zur sonst erforderlichen Weitenjagd. So hat Domen Prevc mit seinem neuen, inoffiziellen Schanzenrekord von 150,5 Metern im ersten Durchgang seinem Team das Leben vergleichsweise sogar etwas schwerer gemacht, da dadurch umso kürzere Sprünge (auch unter 100m) von den übrigen Teammitgliedern verlangt wurden.

Unter dem Strich bot das Red Bull Target Jumping nicht nur einen spannungsgeladenen Wettbewerb mit völlig neuem Ansatz, sondern auch ein Wiedersehen internationaler Skisprungstars in lockerer Atmosphäre.

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