Foto: Konstanze Schneider

Wenn am 28./29.12.2024 in Oberstdorf die 73. Vierschanzentournee beginnt, wird Ryoyu Kobayashi als Titelverteidiger an den Start gehen. Doch bei den bisherigen fünf Saisonstationen war der Japaner sehr deutlich von den übrigen Spitzenathleten entfernt. Daher stellt sich die Frage, ob es ihm rechtzeitig zur Tournee noch gelingt, in Form zu kommen. Skispringen-News.de hat sich mit dem „Grand-Slam Sieger“ der Saison 2018/19 hierüber unterhalten.

„Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit dem Wochenende“, resümierte Ryoyu Kobayashi nach den drei Wettkämpfen in Titisee-Neustadt. Und auch bei der Generalprobe für die diesjährige Vierschanzentournee in Engelberg kam er nicht über die Plätze 13 und 12 hinaus. Doch darf man den dreifachen Tourneesieger im Kampf um den goldenen Adler jetzt schon so einfach abschreiben?

Blicken wir hierzu einmal auf den letzten Weltcupwinter zurück, in dem sich ein ähnliches Bild zeigte. Vor der Vierschanzentournee erzielte Kobayashi keinen Tagessieg, stand lediglich bei einem Wettkampf auf dem Podium und beendete die beiden Springen in Engelberg gerade einmal auf den Plätzen 10 und 12. Damit zählte der inoffizielle Skiflugrekordhalter (291 Meter) auch damals nur zum erweiterten Favoritenkreis. Top-Favoriten waren andere. In Oberstdorf ließ er dann allerdings seine Muskeln spielen und belegte hinter Andreas Wellinger den zweiten Rang. Dieses unerwartete Resultat sorgte plötzlich dafür, dass der Knoten platzte. Die darauffolgenden Wettbewerbe in Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck sowie Bischofshofen schloss Kobayashi ebenfalls allesamt auf dem zweiten Platz ab und sicherte sich damit seinen dritten Gesamterfolg bei der Vierschanzentournee.

Doch wie groß ist die Zuversicht des Japaners selbst, dass ihm ein solches Kunststück dieses Mal erneut gelingen kann? Auf die Frage, was ihm derzeit noch fehlt, um wieder ganz vorne dabei zu sein, erklärt er uns ratlos am Mikrofon: „Ich weiß nicht, woran es aktuell genau liegt. Wenn Ihr mir den Punkt nennen könnt, würde ich es direkt versuchen umzusetzen.“ Aufgegeben hat er im Hinblick auf die Tournee allerdings nicht. „Es sind noch ein paar Tage bis zum ersten Wettkampf in Oberstdorf. Ich nehme mir die Zeit und bereite mich bestmöglich vor.“ Ob er als amtierender Titelträger mehr Druck verspürt, entgegnet er uns: „Dadurch, dass ich nicht in so einem guten Zustand bin, erwartet eigentlich keiner etwas von mir. Dementsprechend verspüre ich auch keinen Druck.“

Wer weiß, vielleicht ist genau dies auch die große Chance von Kobayashi, wenn er sich zu 100% auf sich konzentrieren kann und allen Erwartungen aus dem Weg gehen kann. Die Tournee hat in der Vergangenheit schließlich immer ihre eigenen Gesetze geschrieben und viele Überraschungen mit sich gebracht. Das Zeug für konstant starke Auftritte auf allen vier Schanzen hat Kobayashi in jedem Fall, was seine Tourneesiege 2018/2019, 2021/2022 und 2023/2024 beweisen. 2018/2019 gelang ihm sogar das Kunststück, als drittem Springer in der Geschichte der Vierschanzentournee alle vier Springen zu gewinnen. Zuvor schafften diesen „Grand-Slam“ nur Sven Hannawald und Kamil Stoch.

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