Andreas Wellinger und Pius Paschke haben den ersten Super-Team Wettbewerb in diesem Weltcupwinter für sich entschieden und der deutschen Mannschaft in Titisee-Neustadt einen Heimsieg beschert. Nach drei Durchgängen erzielte das DSV-Duo insgesamt 873,3 Punkte und verwies damit die Österreicher (Daniel Tschofenig/Jan Hörl; 850,0 Punkte) sowie die Norweger (Halvor Egner Granerud/Kristoffer Erikson Sundal; 829,2 Punkte) auf die Ränge zwei und drei.
„Es war ein sehr schöner Wettbewerb. Die Schanze war mega gut präpariert und ich habe selten in Titisee-Neustadt eine Konkurrenz erlebt, die von den Windbedingungen so fair war, wie diese. Es ist sonst oftmals sehr wechselhaft, aber heute war es wirklich ein Traum hier zu springen. Wir haben auf einem richtig guten Niveau agiert und sechs tolle Sprünge gezeigt. Wenn man dann am Ende ganz oben stehen darf, ist es umso schöner“, resümierte Paschke, den sein gelbes Trikot als Gesamtweltcupführender weiterhin zu beflügeln scheint. „Es könnte sogar sehr gut möglich sein, dass es mein erstes Podium überhaupt auf deutschem Boden war. Das muss ich mir nochmal genau ansehen, aber von dem her, umso schöner“, so der 34-Jährige weiter.
Wellinger und Paschke traten beim Super-Team Wettbewerb von Beginn an dominant auf und sammelten in allen sechs Sprüngen jeweils die meisten Punkte aller Nationen. Den souveränen Auftritt des deutschen Duos würdigten auch die zweitplatzierten Österreicher. „Wir haben ganz gut in den Wettkampf hineingefunden, aber die Deutschen waren heute einfach unschlagbar. Da müssen wir schauen, wie wir sie bei den nächsten Wettbewerben wieder ein bisschen mehr ärgern können. Dafür Hut ab, aber wir können mit dem zweiten Platz auch sehr gut leben“, bilanzierte Hörl, der gemeinsam mit Wisla-Sieger Tschofenig das „Super-Team“ Österreichs bildete.
Stefan Kraft wurde nicht nominiert, weshalb für ihn und viele weitere Athleten der Arbeitstag nach zwei Probedurchgängen vorzeitig endete. „Es ist immer eine schwierige Entscheidung für uns als Trainer und auch eine Art „Luxusproblem“. Genauso wie die Reduzierung auf fünf Startplätze im Weltcup, die uns bei der Breite an guten Leuten auch nicht entgegenkommt. Aber wir müssen damit umgehen, lieber so als anders“, führt ÖSV-Trainer Andreas Widhölzl hierzu aus.
Zufriedenheit herrschte dahinter auch bei den drittplatzierten Norwegern. „Im Ergebnis zeigt sich, wo wir momentan wirklich stehen. Gegenüber den Deutschen und den Österreichern sind wir aktuell im Hintertreffen, können aber dennoch mit unseren gezeigten Sprüngen zufrieden sein. Wir werden weiter hart daran arbeiten, um bei den nächsten Wettkämpfen noch näher an die beiden derzeitigen Top-Nationen heranzukommen“, bilanziert Halvor Egner Granerud.
Killian Peier und Gregor Deschwanden sicherten den Schweizern dahinter einen überraschend starken vierten Platz (807,6 Punkte) vor den beiden Japanern Ryoyu Kobayashi und Ren Nikaido (794,7 Punkte). „Mit dem heutigen Tag bin ich ehrlich gesagt nicht zufrieden, aber der letzte Sprung war mein bislang bester Versuch hier in Titisee-Neustadt. Das gibt mir Selbstvertrauen für die Einzelwettbewerbe morgen und übermorgen“, so Nikaido.
Ebenfalls im finalen dritten Durchgang der besten acht Nationen vertreten, waren die Polen (Aleksander Zniszczol/ Pawel Wasek; 791,5 Punkte), Slowenen (Timi Zajc/Anze Lanisek; 783,1 Punkte) und US-Amerikaner (Erik Belshaw/Tate Frantz; 723,8 Punkte), die sich auf den Rängen sechs bis acht einreihten. „Wir können mit dem Ergebnis natürlich noch nicht zufrieden sein, jedoch waren die Sprünge von Aleksander (Zniszczol) und Pawel (Wasek) schon recht gut. Generell war das Niveau dieses Wettkampfes aber unglaublich hoch. Meiner Meinung nach haben wir eine so hochklassige Konkurrenz wie heute bei einem Super-Team Wettbewerb noch nie zuvor erlebt. Mich haben vor allem die Schweizer sehr überrascht, speziell Killian Peier, der sich extrem verbessert gezeigt hat“, erklärt der polnische Cheftrainer Thomas Thurnbichler.
Für Finnland, die Türkei, Kasachstan und die Ukraine war der Wettbewerb nach zwei Durchgängen beendet. Die Franzosen verpassten bereits nach der ersten Runde die Qualifikation für die Top-12 Nationen und wurden am Ende 13.
Leyhe zeigt starken Trainingssprung – restliches deutsches Team noch mit Reserven
Während Paschke und Wellinger auf ganzer Linie überzeugen konnten, lief es bei den anderen fünf deutschen Athleten am ersten Tag in Titisee-Neustadt noch nicht komplett rund. Einzig Stephan Leyhe gelang es im ersten Training sein Potential unter Beweis zu stellen. Mit einer Weite von 138 Metern reihte er sich hier auf einer starken vierten Position ein. Im zweiten Probesprung platzierte er sich auf Rang 18 (133 Meter).
Für Markus Eisenbichler begann der Tag mit einer Weite von 127,5 Metern und Rang 33. Der Trend scheint bei ihm jedoch in die richtige Richtung zu gehen. So beendete er das zweite Training bereits auf Position 15 (134 Meter).
Karl Geiger sprang zum Auftakt auf 126 Meter und Rang 26. Im zweiten Durchgang gelang ihm ein kleiner Schritt nach vorne auf 130 Meter und Platz 23. „Es war ein ordentliches Training, auch wenn es noch nicht ganz auf dem Niveau gewesen ist, auf dem ich gerne wäre. Wichtig war jedoch heute auf der Schanze gut reinzukommen und den Rhythmus aufzunehmen. Das hat funktioniert“, so der Oberstdorfer anschließend.
Philipp Raimund startete mit einem Sprung von 130 Meter und Rang 26. Im zweiten Probesprung landete er bei 126,5 Metern und auf Position 34.
Nachwuchshoffnung Adrian Tittel fand sich nach einer Weite von 125,5 Metern im ersten Trainingssprung auf Rang 40 wieder, im zweiten Versuch steigerte er sich auf 127 Meter und Platz 36. „Dafür, dass es meine ersten beiden Sprünge überhaupt auf der Schanze in Titisee-Neustadt waren, ist es ganz ok gelaufen. Ich habe gut hineingefunden“, erklärte er später am Mikrofon.
Am morgigen Samstag findet der nächste Einzelwettbewerb der Herren statt. Los geht es um 16:00 Uhr. Zuvor beginnt um 14:30 Uhr die Qualifikation. Insgesamt sind 58 Athleten in Titisee-Neustadt am Start, die besten 50 Springer dürfen im ersten Wertungsdurchgang antreten.