Was verbindet Antti Aalto und Artti Aigro, bis auf die Alliteration in ihren Namen? – Sie sind jeweils aktuell die besten Springer ihres Landes. Ersterer tritt für Finnland an, während zweiterer Estland vertritt. Beide halten die Fahne hoch für Länder, deren Teams ansonsten eher schwach aufgestellt sind und um jeden Punkt kämpfen. In dem vierten Part unserer Saisonvorschau schauen wir uns die Skispringerinnen und Skispringer aus Finnland und Estland genauer an.

Finnland: Antti Aalto mit Top-10 Potenzial?

Es gab eine Zeit, da zählten die finnischen Skispringer zu den Top-Nationen im Skisprung-Weltcup. Mit Janne Ahonen, Ari-Pekka Nikkola, Risto Jussilainen und Matti Hautamäki kämpften sie um die Siege, Podestplätze, Gesamtweltcupsiege und alles, was es sonst noch so im Skispringen zu gewinnen gibt. Doch diese Zeit ist schon über 10 Jahre her. Seitdem haben sich die Finnen weit von der Weltspitze entfernt. Ihr aktuell bester Springer ist Antti Aalto. Der 26-Jährige war im vergangenen Winter auf dem 37. Rang mit 90 Zählern der beste Skispringer aus dem finnischen Team. Regelmäßig schaffte er es in die Top-30 und sammelte damit konsequent ein paar Punkte ein, doch vergleichbar mit früheren Zeiten im finnischen Skispringen ist das wahrlich nicht. Außerdem ist zu vermerken, dass Aalto in den Weltcups 2018/19 und 2019/20 auf den Plätzen 25 und 32 im Endklassement besser platziert war, als im abgelaufenen Winter.

Doch es gab auch positive Lichtblicke in der abgelaufenen Saison. So konnte sich Aalto Rang 16 bei der Skiflug-WM in Planica 2020 und Rang 15 bei der Gesamtwertung der Vierschanzentournee 2020/21 sichern. Zu den Top-Events zeigte er sich also durchaus in einer guten Verfassung. Bis auf eine kurze Krankheitspause Mitte Oktober scheint er gut durch die Vorbereitung gekommen und fit für den neuen Winter zu sein. So ist zu erwarten, dass er mit einer guten Form in den Winter gehen wird. Wie auch schon in den vergangenen Jahren ist davon auszugehen, dass Aalto konsequent Punkte sammeln wird und sich vielleicht auch das ein oder andere Mal in den Top-10 platzieren kann, wenn alles zusammen passt. Dass er diese erreichen kann, hat er in den vergangenen Jahren durchaus schon unter Beweis gestellt.

Finnen mit schwachem Team in den neuen Winter

Die beste Einzelplatzierung im vergangenen Weltcupwinter hat jedoch nicht Antti Aalto vorzuweisen, sondern überraschenderweise Niko Kytösaho. Der finnische Meister im Einzel aus dem Jahr 2020 wurde 18. beim Weltcup in Engelberg im Dezember 2020. Des Weiteren gingen noch vier Plätze unter dem Top-30 auf sein Konto. Auch wenn er nicht so konsequent Punkte sammeln konnte, wie sein Teamkollege, so machte der 21-Jährige doch auf sich aufmerksam. Vielleicht kann er im kommenden Winter an die positiven Ergebnisse anknüpfen und sich weiter steigern.

Neben den beiden Erwähnten fehlen dem Team allerdings weitere gute Springer, mit denen sie im Weltcup mitmischen könnten. In den Teamwettbewerben des vergangenen Winters war der siebte Platz das höchste der Gefühle und auch andere Skispringer, die im Weltcup vereinzelt zum Einsatz kamen, zeigten schwache Leistungen. Auch im Continentalcup des vergangenen Winters hat sich kein finnischer Starter für den Weltcup angeboten. Somit fehlt es vor allem in der Breite im Team. In dem Bereich muss sich in den nächsten Jahren bei den Herren einiges tun, damit man wieder an die glorreichen Zeiten anknüpfen kann.

Damen mit ähnlichen Problemen wie die Herren

Julia Kykkänen ist gewissermaßen das weibliche Pendant zu Antti Aalto – zumindest, wenn man sich den letzten Weltcup-Winter anschaut: Konsequente Platzierungen zwischen Rang 20-30 im Weltcup. Keine Ausreißer nach oben, wenige nach unten. In der Saison 2013/14 sah das noch ganz anders aus, als sie Neunte des Gesamtweltcups wurde und zwei Mal als Dritte auf dem Podium stand. Doch dass sie noch ein Mal in die Weltspitze vordringt, ist nicht zu erwarten. Zu lange ist diese Zeit schon her und noch ein Mal wieder so nach vorne zu kommen, nachdem man schon eine Zeit weg von der Weltspitze war, ist quasi unmöglich. Neben ihr schaffte es lediglich Jenny Rautionaho Punkte für das finnische Team zu sammeln. Doch ihr Titel als finnische Meisterin aus dem Oktober diesen Jahres könnte ihr etwas Schwung und Selbstvertrauen für den kommenden Winter mitgeben.

Neben den beiden Springerinnen sieht es, wie auch bei den Herren, vorerst eher düster aus. In der kommenden Saison ist nicht damit zu rechnen, dass eine der Springerinnen in die Top-20 des Gesamtweltcups vordringt.

Este Artti Aigro durch Sprunggelenksverletzung ausgebremst

Während die Finnen, wenn auch ohne Erfolg, an den Teamwettbewerben im Winter teilnehmen konnten, so konnte der estnische Skispringer Artti Aigro nur davon träumen, mit einem estnischen Team an den Start zu gehen. Denn es fehlen die Skispringer in Estland, die an dem Teamwettbewerb auf dem Niveau teilnehmen könnten. Im gesamten letzten Weltcup-Winter nahmen lediglich zwei Skispringer aus Estland an den Wettbewerben teil: Artti Aigro und Kevin Maltsev. Artti Aigro wurde 43. des Gesamtweltcups. Damit schnitt er deutlich besser ab als sein Teamkollege, welcher, wenn er sich für die Wettbewerbe qualifizieren konnte, nie den zweiten Durchgang erreichte. Aigro hingegen sammelte 63 Punkte und konnte damit seine Punkteausbeute, im Vergleich zur Saison davor, mehr als verfünffachen.

Im Sommer konnte er beim Sommer-Grand-Prix nicht punkten, jedoch sicherte er sich den dritten Platz beim Continentalcup in Bischofshofen. Anfang Oktober verletzte sich Aigro dann jedoch beim Training am Sprunggelenk. Auf Instagram schrieb er dazu: „Ich muss für ein paar Wochen eine Pause vom Skispringen machen. Aber was einen nicht umbringt, macht einen stärker und ich freue mich auf die Wintersaison.“

Wann Aigro diesen Winter wieder ins Wettkampfgeschehen einsteigen kann, ist noch offen. Wir wünschen ihm eine gute Besserung und hoffen, dass wir ihn bald wieder im Weltcup sehen können. Während mit Artti Aigro wenigstens ein Skispringer im letzten Winter regelmäßig im Weltcup punkten konnte, so fehlt eine Skispringerin aus Estland gänzlich. Im letzten Winter hat keine Skispringerin aus Estland an den Wettbewerben im Weltcup teilgenommen. Und um überhaupt junge Mädchen für den Sport zu gewinnen zu können, fehlt es im estnischen Team noch an der Leitfigur, die junge Menschen begeistern kann. Wer weiß, vielleicht kann Artti Aigro diese Rolle zukünftig übernehmen.

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