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Rücktritte: Diese Adler haben sich verabschiedet

Daiki Ito (JPN); Skifliegen Planica 26.03.22; Foto: Konstanze Schneider

Am Saisonende verabschieden sich traditionell viele Skispringerinnen und Skispringer von der aktiven Laufbahn. Aus Sicht des deutschen Teams sind vor allem die Karriereenden von Severin Freund und Richard Freitag besonders bewegend gewesen. Doch auch viele internationale Athleten werden uns fehlen. Unter den jüngeren Springern gab es ebenfalls einige, die aufgehört haben. Skispringen-news.de bildet einen Ausschnitt der vergangenen Wochen ab.

Daiki Ito (Japan)

Bereits Anfang März hat der japanische Skispringer Daiki Ito bekannt gegeben, dass er mit 36 Jahren nun aufhören wird. Beim Skifliegen in Planica hat er seinen Abschluss gemacht – und wurde gebührend von Fans wie auch Springer-Kollegen gefeiert. Ito kam 2002 in den Weltcup und hat insgesamt vier Tagessieg erreicht, dazu noch einen Sieg mit der Mannschaft. Auch im Sommer-Grand-Prix war der Japaner dreimal erfolgreich und konnte sich 2010 die SGP-Gesamtwertung sichern. Zu seinen größten Erfolgen zählen das Mixed-Gold bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Val die Fiemme sowie die Bronze-Medaille im Team-Wettbewerb der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotchi. Daiko Ito war schon während seiner aktiven Laufbahn im Unternehmen Megmilk Snow Brand (Molkerei) tätig, sodass er auch nach seiner Sportlerkarriere dort weiterarbeiten kann.

Viktor Polasek (Tschechien)

Etwas überraschender als Ito war hingegen das Karriereende von Viktor Polasek. Mit 24 Jahren hat der Tscheche Anfang März seinen Rücktritt bekannt gegeben. Polasek hatte gegenüber Medien in Tschechien erklärt, dass er „in Sachen Abnehmen übertrieben“ habe, sodass er nicht mehr „die Energie hatte, normal zu leben“. Fakt ist, dass der 24-Jährige im Winter 2021/22 keinen Weltcup-Punkt mehr einfuhr. Polaseks größter Erfolg ist der Junioren-Weltmeistertitel 2017 in Park City (2017). Zudem konnte Viktor Polasek zweimal im Continentalcup gewinnen. Der Skisprungdirektor des tschechischen Skiverbandes, Jakub Janda, der den Rücktritt sehr bedauert und das FIS-Reglement gegenüber isport.blesk.cz kritisiert hat, lässt Polasek jedoch die Tür für ein mögliches Comeback offen. Es wäre nicht die erste Rückkehr eines Tschechen auf die große Skisprung-Bühne: So hat Radek Rydl im Frühjahr 2021 seinen Rücktritt bekannt gegeben, dann aber seine Entscheidung revidiert, um im Folgewinter wieder an den Start zu gehen.

Anze Semenic (Slowenien)

Definitiv Schluss ist hingegen bei Anze Semenic. Der 28-Jährige hat sich mit einem schönen Skiflug-Wochenende emotional vom Sport verabschiedet. Auf Instagram hat der Slowene seinen Rücktritt ebenfalls manifestiert und sich für die jahrelange Überstützung bedankt. 2013 ging Anze Semenic das erste Mal an den Weltcup-Start. Er konnte in Zakopane (2018) auch ein Einzelspringen für sich entscheiden. Dazu schaffte es Anze Semenic noch zweimal mit dem Team ganz oben auf das Podest. Hinzu kommen elf Tagessiege im Continentalcup. Seinen größten Karriereerfolg feierte Anze Semenic im slowenischen Silber-Team bei der Skiflug-WM in Oberstdorf (2018). Semenic verlor in den Folgejahren aber immer mehr den Anschluss an das slowenische Weltcup-Team. Auch deshalb ist nun Schluss.

Spela Rogelj und Zoran Zupancic (Slowenien)

Bei den slowenischen Damen gab es zum Saisonfinale in Oberhof einen besonders emotionalen Abschied. Mit Spela Rogelj tritt nämlich eine arrivierte Skispringerin der ersten Damen-Weltcup-Stunde ab. Die 27-Jährige war beim Start des neu geschaffenen Weltcups im Jahr 2011 mit dabei und hat diesem in den Folgejahren auch ein Gesicht mitgegeben. Ein Tagessieg in Lillehammer (2014) steht in der Weltcup-Visitenkarte von Rogelj, dazu noch ein Erfolg mit der Mannschaft. Verletzungen haben die engagierte Skispringerin immer wieder zurückgeworfen. Doch Spela Rogelj hat sich zurückgekämpft. Bei den Olympischen Winterspielen in Peking war sie in diesem Jahr dabei und konnte Rang neun erreichen. Zum Karriereabschied steht ein respektabler 12. Rang in der Gesamtwertung – die beste Platzierung seit der Saison 2015/16. Doch nicht nur Spela Rogelj wird dem slowenischen Damen-Skispringen fehlen, auch der Cheftrainer Zoran Zupancic wird nicht mehr Teil der Mannschaft sein. Im Sommer 2018 übernahm der 46-Jährige die slowenische Frauen-Mannschaft und formte sie in die Weltspitze. Olympia-Gold mit Ursa Bogataj, der Gesamtsieg mit Nika Kriznar (20/21) oder auch der Weltmeistertitel von Ema Klinec in Oberstdorf (2021) – es sind nur Ausschnitte der erfolgreichen Arbeit von Zoran Zupancic. Nach einem Monat hat der 46-Jährige jedoch einen neuen Vertrag erhalten.

Andreas Alamommo (Finnland)

Auch das Team Finnland verzeichnet einen Abgang: Der 23-jährige Andreas Alamommo gibt die Skier ab und beendet seine aktive Laufbahn. „Vielen Dank an die Skisprung-Familie für die Reise in den letzten Jahren. Es ist Zeit im Leben für das nächste Kapitel“, heißt es auf der Instagramseite von Alamommo. 2017 kam der Springer aus Rovaniemi in den Weltcup und schaffte es in der Saison 2018/2019 in die Punkte. Der Durchbruch im Weltcup gelang jedoch nicht, sodass Alamommo zumeist im Continentalcup unterwegs war. Seinen letzten Auftritt auf Weltcupniveau feierte Andreas Alamommo im Februar 2022 beim Heim-Springen in Lahti, ohne jedoch zu punkten.

Andreas Schuler (Schweiz)

Beim Saisonabschluss in Planica war es aus dem Schweizer Team nicht Simon Ammann, der seinen Rücktritt erklärt hat, sondern der deutlich jüngere Andreas Schuler. Mit 26 Jahren ist für den Springer vom Skiclub in Einsiedeln nun Schluss. „Nach schwierigen Jahren in meiner Skisprungkarriere habe ich mich in dieser Saison entschlossen, meine Karriere nach diesem Winter zu beenden. Ich bin allen sehr dankbar, die mich auf meinem Weg unterstützt haben. Ich nehme viele positive Erinnerungen aus den letzten 20 Jahren mit und bin dankbar, diese Art von Lebensschule gemacht zu haben“, so Schuler auf Facebook. 2014 feierte der Schweizer sein Weltcup-Debüt und konnte punktuell über die Jahre auch Zähler sammeln. Jedoch reichte es oftmals nicht für den Weltcup, weshalb Andreas Schuler zumeist im Continentalcup unterwegs war und dort auch einmal das Podest erklimmen konnte. Die meisten Erfolge sammelte der 26-Jährige in der Schweiz – auf insgesamt 13 nationale Medaillen kann Andreas Schuler zurückblicken.

Lennart Weigel (Deutschland)

Nicht nur im Weltcup-Team des DSV gab es zum Saisonende viel Bewegung. Auch bei den jüngeren Semestern verabschiedete sich ein Skispringer. Lennart Weigel vom SK Meinerzhagen beendet mit 21 Jahren seine aktive Laufbahn und fasst es auf Instagram mit den Worten „Ich habe fertig“ kurz und bündig zusammen. Doch für den jungen Mann aus Kierspe (Märkischer Kreis, NRW), der seine Ausbildung in Willingen genossen hat, geht es nun mit Köpfchen weiter: „Ich konzentriere mich nun voll auf mein Studium, welches ich im nächsten Sommer hoffentlich beenden werde und versuche schon mal praktische Erfahrungen zu machen.“ Lennart Weigel studiert aktuell Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Der 21-Jährige war in seiner aktiven Laufbahn international zumeist im Alpen- und FIS-Cup zu sehen. Auch auf nationalen Wettkämpfen war Lennart Weigel ein Stammgast. Im abgelaufenen Winter war der 21-Jährige zumeist im Deutschlandpokal unterwegs und konnte die Gesamtwertung für sich entscheiden.

Julian Wienerroither (Österreich)

Für ein sehr aufsehenerregendes Karriereende sorgte indes der Österreicher Julian Wienerroither. Mit 22 Jahren ist für den Mann aus Maria Alm (Bundesland Salzburg) Schluss. Doch zum Abschied hat der Skispringer vom SK Saalfelden ein denkwürdiges Instagram-Video geliefert, womit er es sogar in den Boulevard geschafft hat. Julian Wienerroither hat nämlich seinen letzten Sprung in einem Borat-Outfit – also fast nackt – absolviert.

Quelle: Julian Wienerroither (Instagram)

Seinen größten sportlichen Erfolg feierte er mit Team-Bronze bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen (2015) im österreichischen Tschagguns. 2017 gab Julian Wienerroither sein Debüt im Continentalcup, ein Jahr später durfte er auch im Sommer-Grand-Prix starten. Doch der Durchbruch im ÖSV-Team blieb in den Folgejahren aus. Fehlende Motivation und auch die Gewichtsproblematik haben Julian Wienerroither auf Anfrage von skispringen-news.de dazu bewogen, nun die Sprungbretter niederzulegen. Er möchte aber dem Skispringen verbunden bleiben und in diesem Jahr eine Trainerausbildung starten.

*Neue Rücktritte werden in separaten Beitragen veröffentlicht

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