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Nach Sturz in Planica: Daniel-André Tande meldet sich ausführlich zu Wort

Daniel-André Tande, Foto: Konstanze Schneider

Etwas mehr als zwei Monate nach dem Horror-Sturz zum Saison-Finale im slowenischen Planica, meldet sich Daniel-André Tande erstmals in einem emotionalen Interview des Norwegischen Skiverbandes selbst zu Wort. Der Norweger befindet sich bereits wieder im Training. Auch eine baldige Rückkehr auf die Schanze ist geplant.

Nach seiner Rückkehr nach Norwegen wurde Daniel-André Tande Mitte April aus dem Krankenhaus entlassen und nahm seither schrittweise das Training wieder auf. „Alles ist in Ordnung. Ich habe angefangen, wieder normal zu trainieren und das ist gut“, so der 27-Jährige aus Kongsberg in einem Interview des Norwegischen Skiverbandes am Mittwoch.

Neben seiner Verletzung der Lunge hatte sich Tande bei seinem Horror-Sturz zudem zwei Brüche seines linken Schlüsselbeins zugezogen, die seither mit 10 Schrauben fixiert werden mussten. Wie zum Zeitpunkt seines Komas vermutet wurde, musste sich der sympathische Norweger von vier inneren Hirnblutungen erholen, weshalb er voraussichtlich auch in ein einkünstliches Koma versetzt wurde. Somit konnten die Schwellungen und Blutungen gehemmt bzw. gestoppt werden. „Meine Familie und meine Freundin waren sehr besorgt, weil eine der Blutungen im linken Teil des Gehirns auftrat – dies ist der Bereich der Persönlichkeit. Wäre die Blutung zu stark gewesen, hätte ich als eine andere Person wieder aufwachen können“, erklärt der Schützling von Alexander Stöckl.

„Ich habe mit einem der Ärzte gesprochen, der mich an der Schanze behandelt hatte. Er hat mir erzählt, dass ich für zwei oder drei Minuten keinen Puls hatte“, erklärte Tande.

Keine Erinnerung an Sturz

„Ein Spaziergang mit meiner Schwester und ihrem Freund einen Tag bevor wir nach Slowenien gereist sind, ist das Letzte, woran ich mich erinnern kann. Ich denke, dass es auch gut so ist. Ich vermute, dass der ganze Vorfall für den Rest des Teams traumatischer ist, weil sie sich im Gegensatz zu mir erinnern können“, gibt der siebenfache Weltcup-Sieger zu.

Emotional erzählte der norwegische Skispringer über das Aufwachen im Krankenhaus in Ljubljana: „Ich habe das Bewusstsein wiedererlangt, als meine Mutter und meine Freundin im Krankenhaus in Ljubljana waren. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass mir wieder klar wird, warum ich eigentlich hier war. Ihre Anwesenheit bedeutete mir sehr viel. Als ich sie das erste Mal sah, flossen viele Tränen. Informationen über die allgemeine Situation und das Ausmaß der Verletzungen nach dem Aufwachen aus dem Koma zu bekommen, war nicht einfach, aber mit der Anwesenheit der Menschen, die ich am meisten liebe, war alles etwas leichter.“

Rückkehr auf Schanze im Juli geplant

Der Skiflug-Weltmeister von 2018 analysierte zudem seinen Flug anhand des Videos, welches die Skisprung-Familie erschüttern ließ: „Aus meiner Sicht sieht es nach einem sehr guten Sprung aus. In der ersten Flugphase, als ich mich auf die Skier legte, war der Anstellwinkel zu flach und die Skier nahmen viel Luft von oben auf. Ich habe versucht, die Ski etwas vom Körper wegzukippen, aber der Linke ist zu weit gegangen.“

„Bisher habe ich keine Angst vor den Sprüngen, aber vielleicht wird es eine Reaktion geben, wenn ich zum ersten Mal wieder oben stehe. Ich glaube aber nicht, dass es auf Normal- oder Großschanzen zum Problem und meine Sprünge beeinflussen wird. Wahrscheinlich werde ich aber nervöser sein, wenn ich wieder auf der Skiflugschanze bin, vor allem in Planica. Doch ich freue mich, nach Letalnica zurückzukehren, weil ich das wirklich tun möchte. Ich möchte die Schanze wieder bewältigen und weite Flüge zeigen“, versichert der Norweger, der seinen aktuellen Weitenrekord von 243,5 Metern in Planica aufstellte.

„Ich kann es kaum erwarten, auf die Schanze zurückzukehren und wieder im Weltcup anzutreten. Ich hoffe, im Juli wieder springen zu können. Ich werde den Juni nun dazu nutzen, mich vorzubereiten und in Form zu kommen, dann werden wir im Juli weitersehen“, erzählt Tande weiter.

Auf die Frage, ob ein Karriereende für den 27-Jährigen im Raum steht, lautete die kurze und knappe Antwort ganz klar: „Definitiv nicht!“

Quelle: Hopplandslaget

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