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Saisonfazit Damen: Kramer und Team Slowenien glänzen in einem triumph-und tränenreichen Winter

Sara Marita Kramer (AUT) gewinnt in Willingen (Foto: Konstanze Schneider)

Trotz der ausgefallenen Springen in Asien und zum Saisonende in Russland, hatte der Skisprung-Winter der Damen einiges an Abwechslung zu bieten. Dies lag insbesondere daran, dass so viele Großschanzen-Wettbewerbe wie nie ausgetragen worden sind und zum anderen an der stetig höher werdenden Leistungsdichte der Athletinnen. Wir blicken auf die Geschehnisse der vergangenen Monate zurück und stellen fest wie nahe Glück und Leid manchmal zusammenliegen kann.

Bereits im vergangenen Winter hätte Sara Marita Kramer den Gesamt-Weltcup gewonnen, wäre da nicht ein positiver Corona-Test im rumänischen Rasnov gewesen. Eine leidvolle Erfahrung, die sie in der Saison 2021/22 endlich begleichen konnte. Von Beginn an dominierte die Österreicherin und gewann sechs der ersten zehn Einzelspringen und ließ sich den Vorsprung letztlich auch nicht mehr nehmen. Trotzdem war die 20-Jährige auch in diesem Winter wieder eher eine tragische Heldin – und erneut trug die Corona-Pandemie die Schuld dafür. Kurz vor den Olympischen Spielen wurde Kramer beim Weltcup in Willingen positiv getestet, womit die Spiele für sie gelaufen waren. Ein heftiger Nackenschlag für die Sportlerinnen und auch für das Damen-Skispringen im Allgemeinen.

Olympische Spiele: Slowenien im Goldrausch – Mixed-Springen wird zum Desaster


Im olympischen Alpensia Jumping Part dominierten demnach andere die Schlagzeilen. Beim Einzel-Wettbewerb sicherte sich die Sommer-Gesamtsiegerin Ursa Bogataj die Goldmedaille. Silber ging an die Oberstdorferin Katharina Althaus, die mit Gold im Visier im zweiten Durchgang bei schlechten Bedingungen in die Spur musste, mit dem Resultat aber dennoch zufrieden war. Das Podest komplettierte mit Nika Kriznar eine weitere Slowenin. Unglückliche Vierte wurde ausgerechnet die Japanerin Sara Takanashi, die ein weiteres Mal bei einem Großereignis knapp an einer Medaille vorbeisprang.

Für die ehemalige Seriensiegerin sollte es aber noch schlimmer kommen. Takanashi wurde beim Mixed-Springen disqualifiziert und schaffte es im zweiten Durchgang – in Tränen aufgelöst -nicht mehr, Japan doch noch auf das Podest zu führen. Bilder, die den abgelaufenen Winter leider auch geprägt haben. Team Japan sollte jedoch in guter Gesellschaft sein, da auch Deutschland, Norwegen und Österreich aufgrund von Qualifikationen nicht mehr vorne eingreifen konnten. Des einen Leid ist aber wie wir wissen des anderen Freud. Besonders groß war die Freude bei Team Kanada, dass in der Besetzung Strate, Loutitt, Boyd-Clowes und Soukup sensationell Bronze gewinnen konnte. Silber ging an das Team an die Russen. Trotz der zahlreichen Disqualifikationen, die einen dunklen Schatten über den Wettbewerb warfen, gewann mit Slowenien immerhin die Nation Gold, die den Wettbewerb ohnehin gewonnen hätte.

Dies lag insbesondere an den enorm starken Damen. Nicht nur Ursa Bogataj und Nika Kriznar (2. und 3. im Gesamt-Weltcup) sprangen eine grandiose Saison, sondern das slowenische Team im Allgemeinen. Ema Klinec, Spela Rogelj, Jerneja Brecl und Nika Prevc trugen dazu bei, dass das skisprungverrückte Land den Nationen-Cup klar vor Österreich und Japan gewann. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass bei der Raw Air mit Nika Kriznar und Ursa Bogataj zwei Sloweninnen vorne landeten. Marita Kramer konnte nach ihrer Corona-Erkrankung und dem psychologischen Tiefschlag leider auch nicht mehr konstant mit den beiden Himmelsstürmerinnen mithalten.

Althaus hält die deutsche Flagge hoch: Große Probleme in der Leistungsdichte

Etwas enttäuschend war hingegen der vierte Platz im Nationencup für das deutsche Team. An Katharina Althaus lag das aber gewiss nicht. Die deutsche Vorfliegerin konnte ihre kleine Formdelle aus dem vorherigen Winter vergessen machen und sprang im Weltcup achtmal auf das Podium und gewann ein Springen. Zudem war sie auch bei den olympischen Spielen mit der zweiten Einzel-Silbermedaille die gewohnt verlässliche Bank, selbst wenn mit ein wenig mehr Glück auch Gold drin gewesen wäre. Nach diesem Tag nahm die Saison für Althaus aber eine eher negative Wendung. Zuerst wurde sie im olympischen Mixed-Springen disqualifiziert, ehe sie sich mit Corona infizierte, mehrere Springen verpasste und im Gesamt-Weltcup nicht mehr vorne angreifen konnte. Rang vier insgesamt ist natürlich trotzdem ein gutes Resultat.

Weniger gut verlief der Winter hingegen für einen Großteil der anderen DSV-Adlerinnen. Erst auf dem 25., 26. und 28. Rang folgten mit Pauline Hessler, Juliane Seyfarth und Selina Freitag drei weitere Springerinnen. Luisa Görlich (33.) und Anna Rupprecht (36.) verpassten die Top 30 hingegen. Insbesondere für Rupprecht war es eine Saison zum Vergessen, nachdem sie im Vorjahr noch Gold beim WM-Mixed-Team-Springen gewinnen konnte und eine konstante Saison ablieferte.
Der Status Quo im deutschen Damen-Skispringen ist eher durchwachsen, wofür der neue Bundestrainer Maximilian Mechler aber auch auf Anhieb eine Erklärung liefern kann.

„Wir haben im Moment eine nicht ganz so große Leistungsdichte. Zum einen hat ein Generationen-Wechsel stattgefunden, wo viele verdiente Springerinnen aufgehört haben und zum anderen war unten drin mal ein kleiner Bruch da. Das hat auch damit zu tun, dass sich einige für die Kombination entschieden haben. Deswegen ist die Leistungsdichte im Mittelbau nicht ganz so groß“, analysierte der Coach gegenüber dem DSV“.

Kleine Nationen feiern Achtungserfolge: Stagnation in Polen

Während sich die kleinen Nationen im Herren-Bereich auch in diesem Jahr wieder schwer getan haben, durften wir uns beim Verfolgen der Damen-Wettkämpfe über einige positive Überraschungen freuen. In erster Linie wäre hierbei Frida Westholm zu nennen, die dem bereits todgeglaubten schwedischen Skispringen neues Leben einhauchte. Die in Norwegen trainierende Springerin sprang in Hinzenbach zweimal auf den vierten Platz und belegte Rang 13 im Gesamt-Weltcup. Noch mal zwei Plätze in der Endabrechnung platzierte sich Josephine Pagnier. Die 19-Jährige sprang auf der anspruchsvollen Großschanze von Willingen auf Platz vier und sicherte sich mit Rang drei in Hinzenbach ihren ersten Podiumsplatz. Nicht zu vergessen ist auch die Kanadierin Abigal Strate, die nicht nur das Mixed-Team zu Olympia-Bronze führte, sondern auch im Einzel Top-10-Plätze einfahren konnte. Beim abschließenden Weltcup in Oberhof tauchte mit der erst 16-jährigen Sina Arnet erstmals seit langer Zeit wieder eine Schweizerin im Weltcup auf und landete in beiden Springen in den Punkterängen. Wir dürfen uns in den nächsten Jahren also auf ein buntes Feld freuen. Schade nur, dass im eigentlich so skisprungverrückten Polen nichts weitergeht. Kinga Rajda erreichte als beste Polin Rang 42 im Weltcup.

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