Julian Hahn bei der Deutschen Meisterschaft 2018 in Hinterzarten; Foto: Jan Simon Schäfer

Vor einigen Tagen gab Julian Hahn (SG Nickelhütte Aue) das Ende seiner Skisprunglaufbahn bekannt. Wir haben mit dem 22-Jährigen über seine Beweggründe, die schönsten Erinnerungen und Zukunftspläne gesprochen.

Die Karriere von Julian Hahn begann im Alter von vier Jahren. Aus diesen ersten Versuchen wurde schnell eine Leidenschaft, die ihn auf viele Schanzen, auf das Sportgymnasium in Oberhof und in verschiedene Wettkampfserien führte. Im Alter von 15 Jahren dann der erste Erfolg auf internationaler Ebene – eine Silbermedaille mit dem Team bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen. Auf Einsätze und auch Podiumsplätze im Alpencup sowie im FIS-Cup folgten zahlreiche Teilnahmen am Continentalcup. Seinen letzten internationalen Wettkampf absolvierte der gebürtige Chemnitzer bereits im Dezember 2018.

skispringen-news.de: Julian, du musstest zuletzt verletzungsbedingt längere Zeit pausieren. Was war passiert und wie hängt das mit deiner Entscheidung zusammen, die Ski jetzt an den Nagel zu hängen?

Julian Hahn: Ich hatte letztes Jahr im Januar einen Sturz in Oberhof, bei dem es meine linke Schulter getroffen hat. Diese musste daraufhin kurze Zeit später operiert werden. Erst Mitte des Jahres konnte ich wieder langsam mit dem Training beginnen. Leider war die Schulter dann Anfang August im Training erneut ausgekugelt, sodass ich mich im September einer weiteren großen Operation unterziehen musste. Das war bereits der dritte Eingriff an der Schulter und hat natürlich wieder zu einer Trainingspause geführt. Insgesamt waren das jetzt knapp eineinhalb Jahre ohne richtige Trainings- und Wettkampfphasen. Deshalb habe ich mich zu dem Schritt entschieden, mit dem Skispringen aufzuhören. Die Gesundheit ist einfach das Wichtigste im Leben.

Was waren die schönsten Erlebnisse in deiner Karriere und woran erinnerst du dich besonders gerne zurück?

Die schönsten Erlebnisse waren für mich die Fernreisen nach Sapporo, Pyeongchang und meine zwei Amerikareisen zum Continentalcup in Iron Mountain. Eigentlich waren aber alle meine Reisen mit dem Sport sehr schön und werden immer im Gedächtnis bleiben. Auch die Wettkämpfe bleiben natürlich alle in Erinnerung, aber es gibt ein paar, die vorne dran stehen. Zum Beispiel mein erster Sommer Grand Prix in Courchevel (2017) oder mein erster internationaler Sieg in Falun (FIS-Cup, 2018). Ich könnte aber auch noch viele weitere aufzählen… Außerdem bin ich sehr dankbar dafür, dass ich durch diesen Sport viele Leute, national und international, kennengelernt habe. Dabei gibt es Sportler hervorzuheben, wo sich eine Freundschaft aufgebaut hat. Ein sehr guter Freund ist zum Beispiel Martin Hamann geworden, den ich schon seit meiner Kindheit bzw. meiner Anfangszeit als Skispringer kenne.

Welche Rolle haben die Rahmenbedingungen, also erst das Sportgymnasium und dann das Zoll Ski Team, für dich gespielt?

Die Bedingungen der Schule und der Behörde waren sehr wichtig. Ohne eine Sportschule mit Internat würde man den schulischen und den sportlichen Aspekt nicht unter einen Hut bekommen. Auch das Zoll Ski Team hat mir sehr geholfen, meine Ziele im Sport zu verfolgen. Die Bedingungen waren super und ich war perfekt abgesichert für die Zukunft – das sieht man auch jetzt, da mein Weg nach meiner Karriere jetzt auch beim Zoll weitergeht.

Welche Personen haben dich in den vielen Jahren besonders geprägt und unterstützt?

Da gab es viele, einige hatten jedoch einen besonders großen Anteil. Zum einen meine ganze Familie, Freunde und meine Freundin, die mich immer unterstützt haben. Dazu mein Trainer in Oberwiesenthal, Olaf Hegenbarth, der für mich sehr viel getan hat. Ich bin sehr dankbar, dass ich so eine Unterstützung erfahren konnte. Auch von meinem Heimattrainer in Grüna, Werner Hösel, und von Ralph Gebstedt, meinem ehemaligen Trainer in Oberhof.

Ist das Kapitel Skispringen für dich nun ganz abgeschlossen oder planst du, dem Sport in irgendeiner Weise verbunden zu bleiben?

Das Kapitel Skispringen ist für mich zwar als Sportler auf jeden Fall abgeschlossen, aber in keinster Weise komplett. Ich werde mich immer anbieten, ob in Oberwiesenthal oder in meinem Heimverein. Wenn einmal Not am Mann ist, werde ich versuchen zu helfen. Mal sehen, was die Zukunft für mich offen hält, vielleicht gibt es irgendwann mal eine Situation wo ich als Trainer oder in irgendeiner anderen Weise in dem Sport mitwirken und jüngere Sportler unterstützen kann.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für deine Zukunft!

Von Jan Simon Schäfer

Über den Autor: Schon als kleines Kind saß er begeistert vor dem Fernseher und wollte keinen Skisprungwettkampf verpassen. Nach dem ersten Besuch beim Weltcup in Willingen zog es ihn dann immer häufiger live an viele verschiedene kleine und große Schanzen. Dort verbringt er mittlerweile die meisten Wochenenden und ist als nebenberuflicher Fotograf und für skispringen-news.de vor allem im Nachwuchsbereich aktiv.

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